Inmitten der überschäumenden königsblauen Glückseligkeit blieb der doppelte Derbyheld ganz cool.

"Ein Tor gegen Dortmund ist was Besonderes, aber ich bleibe immer auf dem Boden", sagte Naldo nach dem 2:0 (0:0) von Schalke 04 im 174. Revierderby gegen Borussia Dortmund. Der erneut überragende Abwehrchef hatte nach seinem zweiten wichtigen Treffer im zweiten Ruhrpott-Klassiker der Saison schon den nächsten Coup vor Augen: "Ich will mit Schalke nach Berlin."

Am Mittwoch gegen Eintracht Frankfurt hat er die Chance, zum vierten Mal in seiner Karriere in das DFB-Pokal-Endspiel einzuziehen. Zweimal schon hat der Deutsch-Brasilianer den Pott gewonnen - 2009 mit Werder Bremen und 2015 mit dem VfL Wolfsburg. Beim letzten Mal vor drei Jahren spielt er eine ähnlich überragende Saison wie derzeit auf Schalke. "Ich hatte in Wolfsburg schon einmal sieben Saisontore", erinnerte sich Naldo und fügte mit breitem Grinsen an: "Da haben wir den Pokal gewonnen, es sieht also gut aus."

In Gelsenkirchen und Umgebung zählt weniger die Gesamtzahl der Naldo-Tore, gefeiert wird der Abwehrchef mit den Torjägerqualitäten vor allem wegen der beiden Volltreffer gegen den BVB. Schon mit dem Kopfballtor in der Nachspielzeit zum 4:4 beim Hinspiel-Spektakel hatte Naldo die Herzen der Fans erobert, mit seinem Freistoßknaller zum entscheidenden 2:0 (82.) im Rückspiel krönte er sich zum doppelten Derbyhelden.

"Er ist hinten und vorne für uns nicht zu ersetzen"

"Er ist ein Superprofi", lobte Trainer Domenico Tedesco den 35-Jährigen, den er zuvor schon als "Klebstoff" für die Mannschaft beschrieben hatte. Nicht zuletzt dank des x-ten Frühlings ihres ältesten Spielers können die Schalker vier Runden vor Schluss bereits für die Champions League planen. "So langsam können wir uns diesen Traum erfüllen", sagte Naldo.

Acht Punkte beträgt der Vorsprung auf den Tabellenfünften RB Leipzig, alle Verfolger spielen noch gegeneinander. Auch die deutsche Vizemeisterschaft, die zehnte in der Vereinsgeschichte, ist zum Greifen nah. Mit dem Einzug ins Pokal-Endspiel könnten die Königsblauen die beste Saison seit 13 Jahren verbuchen: 2005 unter Ralf Rangnick waren sie zuletzt Bundesliga-Zweiter und Pokalfinalist, Vizemeister und Pokalsieger waren sie vier Jahre zuvor - als "Vier-Minuten-Meister".

Doch so weit wollte Naldo noch gar nicht blicken. Für ihn zählte schon kurz nach dem kollektiven Jubeltaumel in der Arena nach dem ersten Derbysieg seit vier Jahren nur noch der nächste Gegner. "Frankfurt ist stark und wird es uns schwer machen", betonte er. Doch Widerstände hat Schalke in dieser Saison bereits viele überwunden - nicht zuletzt dank Naldo. "Er ist hinten und vorne für uns nicht zu ersetzen", meinte Sportvorstand Christian Heidel, der den Routinier vor zwei Jahren ablösefrei aus Wolfsburg geholt hatte - sein erster und bislang bester Transfer bei den Königsblauen.