23.05.2018 15:22 Uhr

Sommermärchen: Zwanziger und Niersbach angeklagt

Wolfgang Niersbach ist in den Fokus der Justiz gerückt
Wolfgang Niersbach ist in den Fokus der Justiz gerückt

Die ehemaligen DFB-Präsidenten Theo Zwanziger und Wolfgang Niersbach müssen sich in der Affäre um die WM 2006 vor Gericht verantworten.

Laut der "Bild"-Zeitung hat die Staatsanwaltschaft Frankfurt am 15. Mai Anklage gegen die beiden Ex-Bosse des Deutschen Fußball-Bundes sowie gegen den früheren DFB-Generalsekretär Horst R. Schmidt und den Ex-Generalsekretär des Weltverbandes FIFA, Urs Linsi, erhoben. Es geht um den Verdacht der schweren Steuerhinterziehung.

Die Frankfurter Behörde war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen. Zwanziger sagte aber der "Bild": "Diese Anklageerhebung ist blinder Aktionismus, um von eigenem Fehlverhalten abzulenken und die 'heiße Kartoffel Ermittlungsverfahren' möglichst schnell in die Verantwortung der Gerichte abzuschieben."

Im Kern geht es in den Ermittlungen um jene 6,7 Millionen Euro, die der DFB ein Jahr vor der Heim-WM 2006 über die FIFA auf ein Konto des ehemaligen adidas-Chefs Robert Louis-Dreyfus gezahlt hatte. Der damalige WM-OK-Chef Franz Beckenbauer hatte diesen Deal eingefädelt. Drei Jahre zuvor war die gleiche Summe über ein kompliziertes Konstrukt, an dem Beckenbauer offenbar maßgeblich beteiligt war, an den ehemaligen Skandalfunktionär Mohamed Bin Hammam in Katar geflossen.

Zwanziger widerspricht

Nach "Bild"-Informationen gehen die Steuerfahnder davon aus, dass der DFB mit der Zahlung 2005 ein Privatdarlehen von Dreyfus an Beckenbauer ausgeglichen und später unrechtmäßig als Betriebsausgabe geltend gemacht habe.

"Es gab kein Privatdarlehen an Herrn Beckenbauer", teilten Schmidts Anwälte mit: "Dies ist eine Erfindung der Steuerfahndung, um den von Anfang an unzutreffenden Vorwurf der Steuerhinterziehung um jeden Preis aufrechterhalten zu können. Vielmehr gewährte Herr Robert Louis-Dreyfus, wie Herr Beckenbauer ausdrücklich Herrn Schmidt und weiteren Personen bestätigte, ein Darlehen an das Organisationskomitee der WM 2006. Dieses Darlehen wurde verwendet, um die Voraussetzungen für die Gewährung eines Zuschusses der FIFA für die Durchführung der WM 2006 in Deutschland zu schaffen."

Das Finanzamt Frankfurt/Main hatte bereits Ende Oktober 2017 entschieden, dass die 6,7 Millionen, die der DFB in seiner Steuererklärung für eine nie stattgefundene WM-Gala verbucht hatte, steuerlich "unzutreffend" behandelt worden seien - und verhängte eine Strafzahlung in Höhe von 19,2 Millionen Euro.

Zwanziger erklärte: "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt Veranlassung, den reichen DFB durch eine Steuerhinterziehung noch reicher zu machen. Der Zuschuss für die FIFA-Gala war unzweifelhaft eine Betriebsausgabe, wie auch die Wirtschaftsprüfer von DFB und FIFA, sowie die im Jahr 2009 durchgeführte Betriebsprüfung durch das Finanzamt Frankfurt festgestellt haben. Da habe ich mir nichts vorzuwerfen."