20.03.2018 11:06 Uhr

Zum Jubiläum: Drittligisten kämpfen gegen den Ruin

Gründungsmitglied Rot-Weiß Erfut steht in der 3. Liga vor dem Aus
Gründungsmitglied Rot-Weiß Erfut steht in der 3. Liga vor dem Aus

Im offiziellen Logo der 3. Liga ist auch die kleinere Zahl problemlos zu erkennen. Am äußeren Rand steht in goldener Farbe: "10 Jahre". Es ist ein kleiner Hinweis auf die Jubiläumssaison der höchsten Spielklasse im DFB.

Zehn Jahre nach Gründung einer eingleisigen 3. Liga lassen sich in den Klub-Bilanzen aber auch Hinweise finden, die zeigen, dass in dieser Saison erneut viele Vereine finanzielle Probleme haben. Mindestens neun sind betroffen. "Es gibt leider einige Klubs, für welche die Finanzen eine Gratwanderung sind", heißt es aus der DFB-Zentrale.

Die Verantwortlichen in Frankfurt sind sich bewusst über eine Problematik, die sich in voller Härte beim FC Rot-Weiß Erfurt zeigt. Der Tabellenletzte hat angesichts von acht Millionen Euro Schulden einen Insolvenzantrag gestellt. Der einzige Verein, der seit Liga-Gründung dabei ist, steht damit praktisch als erster Absteiger fest. Den Schritt einer geordneten Insolvenz hatten vergangene Saison bereits der VfR Aalen und der FSV Frankfurt unternommen.

Die Finanznöte der Vereine sind nicht neu. Sie kratzen schon länger am Image der 3. Liga, die in der öffentlichen Debatte auch mal als "Pleiteliga" abgestempelt wird. Die Gründe werden auf beiden Seiten gesucht – beim Verband, aber auch bei den Vereinen. Ronald Maul nimmt die Klubs in die Pflicht, wenn es um die Personalkosten geht. "Jeder muss sich genau überlegen: Was habe ich zur Verfügung? Und welches Risiko gehe ich ein?", sagt der Geschäftsführer des SV Meppen. "Ich bin mir sicher, dass generell ein Umdenken in den einzelnen Vereinen stattfinden muss."

Probleme vor allem im Osten Deutschlands

Der ehemalige Profi spricht eine Praxis an, die sich in der 3. Liga regelmäßig beobachten lässt. Manche Vereine planen mit mehr Geld, als sie tatsächlich zur Verfügung haben. Diese Probleme könnten nicht pauschal der Spielklasse zugeschrieben werden, heißt es vom DFB, "sondern sind oftmals auch der zu hohen Risikobereitschaft mancher Klubs geschuldet." 

Diese ist offenbar bei Vereinen in Ostdeutschland besonders groß. Der FC Carl Zeiss Jena und der FC Hansa Rostock sind stark abhängig von Investoren, die zuletzt auf Forderungen in Millionenhöhe verzichteten. Beim Halleschen FC setzt man auch auf kreative Wege, wie etwa ein Benefiz-Schnitzelessen, um die Etat-Lücke von rund 1,5 Millionen Euro zu schließen. Beim Chemnitzer FC mussten die Stadt und ein Energiekonzern mit Millionen-Beiträgen aushelfen. 

Das sind nur Auszüge einer Liste, die sich bundesweit durch Vereine wie den SC Paderborn, den Karlsruher SC, Preußen Münster oder den VfL Osnabrück ergänzen lässt. Die schwarze Null - sie scheint für manche Klubs in dieser Liga kaum realisierbar. Dahinter verbirgt sich meist ein Zusammenspiel von eigenen Fehlern und einer strukturellen Kritik, die von den Vereinen geäußert wird. "In der 3. Liga ist es nicht möglich, Gewinne einzufahren. Die Zukunft von Hansa Rostock kann nicht die 3. Liga sein", sagte der Vorstandsvorsitzende Robert Marien auf der letzten Mitgliederversammlung. 

Drittligisten bekommen nur einen Bruchteil der TV-Gelder

Ein besonderes Anliegen der Vereine in dieser Strukturfrage sind die Fernsehgelder. "Ich glaube, dass wir in der 3. Liga den gleichen Aufwand haben, eher mehr - wir haben ja noch zwei Mannschaften mehr dabei. Aber die Fernsehgelder sind halt das Zehnfache weniger", sagt der Sportvorstand des Chemnitzer FC, Steffen Ziffert. Die Drittligisten erhalten vom DFB in dieser Saison 12,8 Millionen Euro. Zum Vergleich: Die Deutsche Fußball Liga verteilt an die 36 Erst- und Zweitligisten rund eine Milliarde Euro. 

Trotz aller Kritik beweisen einige Vereine aber auch, dass eine positive Entwicklung möglich ist. Als Vorzeigebeispiel dient oftmals der 1. FC Magdeburg, der auch von hohen Zuschauerzahlen profitiert. Auch beim SV Meppen schreiben sie schwarze Zahlen – das war in der Vergangenheit nicht immer so. "Wir sind in der Lage, unsere Kosten zu decken. Wenn jeder damit anfängt, wäre das sicherlich ein Schritt nach vorne", sagt Ronald Maul, der beim Aufsteiger die große Unterstützung durch die Stadt und den Landkreis betont.

Der DFB arbeitet gemeinsam mit den Klubs am Modell eines "Financial Fairplay". Dieses soll nach Angaben des Verbandes nicht auf Strafen setzen, sondern nachhaltig wirtschaftende Vereine belohnen. Schließlich wird der finanzielle Druck in den nächsten zwei Spielzeiten durch einen vierten Absteiger nicht kleiner. Dieser Gefahr sind sich auch die Verantwortlichen in Frankfurt bewusst.