24.05.2018 09:00 Uhr

Beister in Uerdingen: Wie Arsch auf Eimer

Einst vom BVB umworben. heute beim KFC Uerdingen: Maximilian Beister
Einst vom BVB umworben. heute beim KFC Uerdingen: Maximilian Beister

Maximilian Beister galt einst als eins der größten Talente Deutschlands, sogar ein Wechsel zum BVB stand für den früheren HSV-Profi im Raum. Dann folgte der Karriereknick. Jetzt will der inzwischen 27-Jährige mit Regionalliga-Meister KFC Uerdingen in der Drittliga-Aufstiegsrunde gegen Waldhof Mannheim (Hinspiel am Donnerstag ab 19:00 Uhr im Liveticker) zurück in den bezahlten Fußball.

Dass Maximilian Beister in einem Atemzug mit Marco Reus genannt wurde, ist schon ein paar Jährchen her. Zu Beginn des Jahres 2012, Beister sorgte gerade als Leihspieler bei Fortuna Düsseldorf in der 2. Bundesliga für Furore, hatte Borussia Dortmund die Fühler nach dem damals 22-Jährigen ausgestreckt.

Doch Beister entschied sich gegen den BVB. Der emsige, schussgewaltige Flügelstürmer fürchtete den Konkurrenzkampf beim späteren Doublesieger. Dieser hatte soeben die Verpflichtung von Reus bekanntgegeben. "Maxi will und soll spielen, der BVB ist aus dem Rennen", tönte Beisters damaliger Berater Carsten Kühn.

Stattdessen verlängerte der Umworbene den Vertrag beim Hamburger SV langfristig. In der Hansestadt schien man auf das Eigengewächs zu bauen. Doch alles kam ganz anders: Nach seiner Rückkehr aus Düsseldorf fasste Beister nie richtig Fuß beim HSV.

Es begann eine Odyssee: 2015 reichten ihn die Rothosen zum 1. FSV Mainz 05 weiter, Anfang 2016 spielte Beister einige Monate auf Leihbasis für 1860 München. Ein kurzes Engagement beim australischen Erstligisten Melbourne Victory geriet zum Desaster, aus "privaten Gründen" kehrte Beister mitten in der Saison nach Deutschland zurück.

KFC Uerdingen beendet Arbeitslosigkeit von Beister

In Mainz war Beister nicht mehr erwünscht. Seinen Vertrag bei den Rheinhessen löste er im Sommer 2017 auf. Urplötzlich war der frühere Junioren-Nationalspieler arbeitslos. "Keine schöne Situation", wie er gegenüber der "Welt" zugab.

Monatelang hoffte Beister auf den Anruf eines höherklassigen Vereins, absolvierte parallel aber auch Probetrainings unter anderem bei den Zweitvertretungen von Dortmund und Bayern München. Einen neuen Arbeitgeber fand der Offensivakteur nicht - bis der KFC Uerdingen anklopfte.

Der frühere Bundesligist, dank der Zuwendungen des russischen Unternehmers Mikhail Ponomarev finanziell bestens aufgestellt, suchte in der Winterpause Verstärkungen für den Aufstiegskampf in der Regionalliga West. Klub und Ex-Profi einigten sich auf einen Zweieinhalbjahresvertrag.

"Es ist eine spannende Aufgabe, bei der man etwas von Null aufbauen kann. Einen Traditionsverein, der für Jahre von der Bildfläche verschwunden war. Das hat mich mehr gereizt als irgendwo ins Ausland zu gehen, wo man einfach nur seinen Stiefel runterspielt, weil die Vereine an ihrem sportlichen Maximum angekommen sind", erklärte Beister im Gespräch mit "Spox" sein Engagement bei den Krefeldern.

Beister schlägt beim KFC Uerdingen auf Anhieb ein

Der anfangs von vielen belächelte Wechsel in die Niederungen der vierten Liga erwies sich als Volltreffer. Beister fügte sich beim KFC auf Anhieb perfekt ins Team ein.

Der offensiv ausgerichtete Spielstil von Trainer Stefan Krämer, der kurz nach Rückrundenstart überraschend den früheren Bundesligaprofi Michael Wiesinger als KFC-Chefcoach ablöste, kommt Beister zugute.

Bereits nach wenigen Wochen Zusammenarbeit lobte Krämer den Neuzugang als "akribischen Spieler", der auch abseits des Platzes "extrem professionell" lebe. "Er ist sehr clever, schnell, ein sehr guter Spieler", schwärmte Teamkollege Tanju Öztürk von Beister.

Mit elf Treffern und vier Vorlagen in 15 Einsätzen hatte der Linksfuß maßgeblichen Anteil am letztlich beeindruckend souveränen Meistertitel der Uerdinger vor dem starken Konkurrenten Viktoria Köln.

Beister will mit dem KFC Uerdingen nach oben

Den Aufstieg in die 3. Liga haben Beister und Co. dennoch längst nicht sicher. Aufgrund des umstrittenen aktuellen Regionalliga-Modus stehen für den DFB-Pokalsieger von 1986 noch zwei traditionsreiche Relegations-Duelle mit Waldhof Mannheim, dem Tabellenzweiten der Südwest-Staffel, an.

Beister könnte auch in diesen Partien zum X-Faktor für die Rheinländer werden. Uerdingens Superstar sei "mit seiner Schusstechnik ein Spieler zwischen erster und zweiter Liga", schwärmte Waldhof-Trainer Bernhard Trares gegenüber "fupa.net" beinahe ehrfürchtig.

Dem Projekt KFC Uerdingen hat sich Beister vorerst voll und ganz verschrieben. "Ich bin hier nicht hergekommen, um mich für etwas anderes zu empfehlen. Natürlich kann ich nicht wissen, was in zwei Jahren ist. Aber ich will alles dafür geben, hier etwas aufzubauen", sagte der gebürtige Göttinger, inzwischen dank seiner engagierten Auftritte einer der Publikumslieblinge beim KFC. Beister und Uerdingen - das passt wie Arsch auf Eimer.

Tobias Knoop