28.02.2018 13:56 Uhr

Rampenlicht: Vergessene Bayern-Juwele im Aufwind

Louis N'Gwat Mahop bei seinem einzigen Bundesligaspiel für die Bayern
Louis N'Gwat Mahop bei seinem einzigen Bundesligaspiel für die Bayern

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Diesmal blickt weltfussball auf drei vergessene Talente des FC Bayern.

Am 24. Februar 2018 gastiert der SV Mattersburg im weitestgehend belanglosen Mittelfeldduell der österreichischen Fußball-Bundesliga beim SCR Altach. Die Hausherren haben die Partie fest im Griff, als ein langer Ball in die Spitze die komplette Defensive überrumpelt und gefühlvoll von Mattersburg-Angreifer Stefan Maierhofer ins Tor gespitzelt wird.

Dass die 2,02-Meter-Kult-Kante sein Profidebüt beim FC Bayern gab, dürfte den meisten Experten durchaus geläufig sein. Dass er an besagtem Samstag allerdings gegen einen Akteur antrat, mit dem er Seite an Seite für die Münchner kickte, dürfte auch eingefleischte Fans des Rekordmeisters überraschen.

Nur 60 Sekunden zuvor schickt Altach-Coach Klaus Schmidt mit Louis N'Gwat-Mahop einen Spieler auf den Rasen, der in jungen Jahren ebenfalls Profiluft bei den Bayern schnupperte. Ottmar Hitzfeld gewährte dem Kameruner am 33. Spieltag der überschaubar erfolgreichen Saison 06/07 einen Kurzeinsatz gegen Cottbus. Bayern fegte Energie mit 3:0 vom Feld. N'Gwat-Mahop hinterließ kaum Eindruck und ging wenig später nach Österreich.

Bayern bangt nach Passaffäre um N'Gwat-Mahop

Den Abschied in die Alpenrepublik besiegelten allerdings kaum sportliche Unzulänglichkeiten des Mittelfeldspielers, der Afrikaner stolperte vielmehr über eine beinahe verhängnisvolle Passaffäre. Die Bayern lotsten N'Gwat-Mahop 2006 aus Kamerun für die zweite Mannschaft an die Säbener Straße. Voraussetzung für Einsätze bei den Amateuren war allerdings die Staatsbürgerschaft eines EU-Landes. N'Gwat-Mahop zauberte einen französischen Pass aus dem Hut. 

Im Rahmen einer Hongkong-Reise der Bayern stellte sich jedoch heraus, dass es sich um eine Fälschung handelt. Den Zwangsabstieg des Münchner Unterbaus, für den N'Gwat-Mahop 33 Mal auflief, verhinderte wohl nur die Tatsache, dass die Affäre erst nach dem Beginn der neuen Saison ans Tageslicht kam.

Erst Hongkong-Flair, dann 3. Liga

Der FC Bayern flog folglich ohne N'Gwat-Mahop nach Asien, im Kader befand sich mit Daniel Sikorski allerdings ein anderer hoffnungsvoller Akteur aus der zweiten Mannschaft. Als österreichischer U19-Nationalspieler schloss sich Sikorski im Sommer 2005 der Bayern-Jugend an, mit der er 2006 - gemeinsam mit Mats Hummels und Sandro Wagner - das Finale der A-Junioren-Meisterschaft erreichte. Zum Lohn durfte der Stürmer in Hongkong Profi-Luft schnuppern. Zurück in Deutschland blieben Einsätze in der 3. Liga allerdings das höchste der Gefühle.

Die Folge: Nach fünf Jahren hatte Sikorski genug und wechselte ins Heimatland seiner Eltern, wo er für Górnik Zabrze, Polonia Warszawa und Wisla Kraków 60 Erstliga-Partien bestritt. Der Aufstieg zum unumstrittenen Stammspieler gelang ihm allerdings auch in Polen nicht. Nachdem sein Vertrag 2013 nicht verlängert wurde, wagte der Rechtsfuß einen Neuanfang in der Schweiz, wurde bei seinem ersten Auftritt im Dress des FC St. Gallen allerdings rüde von einem Kreuzbandriss ausgebremst.

Es folgten Saisons in Österreich, Russland und Rumänien, ehe sich das einstige Bayern-Talent 2017 dem zyprischen Erstligaklub Paphos FC anschloss. Auf der Sonneninsel bestritt Sikorski seitdem 19 Ligaspiele, schoss vier Tore und kämpft aktuell um den Klassenerhalt.

Alaba-Wegbegleiter wagt Neuanfang

Österreicher, einstiges Bayern-Talent und den ganz großen Durchbruch verpasst: Das trifft auch auf Christoph Knasmüllner zu. Gemeinsam mit David Alaba wechselte Knasmüllner 2008 vom Nachwuchs Austria Wiens zu den Münchnern. Dann nahmen die Karrieren der beiden Kicker jedoch einen gänzlich unterschiedlichen Verlauf. Alaba stieg als bislang letzter Bayern-Junior zum Stammspieler auf, "Wunderkind" Knasmüllner packte die Ungeduld.

Unter Louis van Gaal schaffte der Mittelfeldspieler es zwar bis auf die Bank der Profis. Nachdem er aber nicht zum Einsatz kam, ließ sich der Wiener von hochtrabenden Versprechungen und einem lukrativen Angebot vom Mailänder Spitzenklub Inter verführen. "Im Nachhinein war es sicher ein Fehler, die Bayern zu verlassen", gestand Knasmüllner, der Inter nach nur sechs enttäuschenden Monaten wieder verlassen musste, später im Gespräch mit "spox".

Auch das folgende dreijährige Engagement beim FC Ingolstadt blieb alles in allem ernüchternd. Erst in seiner Heimat fand Knasmüllner seinen fußballerischen Frieden. Im Trikot von Admira Wacker gelang ihm der Befreiungsschlag. Bis zum Winter 2017 bestritt Knasmüllner über 100 Partien in der Wiener Südstadt und erzielte dabei 27 Tore. 

Ende Januar 2018 kehrte Knasmüllner seiner Heimatstadt dennoch erneut den Rücken. Mit dem FC Barnsley fightet er nun gegen den Ruf des ewigen Talents und um den Verbleib im englischen Unterhaus. Ein Anfang ist gemacht: Beim wichtigen 2:0-Sieg gegen Birmingham feierte Knasmüllner am vergangenen Samstag sein Debüt für die Tykes. Zweifel begleiten ihn aber weiterhin.

"Ich glaube nicht, dass die englische Championship seiner attraktiven Spielweise entgegenkommt, und hoffe, dass er nicht auseinanderbricht", unkte Österreich-Legende Andreas Herzog nach dem Wechsel gegenüber "Sky".

Marc Affeldt