06.02.2018 17:47 Uhr

Koeman zu Oranje-Amt: "Eine Herausforderung"

Ronald Koeman wird neuer Trainer der Elftal
Ronald Koeman wird neuer Trainer der Elftal

Ronald Koeman wurde am Dienstag als neuer Bondscoach der niederländischen Elftal vorgestellt. Trotz der verpassten WM-Qualifikation sieht er in der Elftal eine Perspektive.

Koeman gilt nicht unbedingt als großer Freund des deutschen Fußballs. Immer noch ist vielen jene Szene nach dem 2:1-Halbfinaltriumph von Oranje in Hamburg gegen Gastgeber Deutschland bei der EURO 1988 in Erinnerung, als er sich nach dem Trikottausch mit Olaf Thon mit den DFB-Dress seinen Allerwertesten abwischte. Selbst einige Teamkollegen geißelten die Aktion als dumm, dreist und unbeherrscht.

Aber Koeman sei zugute zu halten, dass er damals erst 25 war und ihm vielleicht die Emotionen 14 Jahre nach der WM-Endspiel-Niederlage der Niederländer gegen den Erzrivalen in München einen Streich gespielt hatten. Nachdem Oranje Deutschland aber bei der EM-Endrunde aus dem Weg geräumt hatte, wurde die Elf von Bondscoach Rinus Michel durch ein 2:0 gegen die Sowjetunion im Finale in München Europameister. Doppel-Endspieltorschütze Marco van Basten, Ruud Gullit und Frank Rijkaard waren die überragenden Akteure der Elftal - und auch Ronald Koeman gehörte zu den Leistungsträgern.

Bereit fürs Himmelfahrtskommando?

Im reifen Alter von 54 Jahren tritt der einstige Libero nun den Posten als Bondscoach an. Er unterschrieb einen Vertrag bis zur WM 2022 in Katar. "Ich hatte immer die Ambitionen, Bondscoach zu werden. Ich bin superglücklich und es ist für mich eine absolute Ehre, für die kommenden Jahre der Trainer der Elftal zu sein", sagte Koeman am Dienstag.

Ein Himmelfahrtskommando, denn zuletzt war es eher ein Schleudersitz, davon können seine unmittelbaren Vorgänger Dick Advocaat, Danny Blind und Guus Hiddink ein Lied singen. Nach verpasster EURO 2016 in Frankreich sind die einst so kreativen niederländischen Kicker auch bei der WM 2018 in Russland nur Zuschauer. "Wenn ich keine Perspektive sehen würde, hätte ich den Job nicht angenommen", sagte der Neue nun.

Kein neuer Robben in Sicht

Koeman, zuletzt als Teammanager in Diensten des FC Everton in der englischen Premier League, soll Oranje wieder an alte Erfolge heranführen. Allerdings wird es nach dem Nationalmannschaftsrücktritt von Bayern-München-Ass Arjen Robben nicht leicht, die Elftal wieder auf Weltklasse-Niveau anzuheben. "Wir haben vielleicht nicht mehr die allerbesten Spieler, aber das heißt nicht, dass wir kein gutes Team aufstellen können. Das wird eine Herausforderung", meint auch Koeman. Oranje ist im neuen UEFA-Wettbewerb Nations League Gegner von Deutschland, Koeman ist also sehr rasch gefordert.

Häufig wirkte der WM-Dritte von 2014 - damals unter Trainer-General Louis van Gaal - in letzter Zeit zu hausbacken und leicht ausrechenbar. Längst haben die Konkurrenten Mittel und Wege gefunden, um das niederländische Offensivspiel, das unter "König Johan" Cruyff als "Voetball total" Weltgeltung erlangte, im Keim zu ersticken. Und den Van-Gaal-Nachfolgern fehlte vor allem ein Plan B oder C, um sich zu behaupten.

Ex-HSV-Profi kümmert sich um den Nachwuchs

Koeman, der bereits bei der WM 1998 als Assistent von Hiddink im Einsatz war, ist hier als Taktik- und Ideengeber gefordert. Er präferiert zwar das klassisch-niederländische 4-3-3-System, ist aber der Meinung, "dass ein Team mehrere Systeme spielen können muss".

Koeman ist allerdings nur der eine neue Hoffnungsträger. Der ehemalige Hamburger Bundesliga-Profi Nico-Jan Hoogma ist neuer Sportdirektor und soll für neue Strukturen im Verband sowie in der Nachwuchsschulung sorgen. Der 49-Jährige unterschrieb bis 1. Juli 2022 beim KNVB.