23.04.2018 14:28 Uhr

Kehl und Sammer beim BVB: Zurück in die Zukunft

Matthias Sammer (l.) holte Sebastian Kehl 2002 zum BVB
Matthias Sammer (l.) holte Sebastian Kehl 2002 zum BVB

Mit der Rückkehr von Sebastian Kehl und Matthias Sammer stellt sich Borussia Dortmund im sportlichen Bereich neu auf. Der Ex-Kapitän und der frühere Meistertrainer sollen dabei helfen, den BVB wieder in die Spur zu bringen.

In seinem Statement am Montagvormittag blieb Sebastian Kehl noch vage. Er werde sich "nicht zu seiner Position und meinen konkreten Vorstellungen für die Saison 2018/2019 äußern", kündigte der ehemalige Kapitän von Borussia Dortmund via Twitter an. Er halte sich "aufgrund der wichtigen Spiele unserer Mannschaft in den kommenden Wochen" zurück, erklärte Kehl.

Sowohl Kehl als auch der BVB hatten soeben mitgeteilt, dass der 38-Jährige die Leitung der Lizenzspielerabteilung in Dortmund übernimmt. Am 1. Juni tritt Kehl offiziell sein Amt an.

Spätestens dann, womöglich schon nach Saisonende im Mai, dürfte der 2015 zurückgetretene Profi genauer skizzieren, wie er die eigens für ihn neu geschaffene Position mit Leben füllen will.

Seine Motivation ist klar: "Ich werde gemeinsam mit den anderen Verantwortlichen alles geben, um neue Impulse zu setzen und etwas zu bewegen, damit die sportlichen Bedingungen und die nötige Atmosphäre für noch erfolgreicheren und möglichst attraktiven Fußball beim BVB geschaffen werden."

BVB will Verantwortung auf mehreren Schultern verteilen

Kehls endgültige Inthronisierung ist der nächste Schritt des BVB, seine sportliche Leitung auf mehrere Schultern zu verteilen. Bereits Ende März kündigten die Schwarzgelben an, zukünftig mit Matthias Sammer als externer Berater zusammenzuarbeiten.

Das jahrelang vor allem im Zusammenwirken mit Ex-Coach Jürgen Klopp höchst erfolgreiche Führungsduo, bestehend aus Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc, gibt freiwillig Kompetenzen ab. Man wolle "alles kritisch auf den Prüfstand stellen", erklärte Watzke im Zuge der Sammer-Verpflichtung.

Die rasante Entwicklung der Fußballbranche in den letzten Jahren, aber auch die schwierige Zeit, die der BVB aktuell durchlebt, haben den Dortmunder Bossen zu denken gegeben.

Sammer arbeitet im Hintergrund, Kehl ist nah am Team

Die Kompetenzverteilung zwischen den beiden Neuzugängen in der Führungsetage ist klar: Der meinungsstarke, unbequeme Sammer wird im Hintergrund an wichtigen Richtlinien mitarbeiten. "Ich werde keine Entscheidungen treffen, aber versuchen, das ein oder andere in die richtige Richtung zu bringen", sagte der frühere Sportdirektor von Bayern München gegenüber "Bild am Sonntag".

Sammer wird laut "Sport Bild" beispielsweise, wie schon zu seiner Münchner Zeit, eine Art Spieler-Kodex erarbeiten, in dem es um generelle Verhaltensregeln auf und neben dem Platz geht.

Fälle wie die der wechselwilligen Pierre-Emerick Aubameyang und Ousmane Dembélé, die beide ihren Abgang vom BVB erpressten, sollen in Zukunft vermieden, Gräben innerhalb der Mannschaft zugeschüttet werden. Auch die in den letzten Monaten häufig nicht optimale Außendarstellung des BVB soll wieder besser werden.

Kehl ist in seiner neuen Rolle Zorc untergeordnet und fungiert als Bindeglied zwischen sportlicher Leitung und Team. Er soll "organisatorische, fußballerische, athletische, medizinische Aspekte" hinterfragen, wie Watzke gegenüber der "Funke Mediengruppe" ankündigte.

Zorc sei "zu 70 Prozent seiner Arbeitszeit mit Transferfragen beschäftigt", man wolle sich "den Gegebenheiten anpassen, auf höchstem Niveau", so der Klub-Chef.

Kehl beim BVB als Zorc-Nachfolger eingeplant?

Kehl, der in 13 Jahren insgesamt 263 Bundesligaspiele für den BVB bestritt, steht nicht nur für Vereinstreue. Der langjährige Kapitän bringe "Glaubwürdigkeit" und "Professionalität" mit, sagte Zorc - Eigenschaften, die dem kickenden Personal der Borussia zuletzt häufig abgingen.

Dem Vernehmen nach soll Kehl zudem als Nachfolger Zorcs aufgebaut werden. Dieser könnte der Borussia 2021 nach Ablauf seines aktuellen Kontrakts den Rücken kehren.

Für die beiden "Neuen" schließt sich mit ihrer Rückkehr zum BVB übrigens ein Kreis: Im Januar 2002 wechselte Sebastian Kehl als Spieler nach Dortmund - Trainer damals: Matthias Sammer.

Tobias Knoop