17.01.2018 14:47 Uhr

Meinung: Das "Kind" Aubameyang muss bleiben!

Pierre-Emerick Aubameyang steht zur Zeit im Kreuzfeuer der Kritik
Pierre-Emerick Aubameyang steht zur Zeit im Kreuzfeuer der Kritik

"Aubameyang: An Dreistigkeit nicht zu überbieten" ("kicker"), "Aubameyang ist beim BVB am Ende" ("Sportbuzzer"), "Hoffentlich werden die BVB-Fans von Auba erlöst!" ("Sport Bild") - die Kommentar-Spalten der großen Medienhäuser und Zeitungen überschlagen sich in diesen Tagen, wenn es um die Zukunft von Pierre-Emerick Aubameyang im Dress von Borussia Dortmund geht. Der eindeutige Tenor: Der Stürmer muss weg - am besten sofort! Doch ist das wirklich die beste Lösung für den Verein? 

Zugegeben: Der Gabuner hat einiges auf dem Kerbholz. Unerlaubte Filmdrehs auf dem Trainingsgelände, Maskenjubel gegen den Revierrivalen, Suspendierungen nach einem verpassten Besprechungstermin und nach einem nicht autorisierten Mailand-Trip. Achja, und zu schnell gefahren ist der Stürmer auch noch. Alles in allem ein paar Vorkommnisse zu viel, um sie lediglich als für sich allein stehende Kavaliersdelikte abzutun. 

Auf der anderen Seite hat Aubameyang die Schwarzgelben regelmäßig mit seinen Toren in den internationalen Wettbewerb geschossen. In der letzten Spielzeit durfte er sich mit 31 Treffern in 32 Bundesliga-Spielen völlig zu Recht ausgiebig als Torschützenkönig feiern lassen. Als es eine Woche nach dem Liga-Ende im Pokal-Finale darum ging, Verantwortung zu übernehmen, war der Stürmer zur Stelle und erzielte den späteren Sieg-Treffer vom Punkt aus. 

Erziehungsmaßnahmen ausweiten

Bei den gegnerischen Verteidigern gefürchtet, entschied er allzu oft mit seinen Treffern die Partien und machte sich unverzichtbar für den BVB. Noch vor einigen Monaten bangten Fans und Verantwortliche um ihren Torjäger ob des hohen Gehalts, das ihn ins Reich der Mitte locken sollte. Doch der Gabuner blieb in Dortmund und tat auch in 2017/2018 weiter das, was am besten kann: Toreschießen. Gleich 20 Stück in 22 Einsätzen. Möchte die Borussia diese Qualität wirklich einfach in den Wind schießen?

"Ich bin wie ein Kind, das es genießt, Fußball zu spielen", schrieb der Angreifer Mitte letzten Jahres auf Instagram und analysierte damit selbst wohl am allerbesten, wie der Klub mit ihm umgehen sollte. Aubameyang braucht jemanden, der ihn an die Hand nimmt, jemanden, der ihn einbremst, wenn er im mittlerweile arg standardisierten Profi-Geschäft zu Ausschweifungen neigt. Aber eben auch jemanden, der besagtem Kind nicht die Freude am Fußball raubt. 

Verzichtbar, oder doch nicht?

Wenn Aubameyang gut drauf ist, ist er unbestritten einer der weltbesten Vertreter auf seiner Position. Was bringen den Schwarzgelben schon kolportierte 60 bis 70 Millionen Euro, die ein schneller Transfer in die Kassen spülen könnte? Auf dem heutigen Transfermarkt ist dafür mit großer Wahrscheinlichkeit kein gleichwertiger Ersatz mit Sofort-Hilfe-Charakter zu haben. 

Als der Paradiesvogel 2013 von Saint-Étienne in den Signal Iduna Park wechselte, wussten die Verantwortlichen ohnehin genau, worauf sie sich einließen. Nun ist es Zeit, nochmal alle Energien zu sammeln und den Stürmer wieder in die Spur zu bringen. Statt Aubameyang vorschnell zu verkaufen, sollte der BVB dem Gabuner noch eine weitere Chance geben - nach einer deutlichen Ansage und mit klar abgesteckten Grenzen. Dann kann das Kind im Mann für den Verein noch unheimlich wertvoll werden.

Chris Rohdenburg