27.04.2018 09:16 Uhr

33 Jahre nach Huxhorn: Die besten Weitschusstore

Wilhelm Huxhorn sorgte mit einem Weitschuss-Tor für Furore
Wilhelm Huxhorn sorgte mit einem Weitschuss-Tor für Furore

Am 27. April 1985 gelang Wilhelm Huxhorn vom SV Darmstadt 98 mit einem Abschlag-Tor über 103 Meter ein historischer Rekord. Anlässlich des 33. Jahrestags blickt weltfussball auf die spektakulärsten Distanzknaller zurück.

  • Saison 1984/85: Wilhelm Huxhorn (SV Darmstadt): 103 Meter

Stets war Darmstadt-Schlussmann Wilhelm Huxhorn bekannt für seine wuchtigen Abschläge bis weit in die gegnerische Hälfte. "Zieh, Wilhelm, zieh!", peitschten die Fans ihren Liebling an, sobald dieser den Ball in seinen Händen hielt.

Im April 1985 beim Gastspiel bei Fortuna Köln erlebte dieser Schlachtruf seine Geburtsstunde, als ein Abstoß Huxhorns aus dem eigenen Strafraum heraus über Freund und Feind hinweg segelte und erst nach über einhundert Metern in den Maschen des gegnerischen Kastens zum Liegen kam. Ein Treffer, der dem Lilien-Keeper einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde einbrachte.

Allerdings verirrten sich an jenem Samstagnachmittag nur rund 400 Zuschauer zur Zweitligapartie ins Südstadion von Fortuna Köln. Es regnete in Strömen, Fernsehkameras waren nicht vor Ort. Die damals Anwesenden blieben die einzigen Zeugen des historischen Ereignisses.

Kurioserweise legte der 98-Keeper rund fünf Jahre später aber einen Abschlag von ähnlicher Güte nach.

Später wurde der Treffer Henrik Eichenauer zugesprochen. Ob der Stürmer den Ball überhaupt berührte, bleibt allerdings fraglich.

Letztendlich stellte Wiederholungstäter Huxorn jedenfalls unter Beweis, dass sein historischer Rekord nicht allein auf Zufall beruhte.  

  • Saison 2017/18: Jo Coppens (Carl Zeiss Jena): 85 Meter

Das Tor des 34. Spieltags der 3. Liga erzielte ausgerechnet ein Torhüter: Jo Coppens fasste sich vor dem eigenen Sechzehner im Spiel gegen Werder II ein Herz und nahm mit dem starken linken Schlappen Maß. Die Kugel flog und flog, setzte erst an der gegenüberliegenden Strafraumkante auf.

Bremen-Schlussmann Eric Oelschlägel verschätzte sich völlig und ließ den Abpraller über sich hinweg ins Tor segeln. "Das ist das erste Mal, das mir so etwas passiert", gestand Coppens später gegenüber "Telekom Sport": "Ich weiß gar nicht, was ich fühlen soll".

Mit seinem satten Abschlag markierte der Keeper den zwischenzeitlichen Ausgleichstreffer zum 2:2, am Ende triumphierte Jena mit 4:2.

  • Saison 2014/15: Moritz Stoppelkamp (SC Paderborn): 82 Meter

Es dauerte bis zum vierten Spieltag, bis Moritz Stoppelkamp von Liganeuling Paderborn Bundesligageschichte schrieb. Aus sage und schreibe 82 Metern erzielte er das 2:0 für die Ostwestfalen im Spiel gegen Hannover 96.

Nach einem Eckstoß der Gäste in der dritten Minute der Nachspielzeit landete die Kugel vor dem Strafraum auf der Brust des SCP-Angreifers. Der drehte sich einmal um die eigene Achse und erblickte ein gähnend leeres Tor der 96er - Keeper Ron-Robert Zieler hatte schließlich den Ausflug in die Paderborner Hälfte gewagt.

Per Volley schickte Stoppelkamp den Ball auf die Reise und erzielte das weiteste Tor der Bundesliga-Historie. "Es war die einzige Möglichkeit und einen Versuch wert", sagte der 27-Jährige später über seinen Knaller.

  • Saison 2010/11: Giorgos Tzavellas (Eintracht Frankfurt): 73 Meter

Vor Stoppelkamps 82-Meter-Volley hielt Eintracht-Verteidiger Giorgos Tzavellas den Weitschussrekord in der Bundesliga. Am 12. März 2011 erzielte der Grieche gegen Schalke 04 sein ersten und zugleich einzigen Treffer im Dress der Frankfurter. Es sollte ein ganz besonderer sein.

Aus 73 Metern beförderte der Linksverteidiger das Spielgerät im hohen Bogen über die Schalker Abwehrreihen. Auch Landsmann Theofanis Gekas bekam die Fußspitze nicht mehr an die Kugel, sodass der Aufsetzer am völlig überraschten S04-Schlussmann Manuel Neuer vorbei in den Kasten hoppelte.

Für den Sieg reichte es am Ende nicht, die Frankfurter unterlagen mit 1:2. Immerhin stellte Tzavellas aber den seit 25 Jahren bestehenden Rekord von Klaus Allofs ein, der im Jahre 1986 für den FC Köln aus rund 70 Metern einnetzte.

  • Saison 2006/07: Diego (Werder Bremen): 62 Meter

Edeltechniker Diego war in seinen Bundesligatagen für das ein oder andere Kabinettstückchen auf dem Rasen verantwortlich. Keines war jedoch so spektakulär, wie sein Traumtor gegen Alemannia Aachen im April 2007.

Wenige Augenblicke vor dem Abpfiff beförderten die Aachener beim Stand von 1:2 einen Freistoß in Richtung des Sechzehners der Hanseaten. Mühelos klärten die Bremer den Ball aus der Gefahrenzone und vor die Füße des kleinen Brasilianers.

Aus rund 62 Metern fackelte Diego nicht lange und hob das Leder mit unnachahmlicher Schusstechnik in die Lüfte. Das Weserstadion explodierte, als die Kugel von der Unterkante der Latte im Gehäuse einschlug.

"Gerade hatte ich auf der Bank gesagt, dass er jetzt Ruhe reinbringen müsste, dass wir den Angriff ausspielen müssten - aber Diego hatte eine bessere Idee", gab Werder-Coach Thomas Schaaf später anerkennend zu.

Kai Ziemen