01.03.2021 17:00 Uhr

Arminia schasst Neuhaus - Kramer soll übernehmen

Arminia Bielefeld trennt sich wohl von Uwe Neuhaus
Arminia Bielefeld trennt sich wohl von Uwe Neuhaus

Der Aufstiegsheld ist nicht mehr gut genug für den Abstiegskampf. Arminia Bielefeld hat am Montag aus heiterem Himmel seinen Trainer Uwe Neuhaus entlassen - trotz weiterhin vollkommen intakter Chancen auf den Klassenerhalt in der Fußball-Bundesliga. 

Die Arminia hatte zwar fünf Spiele in Serie nicht gewonnen, dennoch kam die Trennung von Neuhaus (61) angesichts von Zeitpunkt und Tabellenstand überraschend. Bielefeld ist mit 18 Punkten Tabellen-16., punktgleich mit einem Nichtabstiegsplatz.

"Im Rahmen der langfristigen strategischen Zukunftsplanung" sei entschieden worden, die ohnehin geplante Neuausrichtung vorzuziehen, teilte die Geschäftsführung am Nachmittag mit. "Nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Profifußball und speziell auf Arminia Bielefeld soll der Charakter eines Ausbildungsklubs weiter geschärft und talentierte Jungprofis und Nachwuchskräfte intensiver gefördert werden."

Sport-Geschäftsführer Samir Arabi betonte, der Verein sei "nach wie vor davon überzeugt, dass unsere Mannschaft die nötige Qualität besitzt, um unser sportliches Ziel zu erreichen". Er hoffe auf einen neuen Impuls - wer der Mannschaft diesen geben soll, blieb zunächst unklar. In verschiedenen Medien wurde Frank Kramer (48) als Nachfolger gehandelt. Nötig sei "maximaler Zusammenhalt, das Heben aller Potenziale und eine Leidenschaft, wie sie in den Kernwerten unseres Vereins verankert ist", sagte Arabi.


Mehr dazu: Shitstorm auf Twitter und Co. zum Neuhaus-Aus


Allein die Medienberichte über die bevorstehende Beurlaubung des 61-jährigen Neuhaus hatten in den sozialen Medien und Klub-Foren für heftige Diskussionen gesorgt. Neuhaus war nach dem überraschenden und souveränen Aufstieg überaus beliebt. Mit Rang 16 sahen die meisten Fans ihre Arminia, die vor zwei Wochen noch beim 3:3 in München überrascht hatte, im Soll. Zwischen Neuhaus und Sportdirektor Samir Arabi soll es zuletzt aber mehrfach zu Diskussionen über Aufstellungen und taktische Ausrichtungen gekommen sein. In den vergangenen fünf Spielen kassierten die Bielefelder immer mindestens drei Gegentore.

Der 48-Jährige Kramer trainierte in der Bundesliga 2012 für zwei Spiele interimistisch 1899 Hoffenheim und 2013 die SpVgg Greuther Fürth, in der 2. Liga 2015 für knapp fünf Monate Fortuna Düsseldorf. Von 2016 bis 2019 trainierte er diverse Nachwuchsteams des Deutschen Fußball–Bundes. Aktuell leitet er das Nachwuchsleistungszentrum des österreichischen Meisters RB Salzburg.

Kramer würde sein Debüt am kommenden Sonntag gegen Neuhaus' langjährigen Klub Union Berlin geben, drei Tage später steht das Nachholspiel gegen Werder Bremen an. Damit bietet sich für den neuen Coach im Heimspiel-Doppelpack gleich die Chance, auf einen Nichtabstiegsplatz zu klettern. Die meisten Fans hätten dies auch Neuhaus zugetraut, die Vereinsgremien offenbar aber nicht mehr.

Neuhaus ahnte sein Aus

Neuhaus hatte die Ostwestfalen 2018 übernommen und in der vorigen Saison nach elf Jahren zurück in die Bundesliga geführt. Der Vertrag des Fußball-Lehrers läuft noch bis Sommer 2022. In der Hinrunde soll Neuhaus nach sieben Niederlagen in Serie schon einmal gewackelt haben, mit 13 Punkten aus den folgenden acht Spielen brachte er das Team aber wieder ins ruhige Fahrwasser.

Doch offenbar ahnte er bereits nach dem Spiel bei seinem Ex-Klub Dortmund, mit dem er 2002 als Assistent von Matthias Sammer Meister geworden war, was ihm drohte. Die Diskussion hätten "schon länger Fahrt aufgenommen. Das ist ja fast durchgängig so gewesen. Ich mache mir meine Gedanken ausschließlich über die Trainingsarbeit".

Kurios: Neuhaus ist der bereits dritte Arminia-Coach, der nach einer Niederlage gegen Borussia Dortmund gehen muss. 2007 traf es Ernst Middendorp nach einem 1:6 beim Revierklub, 2009 war Michael Frontzeck nach einem 0:6 in Dortmund betroffen.