16.05.2018 14:11 Uhr

Offiziell! Leipzig trennt sich von Ralph Hasenhüttl

Ralph Hasenhüttl ist offenbar nicht mehr länger bei RB Leipzig im Amt
Ralph Hasenhüttl ist offenbar nicht mehr länger bei RB Leipzig im Amt

Fußball-Bundesligist RB Leipzig und Trainer Ralph Hasenhüttl gehen ab sofort getrennte Wege. Dies teilte der Verein am Mittwoch mit. Die Parteien einigten sich auf Hasenhüttls Wunsch auf eine Vertragsauflösung. Vorausgegangen war die Entscheidung der Klubbosse am Dienstag, dem Österreicher eine Verlängerung des 2019 auslaufenden Vertrags zu verwehren.

"Es ist völlig legitim, dass sich der Klub entschieden hat, keine Verlängerung anzustreben. Wir haben jedoch auch betont, dass es für beide Seiten nicht wünschenswert wäre, ohne eine langfristig geklärte Zukunft in ein letztes Vertragsjahr zu gehen", begründete Hasenhüttl die vorzeitige Vertragsauflösung.

"Aus meiner Sicht ist es im Sinne der Umsetzung der langfristigen Ziele von RB Leipzig von großer Bedeutung, eine nachhaltige Vertragslösung anzustreben. Nach gemeinsamen Erfolgen sollte man deshalb ehrliche Worte an den Tag legen können und auch ein klares Nein statt ein beschwichtigendes Ja wählen dürfen. Aus diesem Grund habe ich die Vereinsführung gebeten, die Zusammenarbeit vorzeitig zu beenden", erklärte der Österreicher.

"Diesem Wunsch haben wir schweren Herzens entsprochen"

"Ich wäre sehr gerne gemeinsam mit Ralph Hasenhüttl als Cheftrainer in die nächste Saison gegangen. Diesen Wunsch habe ich ihm gegenüber in persönlichen Gesprächen deutlich zum Ausdruck gebracht", schilderte Sportdirektor Ralf Rangnick seine Sichtweise.

Im Gegensatz zum Winter sei er mittlerweile zu der Erkenntnis gekommen, "dass ein weiteres gemeinsames Jahr zunächst einmal ausgereicht hätte. Für Ralph gab es jedoch keinerlei Alternative zu einer vorzeitigen Vertragsverlängerung. Es war daher sein ausdrücklicher Wunsch, den Vertrag aufzulösen. Diesem Wunsch haben wir schweren Herzens entsprochen", so Rangnick.

"Ralph ist ein toller Mensch, der nicht nur unsere Fans begeistert hat, sondern für jeden Mitarbeiter nah- und ansprechbar war. Ich wäre mit ihm den Weg auch gerne in der kommenden Saison weitergegangen, akzeptiere aber seine Entscheidung", wird RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff in der offiziellen Stellungnahme zitiert. 

Rangnick: "Er ist in der nächsten Saison auf jeden Fall unser Trainer"

Hasenhüttl erfüllte mit dem erneuten Einzug in den Europacup trotz Doppelbelastung die Zielsetzung des Klubs. In seiner Premierensaison hatte der 50-Jährige den Emporkömmling mit Vollgasfußball gar zur Vizemeisterschaft geführt, nach einer ordentlichen Champions-League-Saison schied das Team in der Europa League erst im Viertelfinale aus.

"Wir sind mit Ralph und seiner Arbeit mehr als zufrieden", hatte RB-Sportdirektor Ralf Rangnick kurz vor dem Analysegespräch am Dienstag gesagt und eine Trennung noch nahezu ausgeschlossen: "Er ist in der nächsten Saison auf jeden Fall unser Trainer. Es gibt überhaupt keinen Grund, über irgendetwas anderes nachzudenken."

Traumehe mit unübersehbaren Rissen

Doch jetzt kommt es anders. Was als Traumehe im deutschen Fußball begann, hatte im letzten halben Jahr unübersehbare Risse bekommen. Im Winter bemühten sich Rangnick und Geschäftsführer Oliver Mintzlaff um eine Vertragsverlängerung mit dem Cheftrainer. Zu jener Zeit erhielt Hasenhüttl jedoch auch Signale anderer Vereine, darunter vom Rekordmeister Bayern München.

Im "ZDF-Sportstudio" antwortete Hasenhüttl auf die wiederholte Frage, ob Bayern ihn wollte, mit "Ja". Auch Borussia Dortmund soll interessiert gewesen sein.

Er selbst wollte aber zunächst mit Leipzig Erfahrung auf der internationalen Bühne sammeln, gleichzeitig legte Hasenhüttl aber auch mit RB die Vertragsgespräche auf Eis. Diese Hinhalte-Taktik kam bei den Leipziger Klubbossen nicht gut an, genau wie Hasenhüttls phasenweise Abkehr vom Überfall-Pressing.

Als der Trainer dann kurz vor dem erfolgreichen Schlussspurt in der Liga öffentlich um eine weitere Zusammenarbeit warb ("Ich will den Verein, für den ich arbeite, weiter nach vorne bringen"), blieb ein Echo aus der Vereinsführung aus.

Wohin zieht es Hasenhüttl?

Statt Hasenhüttl mit einem neuen Vertrag den Rücken zu stärken, riskierten Rangnick und Mintzlaff dessen Rückzug. Rangnick wäre womöglich mit Hasenhüttl auch in ein letztes Vertragsjahr gegangen, er betonte, dass ein Trainer auch bei einem auslaufenden Vertrag noch handlungsfähig und erfolgreich sein könne - er brachte das Beispiel Pep Guardiola bei Bayern München an.

Doch es gibt einen kleinen, aber feinen Unterschied: Die Entscheidung, den Vertrag nicht zu verlängern, traf Guardiola selbst. Jetzt musste Hasenhüttl eine Entscheidung treffen. Ein schlechter Zeitpunkt für den Abgang wäre es nicht: Hasenhüttls sportliche Bilanz ist fast ausschließlich positiv, es gibt kein Zerwürfnis mit den Spielern, und die Fans haben den Grazer zuletzt mit Ovationen gefeiert. Allerdings: Die Trainerstühle in München (Niko Kovac) und Dortmund (wahrscheinlich Lucien Favre) sind nicht mehr frei.