12.12.2017 11:37 Uhr

Welchen Anteil haben die BVB-Bosse am Absturz?

Welchen Anteil haben Michael Zorc und Aki Watzke an der BVB-Krise?
Welchen Anteil haben Michael Zorc und Aki Watzke an der BVB-Krise?

Borussia Dortmund steckt in der Krise, die früheste Trainer-Entlassung beim BVB seit Jahren spricht Bände. Auch Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc müssen sich nun der Kritik stellen. Welchen Anteil hat das Führungsduo am Absturz des Revierklubs?

Es war bezeichnend, wie Hans-Joachim Watzke und Michael Zorc auf der Pressekonferenz des BVB am Sonntag in die Kameras blickten. Niedergeschlagen, müde, ausgezehrt. Dabei war es eigentlich ein Tag des Aufbruchs in Dortmund.

Gerade hatte das Führungsduo mit Peter Stöger einen neuen Trainer vorgestellt, der den auf Tabellenplatz acht abgerutschten BVB wieder aus der Krise manövrieren soll. Doch Watzkes und Zorcs Gesichter waren gezeichnet von der jüngeren Vergangenheit, von den schweren, letzten Wochen. Und vielleicht auch von Fragen an sich selbst.

"Wer meint, Michael Zorc oder mich für die Entscheidung im Sommer zu kritisieren, der soll das tun", sagte Watzke offenherzig. "Das müssen wir akzeptieren."

Der Kritik müssen sich die beiden BVB-Bosse nicht nur in Bezug auf die Verpflichtung von Peter Bosz stellen. Der Abgang des glücklosen Niederländers täuscht nicht über eine Reihe unglücklicher Entscheidungen der BVB-Bosse hinweg, welche zur aktuellen Misere beigetragen haben.

Watzke und Zorc mit verfehlter Transferpolitik

Auf dem Transfermarkt lag die schwarzgelbe Führung in den letzten Jahren häufiger daneben. Rekord-Einkauf André Schürrle ist mittlerweile fast zur ungeliebten Altlast geworden, spielte, auch verletzungsbedingt, unter Bosz ebenso wenig eine Rolle wie vorher unter Thomas Tuchel.

Sommer-Transfers wie Mahmoud Dahoud, Ömer Toprak oder auch der spät verpflichtete Jeremy Toljan konnten bislang nicht nachweisen, die Mannschaft besser zu machen. Gerade die Abwehr ist seit dem Abgang von Mats Hummels eine Baustelle, in welche nur (zu) begrenzte Ressourcen investiert wurden.

Zudem hat der BVB, teilweise auch selbst verschuldet, im vergangenen Jahr sein einstiges Selbstverständnis verloren. "An irgendeinem Punkt ist etwas passiert, auch im psychologischen Bereich", sagte Zorc im Rahmen der Stöger-Vorstellung – und ergänzte ratlos: "Wir wissen auch nicht genau was."

Klar ist: Die Borussia ist im letzten Jahr durch eine turbulente Zeit gegangen. Der Anschlag auf den Mannschaftsbus, der Krach mit Thomas Tuchel, sportliche Höhen und zuletzt Tiefen. Nicht immer machten Zorc und vor allem Watzke in der Moderation dieser Ereignisse nach innen und außen eine gute Figur.

Rauball stützt, Fans verlieren Geduld

Der Rückhalt im Klub bröckelt allerdings zumindest öffentlich (noch) nicht. "Aki Watzke und Michael Zorc haben in den vergangenen zehn, zwölf Jahren überragende Arbeit geleistet. Beide haben mein vollstes Vertrauen", konstatierte BVB-Präsident Reinhard Rauball unlängst.

Anders sieht es bei den BVB-Fans aus. Bei der jüngsten Niederlage gegen Werder Bremen hagelte es gellende Pfiffe von den Rängen im Signal Iduna Park. Auch in den Online-Foren mehren sich die kritischen Stimmen.

Die Mannschaft ist dabei, ihren Kredit aufzubrauchen - und mit ihr indirekt auch die Bosse. Insgesamt ist die Stimmung im Umfeld angespannt. "Das ist logisch, denn dieser momentane Status ist nicht das, was wir uns bei Borussia Dortmund vorstellen", gibt Watzke zu.

Immerhin: Die Verpflichtung Stögers entfachte zumindest einen Funken Aufbruchstimmung rund um den Signal Iduna Park.

Stöger als Hoffnungsträger für Zorc und Watzke

Watzke und Zorc wissen, dass der ehemalige Köln-Coach auch für sie persönlich ein Hoffnungsträger ist.

Erreicht Stöger mit der Mannschaft das selbst definierte Saisonziel der direkten Champions-League-Qualifikation, dann bleiben auch ihre Positionen unumstritten. Die lange vermisste Ruhe beim BVB würde, so die Idealvorstellung der Bosse, wieder einkehren.

Sollte Stöger die Königsklasse jedoch verpassen, dürfte sich der Fokus der öffentlichen Kritik diesmal nicht auf den Trainer richten - sondern noch mehr auf die Dortmunder Macher eine Etage höher.

Moritz Wollert