26.05.2018 12:27 Uhr

Damals: Olympique Marseille schreibt CL-Geschichte

Rudi Völler holte mit OM den einzigen Champions-League-Titel eines französischen Teams
Rudi Völler holte mit OM den einzigen Champions-League-Titel eines französischen Teams

Am 26. Mai 1993 gewann Olympique Marseille in München das Königsklassen-Endspiel 1:0 gegen den AC Mailand und holte den ersten Champions-League-Titel der Geschichte. Mit dabei war Rudi Völler aufseiten von OM.

Rudi Völler kann sich noch genau erinnern. "Für mich war es im Spätherbst meiner Karriere ein wunderbares Highlight, den berühmten Henkelpott in den Händen zu halten", betont der künftige Geschäftsführer Sport des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen und blickt voller Stolz auf seinen letzten großen Titel in seiner aktiven Laufbahn zurück.

Vor einem Vierteljahrhundert, genau am 26. Mai 1993, war der Weltmeister von 1990 auf der Zielgerade seiner Karriere am Champions-League-Triumph von Olympique Marseille gegen den AC Mailand in München beteiligt. Ein Kopfball von Basile Boli (44.) besiegelte den 1:0-Endspielsieg von O" im Münchner Olympiastadion im ersten Champions-League-Endspiel der Geschichte. Es war damals das große Duell der exzentrischen Klubchefs Bernard Tapie (Marseille) vs. Silvio Berlusconi (Milan).

Völler erinnert sich in der "Rheinischen Post": "Wir haben im ganzen Wettbewerb keines von elf Spielen verloren." Völler kam in acht Partien zum Einsatz, schoss zwei Tore: "Ich war der älteste Spieler. Didier Deschamps, der heutige Trainer der französischen Nationalmannschaft, war unser Kapitän. Wir hatten damals eine junge, Mannschaft, aus der später einige Weltklassespieler hervorgingen. Fabien Barthez, Marcel Desailly, Alen Boksic. Aber wir boten eine geschlossene Mannschaftsleistung. Bei Milan spielten immerhin Franco Baresi, Paolo Maldini, Frank Rijkaard, Marco van Basten."

"Für ganz Frankreich ein toller Erfolg"

Der Belgier Raymond Goethals war Coach des Völlers-Teams, aufseiten der Lombarden saß Fabio Capello auf der Trainerbank.

Völler war im Sommer 1992 von der AS Rom an die Canebiere gewechselt. Mit den Italienern hatte er 1991 zusammen mit Thomas Berthold die UEFA-Cup-Finalspiele gegen Inter Mailand mit Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und Andreas Brehme verloren (0:2, 1:0). Doch das war an diesem Abend in München vergessen, als Völler den begehrten Henkelpott in die Höhe stemmen konnte.

"Dass wir es geschafft haben, sie zu besiegen, war für ganz Frankreich ein toller Erfolg", berichtet Völler: "Und so stand auch ganz Marseille kopf, als wir am nächsten Tag dort ankamen. Die Straßen waren voll, und im Stade Velodrome haben uns 50.000 Menschen empfangen." Es war der bislang einzige Erfolg für ein französisches Team in der Königsklasse.

Skandal überschattet Erfolg

Aber der Triumph wurde auch von einem handfesten Skandal überschattet. Marseille hatte in Tapie einen umtriebigen und durchtriebenen Präsidenten. Nachdem Olympique schon 1991 das Europapokal-Finale in Bari gegen Roter Stern Belgrad verloren hatte (0:0 n.V., 3:5. i.E., noch mit Franz Beckenbauer als Technischer Direktor), wollte er 1993 alles, wirklich alles für den Sieg tun.

Er ließ also drei Spieltage vor Saisonschluss für umgerechnet 57.000 Euro ein Spiel in Valenciennes kaufen, damit die Nordfranzosen sich nicht anstrengen. Das gelang (1:0), aber der Deal flog auf. Marseille durfte auf UEFA-Beschluss als Titelverteidiger nicht in der nächsten Champions League antreten.

Frankreichs Verband entzog dem Verein den Meistertitel 1993 und verbannte ihn für 1994/95 in die 2. Liga. Da zog Völler nach Leverkusen weiter. Die Staatsanwaltschaft sprach von einer "Manipulation aus Gewohnheit heraus".