22.03.2018 15:52 Uhr

DFL-Mitglieder bestätigen 50+1-Regel

Die DFL hat über 50+1 abgestimmt
Die DFL hat über 50+1 abgestimmt

Die umstrittene 50+1-Regel im deutschen Profifußball bleibt bestehen. Die DFL-Mitgliederversammlung nahm am Donnerstag überraschend einen entsprechenden Antrag des FC St. Pauli an.

Der größte Zankapfel im deutschen Profifußball war innerhalb von vier Stunden wieder vom Tisch. Die Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL) hat überraschend schon am Donnerstag für die Beibehaltung der umstrittenen 50+1-Regel gestimmt.

Das ist ein schwerer Rückschlag für die millionenschweren Investoren, die ihre Augen auf die Bundesliga gerichtet haben - und ein Sieg für Tausende Fans, die gegen die Abschaffung mobil gemacht hatten.

Die DFL hatte im Vorfeld der Mitgliederversammlung eigentlich klargestellt, dass im Sheraton-Hotel am Flughafen Frankfurt/Main keine Entscheidung zu 50+1 fallen werde. "Lediglich der geplante Verfahrensverlauf einer Diskussion" sollte Thema sein.

"Heute ist erst einmal ein guter Tag, wenn man mit der 50+1-Regel eine positive Zukunft für den deutschen Fußball verbindet", sagte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert: "Das kann sein, denn sie hat uns wirklich weit gebracht. Wir werden sehen, ob es möglich ist, diese Regel und die damit verbundenen Ziele zu halten und ob das juristisch tatsächlich hält. Das würde bedeuten, wenn es nicht hält, wäre es automatisch ein schlechter Tag. Aber diese Kausalität kann ich nicht herstellen, weil ich auch unter Vorhandensein der 50+1-Regel einige Fehlentwicklungen gesehen habe in einigen Klubs. Deshalb finde ich generell diese Regel ein wenig überhöht."

Doch die Befürworter der Investoren-Hürde waren in der Überzahl. Eingereicht worden war der entsprechende Antrag vom Zweitligisten FC St. Pauli - von Haus aus einer der größten Fürsprecher der 50+1-Regel, die besagt, dass Investoren in Deutschland nur die Mehrheit an einem Verein halten dürfen, wenn sie diesen mehr als 20 Jahre "ununterbrochen" und "erheblich" gefördert haben. Der Fall ist das bei Bayer Leverkusen, dem VfL Wolfsburg und 1899 Hoffenheim.

"Das ist ein tolles Zeichen und ein guter Tag für alle, die es gut mit dem Fußball meinen", sagte Paulis Geschäftsführer Andreas Rettig: "Es gab kontroverse Diskussionen. Wir haben aber einen guten Kompromiss gefunden. Das Signal ist wichtig." Allerdings "dürfen wir jetzt nicht die Hände in den Schoß legen, sondern wir müssen größere Rechtssicherheit bekommen."

Petition der Fans bei DFL-Boss Rauball eingereicht

In den anderen europäischen Top-Ligen gilt diese Regel nicht. Die Klubs, die zumindest über eine Reform debattieren wollten, fürchten deshalb, dass die Bundesliga im internationalen Vergleich (weiter) abgehängt wird. Für beide Seiten gilt die englische Premier League als Paradebeispiel.

Zum einen fließt auf der Insel das Geld dank russischer Oligarchen, US-Investoren und arabischer Scheichs in Strömen. Zum anderen sind aber sämtliche Premier-League-Klubs fremdbestimmt. Die englischen Fans haben kein Mitspracherecht. Die deutschen Fußball-Anhänger hatten DFL-Präsident Reinhard Rauball kurz vor der Versammlung eine Petition für den Erhalt von 50+1 übergeben - mit Erfolg.