05.02.2013 15:55 Uhr

«Die malische Fahne flog hoch»: Der Traum vom Finale

Die Aussicht auf das Finale beim Afrika Cup beflügelt die Spieler Malis. Foto: Kim Ludbrook
Die Aussicht auf das Finale beim Afrika Cup beflügelt die Spieler Malis. Foto: Kim Ludbrook

Durban (dpa) - Für die Nationalmannschaft von Mali geht es am Mittwoch beim Afrika-Cup nicht nur um den Einzug ins Finale. Die Spieler um Seydou Keita möchten auch ihren kriegsgeplagten Landsleuten in der Heimat wieder ein Stück Freude und Zuversicht schenken.

Im bekanntesten Fußballer Malis steckt auch ein Poet. «Die malische Fahne flog hoch - nicht nur in Mali, sondern überall», sagte Keita und drückte damit aus, wie eng Krieg und Fußball in diesem geplagten Land in diesen Tagen zusammenhängen. Gemeinsam mit seinen Mitspielern möchte der ehemalige Star des FC Barcelona am Mittwoch gegen Nigeria das Endspiel des Afrika-Cups erreichen und seinen Landsleuten in der umkämpften Heimat dadurch noch ein Stück neue Zuversicht und Hoffnung schenken. «Wir wollen den Menschen in Mali ein bisschen gefühltes Glück und Freude bringen», meinte Keita.

Bislang hat das bei diesem Afrika-Cup auf außergewöhnliche Weise funktioniert. Als die Mannschaft in der vergangenen Woche durch ein 1:1 gegen die Demokratische Republik Kongo ins Viertelfinale einzog, wurde fast zeitgleich die legendäre Stadt Timbuktu von den islamistischen Rebellen befreit. Und als der französische Präsident François Hollande dort am Samstag begeistert als Retter gefeiert wurde, warfen Malis Fußballer parallel auch noch den Gastgeber Südafrika aus dem Turnier. «Jetzt sind wir im Halbfinale. Und es ist der Mannschaft natürlich erlaubt, auch noch vom nächsten Sieg und dem Finale zu träumen», sagte der französische Trainer Patrice Carteron.

Der Krieg in Mali ist auch während des Afrika-Cups allgegenwärtig in seinem Team. Fast alle Spieler haben Familien und Freunde in der Heimat, um die sie bangen. Nach dem Auftaktsieg gegen Niger trug Keita ein T-Shirt mit der Botschaft «Friede in Mali». Nach dem Erfolg gegen Südafrika sagte er den schönen Satz mit der Fahne, die hoch fliegt. Was diese Mannschaft zu lähmen drohte, ist im Verlauf des Turniers immer mehr zu einem Ansporn, gar einer Mission geworden. «Ich spüre die ganze Zeit, dass die Spieler und auch die Betreuer alles für die Leute in Mali geben wollen», sagte Carteron.

Genau dieser Geist macht die Malier am Mittwoch in Durban zu einem gefährlichen Gegner für den Favoriten aus Nigeria mit seinen Stars wie Victor Moses oder John Obi Mikel (beide FC Chelsea). Auch Mali fuhr in den vergangenen Jahren immer mal wieder mit namhaften Profis wie Frederic Kanouté (FC Sevilla), Momo Sissoko (AC Florenz) oder eben Keita zu einem Afrika-Cup. Doch so nah wie diesmal war das Team einem möglichen Triumph - abgesehen von einem dritten Platz vor einem Jahr - noch nie. «Wir glauben an uns und wir hoffen, dass das auch unsere Fans zu Hause stolz macht», sagte Keita, der mittlerweile für ein Millionengehalt bei Dalian Aerbin in China spielt.

Im Vergleich zu diesem Spiel klingt das zweite Halbfinale am Mittwochabend eher unspektakulär. In Nelspruit treffen um 19.30 Uhr Ghana und die Überraschungsmannschaft von Burkina Faso aufeinander. Nach dem Ausscheiden der Elfenbeinküste gilt der WM-Viertelfinalist aus Ghana mittlerweile als aussichtsreichster Anwärter auf den Titel. Die «Black Stars» haben in diesem Turnier bislang auch als einzige Mannschaft gegen Mali gewinnen können.