25.06.2018 13:07 Uhr

Hierros Zukunft bei Spanien: "Eine der besten Lösungen"

Fernando Hierro übernahm erst kurz vor Turnierbeginn das Traineramt bei Spanien
Fernando Hierro übernahm erst kurz vor Turnierbeginn das Traineramt bei Spanien

Fernando Hierro sollte Spanien als Sportdirektor bei der WM in Russland begleiten, doch dann kam der große Knall. Welche Zukunft er als Trainer der Seleccion hat, ist offen.

Fernando Hierro lacht laut auf. "Das ist wirklich eine gute Frage", sagt der 50-Jährige, und schmunzelt weiter. Ob er Spanien, den Weltmeister von 2010, nach seinem unverhofften Sprung auf die Trainerbank denn nur begleite, oder wirklich der Mann der Entscheidungen sei, will ein Journalist der Vereinsikone von Real Madrid entlocken. Hierro könnte dies durchaus als Provokation auffassen. Doch der einstige Weltklasse-Libero verteidigt sich cool.

Natürlich sei er unerwartet in die Position des Cheftrainers gekommen, sagte Hierro bei einem Pressetermin rund um das WM-Duell mit Marokko am Montag. Dann wurde sein Gesichtsausdruck plötzlich ernster und er betonte: "Seitdem bin zu 100 Prozent Trainer. Nichts anderes." Ob er auch nach dem Turnier in Russland eine Zukunft als spanischer Nationalcoach hat, ist allerdings fraglich.

Hierro: "Haben keine Zeit, uns selbst zu bemitleiden"

Hierro war ohne Wenn und Aber ein "Notnagel", als er zwei Tage vor dem Auftaktmatch der Spanier gegen Portugal (3:3) den eleganten Designeranzug gegen funktionale Trainingsklamotten eintauschte - der Verband hatte soeben Julen Lopetegui entlassen. Dass dieser während der Vorbereitung auf das wichtigste Turnier der Welt mit Real Madrid anbandelte, hatte RFEF-Boss Luis Rubiales als Vertrauensbruch höchster Kategorie gewertet. Kurioserweise war zuvor auch Hierro kurzzeitig als möglicher Nachfolger von Zinedine Zidane bei den Königlichen gehandelt worden.

Nun aber packte Hierro bei der Seleccion an. Und mit seinem entschlossenen und selbstbewussten Auftreten konnte er schnell punkten. "Wir haben keine Zeit, uns selbst zu bemitleiden", sagte er, richtete den Blick sofort nach vorne, schaffte eine optimistische Atmosphäre. Der Mann aus Andalusien, als Spieler selbst 89 Mal für Spanien im Einsatz, bewies Fingerspitzengefühl und führte die Linie seines Vorgängers fort.

Ramos über Hierro: "Eine der besten Lösungen"

Ob er jedoch in die höchste Trainerkategorie einzuordnen ist, muss Hierro erst noch nachweisen. Lopetegui gilt als erwiesener Taktikfachmann, der sich beim FC Porto auf hohem Niveau bewiesen hatte. Hierros einzige Station als Chef von Real Oviedo dauerte dagegen nur ein Jahr an. Führungsspieler wie Sergio Ramos und Andrés Iniesta hatten intern zunächst um den Verbleib von Lopetegui gekämpft, aber anschließend auch dessen Nachfolger gepriesen.

"Fernando ist eine der besten Lösungen, die es für diesen Job gibt", sagte Ramos, der unumstrittene Leitwolf des Teams. Gerüchte über eine mögliche Neubesetzung des Trainerpostens gab es seit WM-Beginn kaum. Zunächst wurde auch Albert Celades, der U21-Trainer Spaniens, als mögliche Option auf die Lopetegui-Nachfolge genannt. Celades ist in Russland vor Ort, trägt während Spaniens Partien das Headset, um taktische Erkenntnisse mit Spähern auf der Tribüne auszutauschen.

Für den Job als erster Trainer des Landes fehlt dem ruhigen 42-Jährigen aber wohl die Aura. Solche Kaliber wie Ramos muss man führen können.