23.06.2018 12:38 Uhr

"Immer noch möglich": Island braucht ein Wunder

Das hatten sich die isländischen Spieler anders vorgestellt
Das hatten sich die isländischen Spieler anders vorgestellt

Das Märchen von Außenseiter Island steht vor dem Ende. Nach der verdienten Niederlage gegen Nigeria braucht der EM-Viertelfinalist am letzten Spieltag ein kleines Fußball-Wunder.

Das gemeinsame "Huh!" mit den treuen Fans fiel aus. Angesichts des drohenden Endes ihres Fußball-Märchens stand Islands geschlagenen Helden so gar nicht der Sinn nach Klatschen und Singen. Enttäuscht und ratlos trotteten die Spieler in die Kabine, zu mehr als einem fast schon entschuldigenden Winken in Richtung der zahlreichen mitgereisten Anhänger fehlte den WM-Debütanten die Kraft.

Nach dem verdienten 0:2 (0:0) gegen Nigeria braucht der Außenseiter nun ein kleines Wunder, um das WM-Aus noch abzuwenden. Doch vor dem "Endspiel" gegen Kroatien ist Aufgeben für die stolzen Wikinger - natürlich - keine Option.

"Es ist irgendwie merkwürdig, aber wir sind noch im Rennen", sagte Trainer Heimir Hallgrimsson und klammerte sich an das einzig Positive eines ansonsten ziemlich gebrauchten Tages. Doch die Chancen sind gering: Selbst ein Sieg gegen die bisher so starken Kroaten am Dienstag könnte für das Weiterkommen zu wenig sein.

Sigurdsson: "Es wird sehr schwierig" 

"Es war ein harter Tag heute. Es ist immer noch möglich, wir sind aber auf andere Ergebnisse angewiesen und müssen das beste Team der Gruppe schlagen", sagte der ehemalige Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson dem "SID": "Es wird sehr schwierig."

Der Mittelfeldspieler hatte es allerdings selbst auf dem Fuß gehabt, die Erfolgsgeschichte seines Teams weiterzuschreiben. Einen Freistoß in der Anfangsphase parierte Nigerias Torhüter Francis Uzoho genauso wie einen zu unplatzierten Schuss wenig später. Und die größte Möglichkeit, einen Foulelfmeter wenige Minuten vor Schluss, setzte Sigurdsson über das Tor.

Was blieb, war Ratlosigkeit. Eine Erklärung für die vor allem in der zweiten Halbzeit schwache Leistung fand zunächst niemand. "Ich weiß es nicht", gab Hallgrimsson offen zu: "Vielleicht waren es die Temperaturen. Es war aber in vielerlei Hinsicht nicht unser Tag." Und es schien tatsächlich so, als dass die Nordeuropäer nach der Pause der Hitze in Wolgograd Tribut zollen mussten.

Island-Coach mit Galgenhumor

Von einer "Sauna an der Wolga", schrieb dann auch die Tageszeitung "Dagbladid Visir" angesichts der Hitze von über 30 Grad Celsius. Viel Hoffnung auf für die Nordmänner erträglicheres Wetter am Dienstag in Rostov am Don besteht zudem nicht: 35 Grad Celsius sind angekündigt.

Dennoch: Auch gegen Kroatien werden die Isländer wieder alles versuchen, obwohl gegen Nigeria deutlich wurde, dass die Fähigkeiten des Teams aus dem kleinsten WM-Land limitiert sind. "Wir müssen 'nur' gegen Kroatien gewinnen", sagte Hallgrimsson mit einer Prise Galgenhumor: "Doch das ist wahrscheinlich einfacher gesagt als getan."

Kritik aus der Heimat setzte es nicht. Im Gegenteil. "Isländer mögen die Dinge nicht auf die einfache Art. Warum leben sie wohl auf einem Block aus Feuer und Eis in der Nähe des Nordpols?", schrieb "The Reykjavic Grapevine": "Die ganze Nation wird auf den Beinen sein am Dienstag. Man kann nur sagen: 'Geht raus und quält die Welt'."

Und nach dem Abpfiff gegen Kroatien soll dann auch wieder das "Huh!" erklingen.