23.06.2018 22:00 Uhr

Wahnsinn! Kroos ballert DFB-Team zum Last-Minute-Sieg!

Toni Kroos erzielte das lang ersehnte Siegtor für Deutschland
Toni Kroos erzielte das lang ersehnte Siegtor für Deutschland

Die historische Schmach ist vorerst abgewendet, der angeschlagene Titelverteidiger Deutschland hat bei der WM in Russland den vorzeitigen Totalschaden dank Toni Kroos verhindert. Der Champions-League-Sieger von Real Madrid erzielte nach einer nervenaufreibenden Zitterpartie gegen Schweden in Unterzahl den erlösenden Siegtreffer zum schwer erkämpften 2:1 (0:1) in der Nachspielzeit (90.+5).

Nach der Schlappe zum Auftakt gegen Mexiko und Tagen der Selbstzweifel kann der Weltmeister das Achtelfinale mit einem Sieg am Mittwoch gegen Südkorea in Kasan (20:00 Uhr) aus eigener Kraft erreichen. Allerdings darf sich Deutschland trotz der Kehrtwende nach dem blamablen 0:1 gegen Mexiko zum WM-Auftakt auch nicht zu sicher fühlen - zumal Jérôme Boateng fehlen wird. Der Abwehrchef sah in der 82. Minute wegen wiederholten Foulspiels die Gelb-Rote Karte.

Sollte Schweden nach seinem Erfolg gegen Südkorea (1:0) auch gegen die zweimal siegreichen Lateinamerikaner gewinnen, sind drei Mannschaften punktgleich - das bedeutet: Deutschland braucht Tore, um sich gegen einen der Konkurrenten durchzusetzen.

Gegen Schweden dauerte es bis zur 48. Minute ehe Marco Reus mit seinem linken Knie den Bann brach und den ersten deutschen Treffer in Russland erzielte. Der Dortmunder war für Mesut Özil in die Mannschaft gerückt. Der Treffer setzte Kräfte frei, die Mannschaft stemmte sich gegen den GAU - Kroos ließ Löw mit seinem spektakulären direkten Freistoßtreffer aus spitzem Winkel aufatmen und Millionen Fans in der Heimat in Jubel ausbrechen. Die DFB-Elf hatte den Schock endgültig verdaut, der sie nach dem Gegentor durch Ola Toivonen (32.) befallen hatte.

Deutschland läuft früh an

Ohne Özil, Sami Khedira sowie den angeschlagenen Mats Hummels, dafür mit Reus, Sebastian Rudy sowie Antonio Rüdiger war die DFB-Auswahl erwartungsgemäß feldüberlegen in die Partie gestartet, drückte sofort gewaltig aufs Tempo, verlor aber immer wieder die Kontrolle. Nach einer guten Anfangsviertelstunde mit Chancen durch Julian Draxler und Thomas Müller war die Stabilität jedoch plötzlich dahin - und die Schweden wurden immer mutiger.

Schon zuvor hatten sie erste Chancen: Müller konnte den Leipziger Emil Forsberg nur unter massivem Trikotziehen im Strafraum ablaufen (6.), nach einem Ballverlust von Rüdiger tauchte der ehemalige Hamburger Marcus Berg plötzlich vor Manuel Neuer auf - der Kapitän rettete großartig (12.), allerdings war Berg durch den ihn verfolgenden Jérôme Boateng ins Stolpern gebracht worden, ein Elfmeter wäre nicht unberechtigt gewesen.

Reus mit dem richtigen Riecher

Ab diesem Zeitpunkt war bei der deutschen Mannschaft plötzlich die Luft raus. Die Auswahl mit fünf Weltmeistern von 2014 und fünf Confed-Cup-Siegern wirkte verunsichert, in den Spielaufbau schlichen sich Fehler ein, die Passsicherheit der ersten Minuten war weg. Den Gegentreffer leitete ein Patzer von Toni Kroos ein, Schwedens Angreifer spitzelte den Ball bedrängt von Rüdiger über Neuer hinweg ins Tor. Sekunden vor der Pause verhinderte Neuer großartig einen Treffer von Berg (45.+2).

Vor dem Treffer von Toivonen hatte die ohnehin schon verunsicherte deutsche Mannschaft sechs Minuten lang nur zu zehnt gespielt: Der nach einem Zusammenprall heftig aus der Nase blutende Rudy war gerade durch Ilkay Gündogan ersetzt worden (31.).

Erstmals seit 1974: Deutschland dreht ein Spiel

Gleich nach der Pause kam dann noch Mario Gomez, er ersetzte den schwachen Draxler und sorgte sofort für Unruhe im schwedischen Strafraum: Reus nutzte dies zum Ausgleich. Kroos (49.) und Müller (51.) hätten beinahe nachgelegt, der spät eingewechselte Julian Brandt traf kurz vor dem Siegtreffer mit einem Schuss aus 16 Metern nur den Pfosten.

Letztlich avancierte Toni Kroos mit der letzten Chance des Spiels zum Matchwinner. Den Freistoß zirkelte der Mittelfeldregisseur unhaltbar ins lange Eck.

Die DFB-Auswahl hatte keines ihrer letzten acht WM-Spiele gewonnen, bei denen sie zur Halbzeit zurücklag - letztmals war ihr ein Sieg bei der Heim-WM 1974 gelungen: gegen Schweden. Und nach dem Ausgleich tat der Weltmeister alles, dass es lief wie vor 44 Jahren beim 4:2 (0:1): Allein, vieles blieb Stückwerk, war geprägt von Ungeduld und Fehlern.