23.05.2018 13:52 Uhr

"Das wird geil": VfL will Lyon-Rekord verhindern

Lena Goeßling und Co. wollen das Triple gewinnen
Lena Goeßling und Co. wollen das Triple gewinnen

Mit Sightseeing und Selfies an Kievs historischen Stätten stimmten die Wölfinnen sich auf das Traumfinale ihrer Triple-Jagd ein. Mit der Rückkehr auf Europas Fußball-Thron können die vor Selbstvertrauen strotzenden Double-Siegerinnen des VfL Wolfsburg nun selbst Geschichte schreiben.

"Das wird geil. Wir haben schon zwei Titel gewonnen und können befreit in dieses Spiel gehen", sagte Lena Goeßling und schickte vor dem Champions-League-Finale am Donnerstag (18:00 Uhr eine Kampfansage an den Gegner und Titelverteidiger Olympique Lyon: "Wir brauchen uns hinter Lyon nicht verstecken. Wir haben uns weiterentwickelt und sind mental stark."

Das große Ziel ist der zweite Dreifach-Triumph nach 2013. Auch damals hieß der Endgegner Olympique Lyon, wie auch drei Jahre später beim knapp verlorenen Finale in Reggio Emilia. Doch die Kräfteverhältnisse haben sich verändert. "2013 waren wir krasser Außenseiter, 2016 war Lyon auch noch einen Tick vor uns. Jetzt sind wir komplett auf Augenhöhe", betonte Ralf Kellermann, damals Trainer und nun Sportlicher Leiter beim VfL.

OL vor historischem Gewinn

Das Wiedersehen im Waleri-Lobanowski-Stadion ist zweifellos der Showdown der besten Vereinsmannschaften im europäischen Frauenfußball. Insgesamt elf Titel hat Wolfsburg in den vergangenen sechs Spielzeiten geholt, Lyon wurde unlängst zum zwölften Mal nacheinander französischer Meister (Torverhältnis 98:5). Mit dem fünften Königsklassen-Triumph, dem dritten in Serie, will OL zum alleinigen Rekordsieger aufsteigen.

Das Starensemble aus Lyon, bei dem DFB-Kapitänin Dzsenifer Marozsán im Mittelfeld die Strippen zieht und zweimal in Folge zur besten Spielerin der Saison gekürt wurde, steht unter Erfolgsdruck. "Wenn wir nicht alle drei Titel holen, wäre das eine Enttäuschung", sagte Spielführerin Wendie Renard. Coach Reynald Pedros gab zu: "Es ist wichtig, dass wir die Ziele des Vereins erreichen."

Dieser immense Druck könnte für die Wolfsburgerinnen auf dem Weg zum dritten Champions-League-Triumph zum psychologischen Vorteil werden. Doch um gegen die geballte Offensivpower um Star-Stürmerin Ada Hegerberg (Norwegen) zu bestehen, braucht es fünf Tage nach dem kräftezehrenden Pokal-Finalkrimi gegen Bayern München (0:0, 3:2 i.E.) eine Topleistung.

"Wir müssen in der Defensive sehr kompakt stehen"

"Wir müssen in der Defensive sehr kompakt stehen und aggressiv in die Zweikämpfe gehen", forderte Kellermann-Nachfolger Stephan Lerch, der im Alter von 33 Jahren gleich in seiner ersten Saison als Cheftrainer das absolute Maximum erreichen kann. Dabei mithelfen kann wohl auch wieder Alexandra Popp. Gegen München hatte die Nationalspielerin noch wegen einer Oberschenkelblessur passen müssen.

Die beiden finanzkräftigen Zugpferde Lyon und Wolfsburg haben den Frauenfußball in Europa maßgeblich auf das nächste Level geführt. Es folgt ein Schritt zur Emanzipation: In der ukranischen Hauptstadt bildet das Frauen-Endspiel letztmals die Ouvertüre zum Männer-Finale zwei Tage darauf. 2019 spielen die Frauen in Budapest, die Männer in Madrid.

"Wir geben dem Frauen-Endspiel seinen eigenen Raum zum Wachsen und seine eigenen Identität", sagte die frühere Weltfußballerin Nadine Keßler, bei der UEFA mittlerweile Leiterin der Frauenfußball-Abteilung und am Donnerstag in Kiev naturgemäß vor Ort.

Die Ex-Nationalspielerin war selbst Teil dieser Entwicklung und weiß, wie es sich anfühlt, Fußball-Geschichte zu schreiben: Am 23. Mai 2013 hob sie als Kapitänin des VfL Wolfsburg den Henkelpott als Erste gen Abendhimmel über der Londoner Stamford Bridge.


Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:

Wolfsburg: Schult - Blässe, Fischer, Goeßling, Maritz - Gunnarsdottir, Popp - Hansen, Harder, Dickenmann - Pajor. - Trainer: Lerch

Lyon: Bouhaddi - Renard, Kumagai, M'Bock Bathi - Bronze, Henry, Abily, Majri - Marozsán - Hegerberg, Le Sommer. - Trainer: Pedros

Schiedsrichterin: Jana Adamkova (Tschechien)