25.06.2018 14:20 Uhr

"Eher Nachteil": Island zittert vor Kroatiens B-Elf

Heimir Hallgrímsson bangt mit Island noch um den Einzug ins Achtelfinale
Heimir Hallgrímsson bangt mit Island noch um den Einzug ins Achtelfinale

Island kämpft um seine letzte Chance, Kroatien denkt dagegen schon an das Achtelfinale. Es ist gut möglich, dass Trainer Zlatko Dalic etliche Stars schont.

Kein Luka Modric, kein Ivan Rakitic, kein Mario Mandzukic: Das sollte Islands Aussichten auf ein kleines Fußball-Wunder gegen die bisher so überzeugenden Kroaten doch verbessern. Weit gefehlt, sagt zumindest Trainer Heimir Hallgrímsson. "Es ist eher ein Nachteil, auch wenn sich das komisch anhört", sagt der Coach der Wikinger und liefert vor dem Duell am Dienstag in Rostow am Don (20:00 Uhr) die Begründung gleich mit.

Modric und Co. könnten nach ihren bemerkenswerten Leistungen gegen Nigeria (2:0) und vor allem gegen Argentinien (3:0) aus Angst vor Verletzungen nicht voll motiviert sein, schließlich hat Kroatien das Ticket für die erste K.o.-Runde bereits gelöst und braucht nur ein Unentschieden für den Sieg in Gruppe D. "Die Spieler, die reinkommen, kämpfen alle um einen Platz im Team für das Achtelfinale", verdeutlichte Hallgrímsson.

Dalic gibt zu: "Wir schauen nur auf unsere Interessen"

Hinter diesem sehr wahrscheinlichen Schachzug von Kroatiens Coach Zlatko Dalic stecke womöglich auch die Absicht, seine "Vatreni", die Feurigen, weiterhin bei hoher Konzentration zu halten. Aber vor allem ist es wohl eine taktische Variante des Trainers, um das Team vor Gelbsperren und Verletzungen zu bewahren. "Für uns ist das Match im Achtelfinale das wichtigste. Wir schauen nur auf unsere Interessen", sagte Dalic.

Dass die Wahl seiner Formation unter Umständen dann doch eine Auswirkung auf den Spielverlauf haben und Island bevorteilen kann - es tangiert den 51-Jährigen nicht. Missfallen bei Argentinien und Nigeria, die das Parallelspiel bestreiten - spielt ebenfalls eine untergeordnete Rolle. Ersatztorhüter Lovre Kalinic, der für Stammkeeper Daniel Subasic zum Zug kommen dürfte, sichert allerdings vollen Einsatz zu: "Wir werden das Maximum geben."

Hallgrímsson: Achtelfinale wäre "der größte Erfolg in der Fußball-Geschichte Islands"

Tief beeindruckt von den Leistungen Kroatiens zeigt sich auch Hallmgrímsson, der besonders "das Weltklasse-Mittelfeld" pries. Selbst ohne Modric und Rakitic bietet es einen Spieler wie Mateo Kovacic von Real Madrid. Aber den Optimismus raubt dies den Isländern noch lange nicht. Man habe schließlich die Zuversicht "in den Genen", wie der Coach ausführte, zumal sie in der WM-Qualifikation die Kroaten im Juni 2017 besiegten.

"Beim Eurovision Song Contest denken wir immer, wir gewinnen, aber dann kommen wir nicht mal ins Finale. So ist es hier auch, wir denken immer, wir gewinnen", sagte Hallgrímsson, der ergänzte: "Wenn wir es wirklich ins Achtelfinale schaffen, denkt Island, jetzt werden wir Weltmeister."

Dass es dazu nicht kommen dürfte, wissen die Skandinavier nur allzu gut, sie sind zwar sehr optimistisch, aber nicht realitätsfremd. Sollte Island das WM-Aus doch schon in der Vorrunde ereilen, gerät die Welt nicht aus den Fugen. "Für Argentinien, Portugal oder Deutschland wäre das ein Schock" sagte Hallgrímsson, "wenn wir es ins Achtelfinale schaffen, wäre es der größte Erfolg in der kurzen Fußball-Geschichte Islands."