25.04.2018 14:07 Uhr

Doping-Opfer fordern Entschädigung vom DFB

20 Fußballer sollen unter Doping-Spätfolgen leiden
20 Fußballer sollen unter Doping-Spätfolgen leiden

Der Dopingopfer-Hilfeverein (DOH) hat den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aufgefordert, sich an einem "Notfonds für Sportopfer" zu beteiligen. Wie die DOH-Vorsitzende Ines Geipel erklärte, hätten sich 20 angeblich von Doping-Spätfolgen betroffene Fußballer beim DOH gemeldet.

"Das sind harte Fälle, insofern richtet sich unsere Forderung auch an den DFB. Es ist erschreckend, in welchem Maße im DDR-Fußball gedopt wurde", sagte Geipel.

Wie hoch die finanzielle Beteiligung des DFB ausfallen soll, ließ der DOH offen. Man hoffe auf eine baldige Einigung mit den Fußballern, die bislang nicht zu den klassischen Dopingopfern des DDR-Sports gehörten. "Die sehr offenen Berichte der Fußballer haben uns erstaunt", sagte Geipel. 

Der DOH stellte in Berlin die Krankenakten von zwölf ehemaligen Fußballern vor, die einst für Lok Leipzig, Carl Zeiss Jena oder Dynamo Dresden spielten und heute unter Herz-Kreislauf-Schäden, Bluthochdruck, Krebserkrankungen oder Depressionen leiden. 

DOH betreut 1700 Betroffene

Nach der Wiedervereinigung hatte sich der Deutsche Fußball-Verband (DFV) der DDR aufgelöst, der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) war mit seinen sechs Landesverbänden dem DFB angegliedert worden.

Erneut untermauerte der DOH auch seine Forderung an das für den Sport zuständige Bundesinnenministerium (BMI), das zweite Dopingopfer-Hilfegesetz (DOHG) zu entfristen. Die Betroffenen sollten über 2018 hinaus bis zum Jahr 2020 die Chance erhalten, finanzielle Entschädigungszahlungen zu beantragen. 

Das Gesetz wurde im Jahr 2016 verabschiedet. Offiziell anerkannte Doping-Opfer können eine Einmalzahlung von 10.500 Euro aus einem Hilfsfonds von insgesamt 10,5 Millionen Euro erhalten, die der Bund aufgelegt hatte. 

"Wir haben die Entfristung bis zum Jahr 2018 bekommen, brauchen sie aber auch darüber hinaus. Wir betreuen 1700 Betroffene", sagte Geipel. Die frühere Top-Sprinterin, selbst Opfer des Dopingsystems im DDR-Sport, räumte ein, dass die Arbeit des DOH allmählich wirksamer werde, allerdings meinte sie auch: "Je mehr wir arbeiten, desto größer wird das Loch." 

Strukturelle Gewalt im Spitzensport

Darüber hinaus rief der DOH den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) auf, einen Hilfsfonds zur Entschädigung von Opfern von sexualisierter Gewalt im Sport neu aufzulegen. Bislang hatte der DOSB 100.000 Euro für Betroffene zur Verfügung gestellt. "Das Schweigen über strukturelle Gewalt im Spitzensport ist laut", meinte Geipel. 

Die Vorsitzende berichtete von zwei betroffenen Athleten - einem Turmspringer und einem Judoka - die bereits im jugendlichen Alter von ihren Trainern misshandelt worden sein sollen. Der Turmspringer beschrieb seine Todesängste vor dem Springen, er sei geschlagen und gedemütigt worden, musste später in der Psychiatrie behandelt werden.