20.06.2018 12:29 Uhr

Kein Platz mehr für Dembélé bei Frankreich

Ousmane Dembélé muss wohl auf der Bank Platz nehmen
Ousmane Dembélé muss wohl auf der Bank Platz nehmen

Frankreichs Jungstar Ousmane Dembélé muss gegen Peru wohl auf der Bank Platz nehmen, wenn der Mitfavorit auf den Titel das Achtelfinal-Ticket buchen will.

Die russische Polizei patrouillierte, auch grimmig dreinblickende Soldaten sicherten das Training ab. Schilder mit der Aufschrift "Keine Fotos, keine Kameras" machten den Reportern endgültig klar, dass sie unerwünscht waren. Didier Deschamps wollte nach dem Holper-Start in die WM ungestört sein - und doch sickerte durch: Frankreichs Trainer hatte vor dem Abflug nach Ekaterinburg diesmal kein orangefarbenes Leibchen für Ousmane Dembélé.

"Wir müssen besser spielen", sagte Deschamps vor dem zweiten Gruppenspiel am Donnerstag gegen Peru: "Wir können und wir werden." Und dafür opfert der 49-Jährige offenbar Dembélé, den zweiten großen Jungstar in der Offensive der Équipe Tricolore neben Kylian Mbappé.

Dembélé, 21 Jahre jung, gesegnet mit höllischem Tempo und Talent im Überfluss - doch seit seinem mit einem Streik erzwungenen Wechsel von Borussia Dortmund zum FC Barcelona vor knapp einem Jahr wirkt "Dembouz" seltsam gehemmt. Nur noch selten blitzte das Können des jungen Mannes, den sie in Barcelona als Neymar-Nachfolger auserkoren hatten, auf.

Verliert Dembélé seinen Stammplatz an Giroud?

Und auch Frankreich fragt sich: Was ist bloß mit Dembélé los? Beim 2:1 zum WM-Auftakt gegen Australien fiel der Angreifer im Zusammenspiel mit den ebenfalls Hochbegabten Mbappé und Antoine Griezmann eher dadurch auf, dass er eigentlich nicht zu sehen war. Für ihn rückt wohl nun der technisch eher limitierte Olivier Giroud in die Startelf.

"Es war eine schwierige Saison", hatte Dembélé schon vor der WM gesagt - und auf seine beiden Oberschenkelverletzungen aus dem September und Januar verwiesen. Spanische Medien machten aber auch nächtliche Ausflüge ins Partyleben für seine nicht überzeugenden Auftritte verantwortlich. Und auch seine Chance zum Auftakt im 300-Millionen-Angriff mit Mbappé und Griezmann, der nominell wohl aufregendsten Offensive des Turniers, nutzte er nicht.

"Unsere Offensive war nicht so gut, wie sie sein sollte", meckerte Deschamps über den Auftritt gegen Australien: "Die drei haben nicht viel zusammengespielt." Und dennoch hatte Frankreich - im Gegensatz zu Titel-Rivalen wie Deutschland, Brasilien, Argentinien oder Spanien - gewonnen.

Frankreich muss "Einstellung im Allgemeinen verbessern"

Gegen Peru wollen "Les Bleus" nachlegen, mit einem Sieg ist das Achtelfinal-Ticket so gut wie gebucht. Aber das reicht dem Mitfavoriten natürlich nicht, 20 Jahre nach dem WM-Triumph in Paris will die neue Generation nach dem Titel greifen. Dafür traf sich das Team nach dem Australien-Spiel zu einer Aussprache.

"Wir haben eine Bestandsaufnahme gemacht, was gut oder schlecht gelaufen ist", sagte Abwehrchef Raphael Varane: "Alle sind sich einig, dass wir unsere körperliche Intensität steigern und unsere Einstellung im Allgemeinen verbessern müssen." Und: "Wir wissen, in welche Richtung wir gehen müssen."

Dembélé wird auf diesem Weg aber erst einmal am Rand sitzen.