19.04.2018 12:06 Uhr

Trotz Pokal-Aus! S04 verkneift sich Schiri-Schelte

Domenico Tedesco will sich nach dem Pokal-Aus voll auf die Bundesliga fokussieren
Domenico Tedesco will sich nach dem Pokal-Aus voll auf die Bundesliga fokussieren

Schalke 04 ist nach dem Derbytriumph im Pokal gegen Eintracht Frankfurt hart auf dem Boden der Realität gelandet. Den Ärger über den Schiedsrichter versuchten die Königsblauen hinunterzuschlucken.

Nach dem ersten schweren Rückschlag seiner steilen Trainerkarriere blickte Domenico Tedesco müde in die Kameras. Der totale Pokal-Frust hatte die Derby-Euphorie aus seinem Gesicht verdrängt, doch der Trainer-Shootingstar von Schalke 04 bewahrte Haltung. Er suchte die Schuld für das bittere 0:1 (0:0) im Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt in den eigenen Reihen - obwohl er gute Gründe für Schiedsrichter-Schelte gehabt hätte.

"Der Schiedsrichter ist nicht schuld. Wir fassen uns an die eigene Nase", sagte der 32-Jährige und gab damit die Richtung vor. Obwohl Schiedsrichter Robert Hartmann in zwei hochumstrittenen, spielentscheidenden Szenen gegen Schalke entschieden hatte, blieb das große königsblaue Wehklagen weitgehend aus. Nach drei Tagen wie im Rausch in Anschluss an das 2:0 im Derby gegen Borussia Dortmund und dem zähen Abnutzungskampf gegen die Eintracht schienen die Schalker selbst dafür emotional zu ausgelaugt.

"Das tut weh. Er hat falsch gelegen", sagte Schalke-Manager Christian Heidel mit Blick auf die Nachspielzeit, in der Hartmann dem vermeintlichen 1:1 durch Franco di Santo wegen angeblichen Handspiels die Anerkennung verweigert hatte: "Das weiß er auch, ich war bei ihm. Er hat keinen sehr glücklichen Eindruck gemacht. Aber es bringt nichts. Hätten wir unsere Chancen gemacht, hätte es keine Diskussionen gegeben."

Heidel will die richtige Reaktion sehen

In einer sehr zähen Partie hatten sich beide Teams mehr oder weniger neutralisiert, die Schalker fanden bei den wenigen Möglichkeiten im überragenden Eintracht-Schlussmann Lukas Hradecký ihren Meister. Neben einer mangelnden Chancenverwertung mussten sie sich vorwerfen lassen, ein paar Prozentpunkte weniger geliefert zu haben als drei Tage zuvor im Derby.

Heidel sprach von einem Rückschlag, mit dem man leben müsse. "Jetzt ist es extrem wichtig, eine richtige Reaktion zu zeigen. Das wirft uns nicht um. Jetzt geht es eben weiter", sagte Heidel. Die bitteren Umstände der Niederlage erschweren dieses Vorhaben.

"Es war ein reguläres Tor. Als er gesagt hat, er hat Hand gepfiffen, habe ich ihm geantwortet: 'Was? Das ist unmöglich. Das ist verrückt!'", sagte di Santo kurz nach Spielende schockiert, doch auch ihm kamen keine weiteren Vorwürfe über die Lippen. Weil der Schiedsrichter nach dem vermeintlichen Handspiel die Partie direkt unterbrach, durfte der Videoassistent nicht eingreifen - doppelt bitter für die Schalker. Auch die Tatsache, dass Hartmann unmittelbar vor dem sehenswerten Hackentreffer von Luka Jovic (75.) bei gleich zwei ahnungswürdigen Tacklings der Frankfurter das Spiel hatte weiterlaufen lassen, vergrößerte den Schalker Frust.

Königsklassen-Quali voll im Fokus

"Das tut schon sehr weh", sagte Nationalspieler Leon Goretzka, der sich gerne mit einem Sieg im Pokalfinale gegen seinen künftigen Arbeitgeber Bayern München aus Schalke verabschiedet hätte: "Seit meinem Wechsel habe ich klar geäußert, was meine Ziele sind und was mein ganz großer Traum ist. Und wenn der dann nicht in Erfüllung geht, dann ist das schon schmerzhaft."

Nun wird Goretzka in vier Liga-Spielen seine Schalker Zeit ausklingen lassen. Und wenn die Konkurrenz etwas mithilft, könnte die Stimmung in Schalke am Sonntag schon wieder steigen. Spielt RB Leipzig gegen 1899 Hoffenheim am Samstag unentschieden und gewinnt Schalke tags drauf beim designierten Absteiger 1. FC Köln, hätte S04 die Champions-League-Qualifikation schon sicher.