30.01.2018 12:35 Uhr

"Bis zum Hals in der Scheiße": VfL am Abgrund

Zu oft hatten die Bochumer gegen Bielefeld das Nachsehen
Zu oft hatten die Bochumer gegen Bielefeld das Nachsehen

Der VfL Bochum taumelt in der 2. Bundesliga immer weiter der Abstiegszone entgegen.

Beim VfL Bochum liegen die Nerven durch die immer rasantere Schussfahrt Richtung 3. Liga blank: "Wir stecken bis zum Hals in der Scheiße", polterte Innenverteidiger Patrick Fabian nach der 0:1 (0:0)-Heimpleite im Westduell der 2. Fußball-Bundesliga gegen Arminia Bielefeld.

Einmal in Rage machte der dienstälteste VfL-Profi auch seinem Unmut über die fortdauernden Querelen und immer negativere Atmosphäre beim gar nicht mehr so familiären Traditionsklub Luft: "Wir müssen uns bewusst sein, wo wir stehen, und damit meine ich nicht nur die Tabellensituation. Das Ganze, was bei uns passiert, ist nicht so einfach auszublenden und wird gefühlt auf dem Rücken der Mannschaft ausgetragen. Wir können nicht auf jeder Ebene Probleme haben. Es geht nicht mehr", sagte der 30-Jährige sichtlich angefressen.

Rasiejewski flüchtet sich in Galgenhumor

Fabians verzweifelt anmutender Appell zur Einheit erscheint nachvollziehbar. Vorstand gegen Spieler, Aufsichtsrat gegen Vorstand, Fans gegen Vereinsführung - tatsächlich zerlegt sich der frühere Bundesligist seit Monaten durch vielfältige Grabenkämpfe schon beinahe selbst in seine Einzelteile.

Die Quittung dafür kassiert der VfL in bedrohlich kleinen Abständen immer wieder auf dem Platz. Nach 53 Jahren ohne Unterbrechung in einer der beiden höchsten deutschen Spielklassen und sieben Jahre nach dem sechsten Bundesliga-Abstieg taumelt Bochum dem bitteren Sturz in die Drittklassigkeit entgegen.

Auch die Winterpause brachte nach nur zwei Siegen in den vorherigen neun Begegnungen nicht die erhoffte Besserung: Gegen Bielefeld verloren die Blau-Weißen auch ihr zweites Spiel im neuen Jahr und rangieren durch die insgesamt dritte Pleite nacheinander nur noch einen Punkt vor dem Abstiegsrelegationsplatz.

Trainer Jens Rasiejewski, vom umstrittenen Sportvorstand Christian Hochstätter als schon dritter Coach seit Saisonbeginn nach Gert-Jan Verbeek und Ismail Atalan installiert, flüchtete sich angesichts so manch fahrlässig vergebener Torchance gegen die Arminen in Galgenhumor: "Allmählich passt der Spruch: 'Täglich grüßt das Murmeltier'."

"Das müssen wir schleunigst ändern"

Der Frust des 43-Jährigen ist verständlich: Gerade einmal nur 18 Tore in den bisherigen 20 Ligaspielen sind die zweitschlechteste Trefferquote der gesamten Liga - nur das abgeschlagene Schlusslicht 1. FC Kaiserslautern traf bisher noch seltener (15 Tore).

Zwar bescheinigte der Ex-Profi seinem Team auch bei der vierten Heimpleite der Saison wieder einmal "aufopferungsvolle Bereitschaft". Aber auch Rasiejewski ist die Eigendynamik einer einmal in Gang gesetzten Abwärtsspirale bewusst: "Die Dinge, die wir im Moment machen, reichen nicht, um Spiele zu gewinnen. Das ist eine klare Erkenntnis, und das müssen wir schleunigst ändern."

Worauf die Bochumer dafür achten müssen, machte Fabian vor den "nächsten Drecksspielen" beim punktgleichen Rivalen Dynamo Dresden (Sonntag) sowie danach gegen den momentanen Relegationsplatz-Inhaber und Erstliga-Absteiger Darmstadt 98 jedenfalls schon einmal klar: "Wenn wir uns gegenseitig auseinanderdividieren, haben wir keine Chance."