08.01.2018 15:26 Uhr

Paderborn freut sich auf "Freilos" Bayern

Ganz Paderborn fiebert dem Pokalduell mit dem FC Bayern München entgegen
Ganz Paderborn fiebert dem Pokalduell mit dem FC Bayern München entgegen

Ihren Humor haben sie beim SC Paderborn nicht verloren. "Ein Freilos" erwarte den Klub im DFB-Pokal-Viertelfinale, scherzte Sportdirektor Markus Krösche nach der Ziehung in der "Sportschau".

Gegen Bayern München, zitierte Mittelfeldspieler Massih Wassey bei "Reviersport" freimütig aus der WhatsApp-Gruppe des Drittligisten, "können wir auch in Laufschuhen spielen".

Trainer Steffen Baumgart allerdings ist mit Blick auf das Duell mit dem Branchenprimus Anfang Februar nicht zum Scherzen zumute. "Ich kenne keinen Profiverein, der sich die Münchner im Pokal wünscht. Das sind alles nur Erzählungen von Journalisten", sagte der Erfolgscoach dem "Westfalen-Blatt".

Gegen den Ausnahmezustand im beschaulichen Ostwestfalen wird allerdings auch der stoische Mecklenburger wenig ausrichten können. Der Andrang auf die Tickets jedenfalls ist so groß wie zuletzt beim Bundesliga-Intermezzo in der Saison 2014/15.

Aus dieser Episode datiert auch der letzte Pflichtspielvergleich mit den großen Bayern - bei dem Paderborn am 21. Februar 2015 mit 0:6 unterging. Mit den Worten "Vielen Dank für dieses tolle Erlebnis" hatte der damalige SCP-Trainer André Breitenreiter seinem Bayern-Pendant Pep Guardiola anschließend auf fragwürdige Weise gehuldigt.

Ende einer beispiellosen Talfahrt

Es war der Beginn einer beispiellosen Talfahrt. Der Aufsteiger gewann nur noch zwei der letzten zwölf Spiele, stieg als Tabellenletzter ab. Eine Klasse tiefer dann das skandalumtoste Trainer-Missverständnis Stefan Effenberg, das in den Zweitliga-Abstieg mündete. Im vergangenen Mai stieg Paderborn sportlich sogar in die Regionalliga ab.

Allein dank des Lizenzentzugs von 1860 München erhielt der SCP eine weitere Chance in der 3. Liga - und hat diese bis zur Winterpause exzellent genutzt. Nach 20 Spieltagen belegt die Mannschaft den zweiten Tabellenplatz, angesichts von acht Punkten Vorsprung auf den Aufstiegs-Relegationsplatz darf die neue Paderborner Generation von der Rückkehr in die Zweitklassigkeit träumen.

Dass die Mannschaft eine Klasse höher bereits jetzt mithalten könnte, deutete sie mit Heimerfolgen in den ersten drei Runden gegen die Zweitligisten St. Pauli (2:1), Bochum (2:0) und Ingolstadt (1:0) an. Segelte der SCP bislang allerdings weitgehend unter dem Radar des gemeinen Fußballfans, so wird der einzige Nicht-Erstligist im Viertelfinale nun umso stärker in den Fokus rücken. Nicht zuletzt wegen des Gegners.

Späte Anstoßzeit bereitet Kopfzerbrechen

Eine Verlegung in eine größere Arena, etwa nach Bielefeld, Dortmund oder Hannover ist offiziell kein Thema. "Wichtig ist, dass wir zu Hause spielen", sagte Baumgart, der gegen den haushohen Favoriten auf die gewohnte Atmosphäre in der 15.000 Zuschauer fassenden Benteler-Arena setzt.

Das würde auch bedeuten, dass Paderborn gegen Robert Lewandowski, Arjen Robben, James und Co. auf eine Übertragungschance im Free-TV verzichtet. Denn die Betriebserlaubnis für das Paderborner Stadion endet um 22:00 Uhr, seit 2009 nach dem Ostwestfalen-Derby gegen Arminia Bielefeld drei Anwohner in Stadionnähe erfolgreich gegen eine Sonderregelung klagten.

Die Aussicht auf eine juristisch wasserdichte Ausnahme, die eine Verlegung in die Prime Time ermöglicht, erscheint gering. Das zuständige Gericht habe "in der Vergangenheit DFB-Pokalspiele bis auf das Finale nicht als Sportveranstaltung von besonderer nationaler Bedeutung eingestuft", teilte ein Klubsprecher mit. Geschäftsführer Martin Hornberger hatte dem "Westfalen-Blatt" zuvor erklärt, er gehe davon aus, "dass unser Spiel am 6. Februar um 18:30 Uhr angepfiffen wird".

Finanzielle Einbußen hat Paderborn nicht zu befürchten. "Es gibt bei Livespielen im DFB-Pokal kein zusätzliches TV-Geld. Die Zeiten sind vorbei, heute fließt alles in einen Topf", sagte Hornberger. Aus diesem Pool kassierte der SCP mit dem Einzug in die Runde der besten Acht bereits knapp drei Millionen Euro. Beim Halbfinaleinzug wären weitere 2,55 Millionen Euro fällig - wenn es zum Wunder von Ostwestfalen kommt.