12.06.2018 09:57 Uhr

Russland setzt auf den doppelten Miranchuk

Die Miranchuk-Brüder wollen mit der russischen Nationalmannschaft Erfolge einfahren
Die Miranchuk-Brüder wollen mit der russischen Nationalmannschaft Erfolge einfahren

Russlands Fußball-Hoffnung heißt Miranchuk - und es gibt sie gleich doppelt. Gestatten: Aleksey und Anton Miranchuk, Zwillinge, beide 22 Jahre alt, haben mit Lokomotive Moskau gerade den Ligatitel gewonnen und wollen nun bei der WM international auf sich aufmerksam machen.

Nationaltrainer Stanislav Cherchesov hält große Stücke auf das Duo. Beim WM-Auftakt an diesem Donnerstag gegen Saudi-Arabien wollen die Brüder gemeinsam auf dem Platz stehen.

"Das wäre eine große Ehre", sagt Aleksey. Und der zehn Minuten jüngere Anton ergänzt: "Wir akzeptieren aber auch, wenn andere spielen." Sportlich ehrgeizig, spielerisch flink - und nach außen bescheiden: Nicht nur Fans vom Eisenbahnerklub Lokomotive lieben mittlerweile "Aljoscha" und "Antoschka", wie die Brüder mit Kosenamen heißen. "Sie haben Manieren und die richtige Einstellung. Damit können sie weit kommen", sagt der frühere Nationalspieler Dmitri Sychev.

Dabei ist es nicht lange her, dass nicht einmal Loko-Sportchefin Olga Smorodskaya die Zwillinge auseinander halten konnte. Sie gratulierte Anton nach einem Pokalspiel für ein wichtiges Tor, das in Wirklichkeit Aleksey geschossen hatte.

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Seitdem nahm die Karriere der Brüder einen steilen Aufstieg - zu dem es fast nicht gekommen wäre, wie Alexej einmal dem russischen Fernsehen erzählte. "Als es darum ging, was wir außer der Schule noch machen sollten, wollte uns unsere Mutter Jelena zum Tanzen schicken. Wir haben ihr das ausgeredet."

"Wir wurden ständig verwechselt"

Alles beginnt in Slavyansk-na-Kubani im Süden Russlands. In der Stadt mit rund 60.000 Einwohnern werden die Miranchuk-Brüder am 17. Oktober 1995 geboren. Weil sie "zu schwächlich" sind, schickt Spartak Moskau die beiden 15-Jährigen weg. Doch Stadtrivale Lokomotive erkennt ihr Können und lässt die beiden mitspielen. Während Aleksey schnell Fortschritte macht, wechselt Anton zu Levadia Tallinn nach Estland, um Spielpraxis zu sammeln. "Dort bin ich gereift", sagt er.

Anton kehrt mit 14 Saisontoren und neun Vorlagen 2016 zu Lokomotive zurück und sorgt dort zunächst für Missverständnisse. "Wir wurden ständig verwechselt - sogar von Trainer Juri Sjomin", sagt Aleksey. Vier Monate später stehen die Brüder erstmals zusammen in der 1. Liga auf dem Platz. Von da an sind sie auf dem Spielfeld nahezu unzertrennlich. Während Aleksey hinter der Spitze spielt, ist Anton der Vorbereiter. Er legte Aleksey vier seiner sieben Saisontore auf.

Berezutski-Brüder kommen auf 160 Länderspiele

Zwillinge im Fußball - das gibt es auch in Deutschland: ob Helmut und Erwin Kremers oder Lars und Sven Bender. Auch in Russland ist es kein ganz seltenes Phänomen. Kyrill und Dmitri Kombarov spielen einst bei Spartak Moskau und Vasili und Aleksei Berezutski bei Stadtrivale ZSKA. Die Berezutskis prägten sogar länger als ein Jahrzehnt das Spiel der Nationalmannschaft und absolvierten gemeinsam fast 160 Länderspiele.

"Die Miranchuks haben ihren Anteil am Meistertitel", meint Lokomotives deutscher Sportdirektor Erik Stoffelshaus. "Schön, dass sie bereits Verantwortung übernehmen." Von Mitspielern werden die Brüder schon einmal verwechselt - bei Mädchen passiere dies aber nicht, erzählt Aleksey.

"Zu einem Treffen mit Antons Freundin Ksenia bin ich einmal hingegangen, sie hatte mich vorher noch nicht gesehen." Geklappt habe der Gag aber nicht, räumt er ein. "Sie hat den Trick durchschaut, noch bevor ich nur ein Wort sagen konnte."