16.02.2018 16:11 Uhr

Gladbach in der Krise: 5 Gründe für den Absturz

Borussia Mönchengladbach hat sich aus der Spitzengruppe verabschiedet
Borussia Mönchengladbach hat sich aus der Spitzengruppe verabschiedet

Borussia Mönchengladbach hat sich mit einem katastrophalen Rückrundenstart aus der Spitzengruppe der Bundesliga verabschiedet und findet sich plötzlich auf Rang zehn wieder. Vor dem Spiel am Sonntag gegen Borussia Dortmund  analysieren wir die fünf Hauptgründe für den Absturz der Fohlen.

1. Ungefährlich vor dem Tor

Das Hauptproblem der Gladbacher liegt im Moment vor allem in der Offensive, drei torlose Spiele in Folge sprechen eine deutliche Sprache. Die Fohlen erspielen sich zwar eine Reihe von Großchancen, doch es fehlt an Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. 

Trainer Dieter Hecking ließ die Mannschaft in dieser Woche schon extra Schichten im Bereich Torabschluss schieben. "Wir sehen auch dass wir uns viele Chancen herausspielen, dann aber zu wenig Tore machen", so der 53-Jährige in der Pressekonferenz am Freitag. "Wir haben gezielte Übungen gemacht und viel Torschuss trainiert. Deswegen hat man aber leider keine Garantie, dass es sofort wieder funktioniert."

Konnten die Gladbacher in der Hinrunde noch starke 63 Prozent ihrer Großchancen nutzen, so sind es in der ersten fünf Rückrundenpartien nur noch 20 Prozent. 

2. Raffael fehlt an allen Ecken und Enden

Der Brasilianer Raffael fehlte zuletzt zwei Spiele mit einer Wadenverhärtung und wurde auch gegen Stuttgart erst in der zweiten Hälfte eingewechselt. Dass Dieter Hecking seinen angeschlagenen Torjäger gegen den VfB überhaupt brachte, zeigt, wie sehr die Gladbacher den Routinier brauchen.

Im Moment pendele der 32-Jährige laut Hecking "zwischen Massagebank und Trainingsplatz hin und her", der 32-Jährige verspüre immer noch Nachwirkungen seiner Wadenverletzung. Sein Einsatz gegen den BVB ist ebenfalls fraglich.

Selbst wenn Raffael nicht bei 100 Prozent ist könnte er den Gladbachern allein durch seine Präsenz weiterhelfen. Er ist ein erfahrener, torgefährlicher Spieler (7 Saisontreffer), der auch die Angreifer um ihn herum mit seiner Spielstärke besser macht.

3. Lars Stindl in der Formkrise

Kapitän Lars Stindl steckt im Moment in einer tiefen Schaffenskrise. Das letzte Mal traf der Nationalspieler am 18. November 2017 gegen Hertha BSC Berlin. Seitdem wartet er auf ein Erfolgserlebnis, inzwischen seit fast 1000 Minuten.

Stindl wirkt müde und überspielt und man merkt ihm an, dass ihm der Confederations Cup des letzten Sommers in den Knochen steckt. Gladbach konnte es sich aber auch nicht erlauben, ihrem Offensiv-Allrounder eine Pause zu geben. Stindl spielte bisher 1973 von 1980 möglichen Bundesliga-Minuten.

Wie auch Raffael ist Stindl einer der Spieler, an denen sich die Mannschaft potenziell hochziehen kann. Doch wenn es bei ihm nicht läuft, fehlt dem Spiel der Borussia eine wichtige Säule.

4. Individuelle Fehler führen oft zu Gegentoren

Neben ihren Offensiv-Problemen machen es sich die Gladbacher in der Verteidigung oft selber schwer. Konzentrationsfehler und individuelle Aussetzer ziehen sich wie ein roter Faden durch die Saison. Auch zuletzt in Stuttgart ging dem entscheidenden Tor ein haarsträubender Gladbacher Ballverlust im Mittelfeld voraus.

Hecking zeigt sich langsam genervt von den selbstverschuldeten Gegentoren: "Es ist die gleiche Leier wie schon seit Wochen. Es darf einfach nicht passieren, dass du auswärts nach fünf Minuten aufgrund eines technischen Fehlers in einen Konter läufst."

5. Es fehlt an Leidenschaft

Neben den sportlichen Gründen für die Talfahrt machte Dieter Hecking am Freitag noch ein viel schwerwiegenderes Problem bei seinem Team aus: "In Stuttgart hat uns zuletzt ein wenig die Leidenschaft gefehlt und der Wille, sich noch mehr zu wehren."

Auch Sportdirektor Max Eberl gibt zu, dass die Fohlen "kämpferisch zulegen müssen" und appelliert an den Stolz der eigenen Spieler. Solche Aussagen sorgen im Umfeld und gerade bei den Fans für Unruhe. Der Druck von Außen wächst in den letzten Tagen zunehmend - allerdings (noch) nicht auf Trainer Hecking.

Moritz Wollert