25.12.2017 16:34 Uhr

Top-Duelle: Derby-Fieber & Carlo vs. den Rest der Welt

Der BVB und Schalke 04 lieferten sich ein Jahrhundert-Derby
Der BVB und Schalke 04 lieferten sich ein Jahrhundert-Derby

Das "Jahrhundert-Derby" beherrscht in der Meinung unserer Redaktion das Rennen um das Fußball-Duell des Jahres. Eine Nebenrolle spielen die Bayern-Trainer und ein HSV-Mäzen in Pöbellaune. Diesmal haben wir uns der Frage gewidmet: Was war das Duell des Jahres?

Tobias Knoop: Keine sehr originelle Antwort, aber das "Jahrhundert-Derby" zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 war natürlich DAS Duell des Jahres. Erst scheint der eine Erzrivale den anderen komplett aus dem Stadion zu schießen, dann startet dieser die Mutter aller Aufholjagden. Wahnsinn! Für Spiele wie dieses lieben wir doch den Fußball, oder?!

Florian Pütz: HSV-Geldgeber Klaus-Michael Kühne rang mit den Hamburger Vereinsbossen um seine Millionen-Investitionen. Das erinnerte in diesem Jahr zeitweise an einen verbalen Wrestlemania-Fight - nur ohne eingeölte Körper. Erst ließ sich der 80 Jahre alte Aktionär die 7,5 Millionen Euro für ein brasilianisches Innenverteidiger-Talent aus dem Ärmel leiern. Dann merkte er, dass das - wie so viele Investitionen - eventuell keine so gute Idee war und ließ den Hammer gegen alles und jeden beim HSV kreisen. Inklusive angedrohtem Zahlungsstopp. "Der HSV ist ein Phänomen, weil die Luschen immer hier hängen bleiben", sagte Kühne. Er selbst ist übrigens schon seit 2010 dabei.

Lars Plantholt: Ganz ehrlich: Mir fällt wirklich so gar nichts ein, was mich im abgelaufenen Jahr so richtig vom Sofa geschmissen hat. Jupp Heynckes vs. die Langeweile des Ruhestands ist aber ein Duell, dass auch für mich als allmählich alternden Mann noch Potential hat.

Falk Velten: Carlo gegen den Rest der Welt. Die krachende 0:3-CL-Niederlage im September gegen Paris Saint-Germain besiegelte das frühe Ende für Trainer Carlo Ancelotti in München. Der Spielberichtsbogen vor der wegweisenden Partie hatte bereits das große inner-bayrische Zerwürfnis angedeutet. Boateng auf der Tribüne, Robben, Hummels und Ribéry mussten auf der Ersatzbank schmoren. "Der Feind in deinem Bett ist der gefährlichste", erklärte Uli Hoeneß anschließend und beendete im gleichen Atemzug das Kapitel Ancelotti an der Säbener Straße.

Marc Affeldt: Das mediale Echo des sensationellsten aller sensationellen Revier-Derbys ist zurecht noch nicht verklungen, den Fans der deutschen Bundesliga dürfte sich 2017 aber noch ein weiteres Spitzenspiel ins Gedächtnis gebrannt haben: RB Leipzig gegen Bayern München. Wir schreiben den 13. Mai 2017. Ostern ist vorbei, Bayern also längst Meister, als man beim neuen Kronprinzen aus Leipzig gastiert und die Machtverhältnisse klarstellen will. Das gelingt auch, doch brauchen die Bayern einen fulminanten Drei-Tore-Schlussspurt, um RB mit 5:4 in die Schranken zu weisen. Der Ausgleich und der Siegtreffer fallen dabei in der Nachspielzeit. 

Heiko Lütkehus: PSG gegen Bayern. Zugegeben - es war keine dankbare Aufgabe für das Team von Carlo Ancelotti, am 27. September als erster ernstzunehmender Prüfstein auf Paris Saint-Neymar zu treffen. Die Euphorie um den brasilianischen Superstar war auch Wochen nach seiner 222 Millionen Euro teuren Verpflichtung ungebrochen. Bayern München kann ein Lied davon singen. Selten wurde der deutsche Rekordmeister derart vorgeführt wie im Champions-League-Duell mit PSG. Neymar, Kylian Mbappé und Edinson Cavani zeigten einem seltsam lethargischen FC Bayern beim 3:0-Erfolg schonungslos die Grenzen auf. Ein Weckruf für den stolzen Bundesligaklub, der Ancelotti in der Folge durch Altmeister Jupp Heynckes ersetzte und zurück in die Spur fand. Höhepunkt: Die geglückte Revanche beim Wiedersehen in der Allianz Arena.

Gerrit Kleiböhmer: Zugegeben, das "Jahrhundert-Derby" zwischen Schalke 04 und Borussia Dortmund ist noch nicht lange passé und deshalb jedem Fußball-Fan gut im Gedächtnis. Sicher ist aber, dass das 174. Revierderby für immer unvergessen bleibt. Vier Tore und eine der fulminantesten Halbzeiten der Schwarz-Gelben im Klassiker reichten nicht zum Sieg. Vielmehr schaffte Königsblau nach 97 Minuten purem Wahnsinn den für unmöglich geglaubten Ausgleich. Ein Spiel für die Ewigkeit.

Tom Kühner: Borussia Dortmunds 4:4 gegen Schalke 04; wie könnte es anders sein. Dieses Spiel hatte alles, was das Fußball-Herz begehrt.

Henrik Kuhl: Das Duell des Jahres war in diesem Jahr ein spannender Fünfkampf! Um den inoffiziellen Titel "bester Torschütze des Kalenderjahres 2017" stritten nicht nur die beiden üblichen Verdächtigen, Lionel Messi und Weltfußballer Cristiano Ronaldo. PSG-Star Edinson Cavani, Tottenhams Harry Kane und Bayern-Stürmer Robert Lewandowski hielten das Rennen bis zum Ende offen.

Ralf Amshove: Hannovers Fans gegen Kind. Sportlich läuft es bei Hannover 96, einem der Überraschungsteams der aktuellen Bundesligasaison, bestens. Abseits des Sportlichen rumort es allerdings kräftig. Klubchef Martin Kind möchte die alleinige Kontrolle über den Verein übernehmen, ein großer Teil der aktiven Fanszene will genau dies mit aller Macht verhindern. Die Schlammschlacht an der Leine beschäftigt nun auch die Gerichte. Fortsetzung folgt 2018 ...

Nils Marlow: The Extra Mile - der VfL Wolfsburg erfüllte irgendwie doch noch sein Saisonmotto 2016/17 und spielte in der Relegation gegen Eintracht Braunschweig. Vorher nicht als echtes Derby von Braunschweiger Seite angenommen, dürfte spätestens nach dem Abpfiff des Rückspiels klar gewesen sein, dass auch im kleinen Niedersachsenderby viele Emotionen mitschwingen. Das tröstete dann auch über die spielerischen Mängel in beiden Partien hinweg und machte das Aufeinandertreffen zwischen Millionentruppe und Traditionsverein zum großen Duell abseits des ganz großen Rampenlichts.