26.02.2018 13:19 Uhr

Flehender Bentaleb schafft Befreiungsschlag

Nabil Bentaleb schreit seine Freude über sein Elfmetertreffer in Leverkusen laut heraus
Nabil Bentaleb schreit seine Freude über sein Elfmetertreffer in Leverkusen laut heraus

Nabil Bentaleb wollte diesen Elfmeter unbedingt schießen. Über Wochen galt der 19-Millionen-Mann beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 als Problemfall, er wurde aus dem Kader gestrichen und öffentlich für egoistisches Verhalten gegeißelt. 

Dass er sich in der vorletzten Minute des wichtigen Spiels bei Bayer Leverkusen so entschlossen den Ball schnappte, hätte ihm im Falle eines Fehlschusses erneut negativ ausgelegt werden können. Doch Bentaleb traf, Schalke gewann 2:0 und eroberte Platz drei.

"Er hat mich regelrecht angefleht, schießen zu dürfen", sagte der ebenfalls als Schütze angedachte Daniel Caligiuri: "Da habe ich ihm den Ball gegeben und gesagt: Hau ihn rein, dann gehen wir nachher zusammen feiern." Bentaleb blieb ruhig, seine Mitspieler bejubelten ihn - und sogar vom zuletzt so gestrengen Christian Heidel gab es ein Lob.

"Mir gefällt es, dass er in so einer Situation hingeht und den Ball reinhaut", versicherte der Manager. Zehn Tage zuvor hatte Heidel die Streichung Bentalebs aus dem Kader noch damit begründet, dass dieser seine eigenen Interessen über die der Mannschaft stelle. "Alles ist schlecht, wenn er nicht spielt", hatte Heidel damals gesagt: "Wenn wir 5:0 gewinnen und Nabil hat nur eine Halbzeit gespielt, dann läuft er rum, als hätten wir 0:5 verloren. Das kann nicht sein."

Caligiuri: Bentaleb "hat es sich verdient"

Ob der 23 Jahre alte Algerier sein Verhalten nach seinem erst zweiten Einsatz 2018 grundsätzlich überdenkt, muss abgewartet werden. Aber erstmal ist die Message offenbar angekommen. Und die Kollegen halfen ihm bei der Rehabilitation. Allen voran Caligiuri, der den Ball beim Strafstoß rausrückte. "Er hat in den letzten Wochen viel in den Medien gestanden. Aber nach den Trainingsleistungen in den letzten Tagen hat er es sich verdient", erzählte der 30-Jährige und ergänzte lächelnd: "Beim nächsten Mal bin ich nicht so lieb."

Trainer Domenico Tedesco fühlte sich durch diese Szene bestätigt. Der Coach hatte in den letzten Tagen gespürt, dass Bentaleb auf Wiedergutmachung brannte. "Bei der Einwechslung habe ich ihm viel Spaß gewünscht", berichtete er. "So darf er gerne weitermachen."

Heidel betonte derweil, dass die Verwerfungen der vergangenen Wochen abgehakt sind. "Die Normalität war schon längst wieder da", sagte er. Ließ dabei aber auch keinen Zweifel daran, dass Bentaleb sich weiter wird einfügen müssen: "Es wird auch in Zukunft so sein, dass er nicht jedes Spiel spielt."

Tedesco: "Träumen verboten"

Auch dies ist ein Beweis dafür, dass die Schalker zumindest eine gewünschte Breite im Kader und einen ordentlichen Konkurrenzkampf haben. In Leverkusen zeigten die Königsblauen erneut keinen Zauberfußball, doch sie beherrschten den bis dahin vor ihnen stehenden Konkurrenten um die Champions-League-Plätze durch eine gute Organisation und Zweikampfstärke ziemlich gut. Das frühe Tor durch Guido Burgstaller (11. Minute) und der Platzverweis von Leverkusens Dominik Kohr (Gelb-Rot/38.) spielten ihnen zudem in die Karten.

Intern darf aber weiterhin niemand von der Champions League reden. "Die Fans dürfen davon sprechen und träumen", sagte Tedesco: "Bei uns ist das aber schlichtweg verboten. Denn erstens ist die Tabelle unheimlich eng, und zweitens würden wir dann Gefahr laufen, den Fokus zu verlieren."