14.03.2018 13:31 Uhr

Von Heesen ist wieder da: Neuanfang beim HSV

Thomas von Heesen zieht beim HSV nun im Hintergrund die Fäden
Thomas von Heesen zieht beim HSV nun im Hintergrund die Fäden

Interimssportchef Thomas von Heesen sorgt beim Hamburger SV für Gesprächsstoff. In der Vergangenheit hatte er nicht immer ein glückliches Händchen.

Thomas von Heesen hat alles im Blick. Der Schattenmann des Hamburger SV steht auf dem Balkon des nagelneuen Klub-Campus und beobachtet das Training. Mehr als drei Jahre war die Vereinsikone beim HSV raus aus dem Geschäft, doch plötzlich laufen bei dem 56-Jährigen die Fäden zusammen. Von Heesen ist in der großen HSV-Krise zurück im Bundesliga-Business.

"Thomas wird als sehr interessanter und kompetenter Ansprechpartner dienen. Er wird mich unterstützen und seine Erkenntnisse mitteilen", sagte der neue Trainer Christian Titz über die Zusammenarbeit mit Interims-Sportchef von Heesen: "Es ist immer wichtig, dass es Leute gibt, die von oben draufschauen und das Ganze aus einer anderen Perspektive sehen."

Von Heesen soll als Berater "Lücke schließen"

Von Heesen spricht ab sofort mit den Spielern und deren Agenten, ist zudem Berater des Ein-Mann-Vorstandes beim Tabellenvorletzten und soll Titz in allen Belangen helfen, doch noch irgendwie das Wunder Klassenerhalt zu schaffen. Ob er am Samstag gegen Hertha BSC auch mit auf der Bank sitzt, ist noch offen.

"Bei ihm werden in den kommenden Wochen die tagesoperativen Managementfäden für die Bundesliga zusammenlaufen. Thomas wird dem Trainerteam als Sparringspartner dienen, er wird die Mannschaft tagtäglich begleiten, Gespräche mit Beratern haben, das Teammanagement führen und als Bindeglied zu Direktor Sport Bernhard Peters und auch zu mir im Vorstand fungieren", sagte der derzeitige Klubchef Frank Wettstein: "Er wird die Lücke schließen, die bis zur Verpflichtung eines neuen Sportverantwortlichen entstehen könnte."

Mit anderen Worten: Von Heesen, früheres Supertalent im Mittelfeld und unter anderem Europapokalsieger der Landesmeister von 1983, soll auf dem vermeintlichen Weg der Hamburger in die 2. Liga den geordneten Neuaufbau einleiten. Trotz mäßiger Erfolge nach seiner Spielerkarriere.

Dubiose Geschäfte um von Heesen und Beiersdorfer

Zudem sorgt derzeit eine Episode aus dem März 2015 an der Elbe für Wirbel. Kurz nach von Heesens Rücktritt aus dem Aufsichtsrat der HSV Fußball AG soll er zusammen mit dem damaligen Klubchef Dietmar Beiersdorfer beim Verkauf von Spieleranteilen dubiose Geschäfte zumindest geplant haben. Dies berichtete jedenfalls das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" mit Verweis auf Football Leaks Ende 2016.

Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass der Weltverband FIFA das sogenannte Third Party Ownership verbieten würde. "Das ist für mich überhaupt kein Problem", sagte Wettstein, der schon damals Finanzvorstand beim HSV war, dazu: "Ich kann inhaltlich dazu nichts sagen, weil ich in die Gespräche nicht eingebunden war."

Doch das Image des einstigen Shootingstars, der zwischen 1980 und 1994 in 426 Pflichtspielen immerhin 116 Tore erzielte - nur ein gewisser Uwe Seeler traf häufiger für den HSV - erhielt durch diese Geschichte Kratzer.

Auch seine Verdienste als Trainer oder Sportchef bei Stationen in Bielefeld, Hannover, Saarbrücken, Nürnberg, Limassol, Kapfenberg und Danzig lesen sich eher bescheiden. Aber mit Bielefeld schaffte von Heesen 1999 immerhin den Aufstieg in die Bundesliga. 20 Jahre später wäre das für den HSV womöglich auch wieder ein Erfolg.