28.08.2013 03:07 Uhr

Austria bei der Creme de la Creme der Fußballwelt

Das Goldtor von Roman Kienast beschert der Austria Millioneneinnahmen in der Champions League
Das Goldtor von Roman Kienast beschert der Austria Millioneneinnahmen in der Champions League

Trotz der 2:3-Niederlage am Dienstagabend hatte die Wiener Austria im Duell mit Dinamo Zagreb das glücklichere Ende für sich. Roman Kienast stieß mit seinem späten Anschlusstreffer die vermeintlich schon ins Schloss gefallene Türe zur Gruppenphase der Champions League wieder auf. Angesichts des 2:0-Erfolgs im Hinspiel reichte dieses Ergebnis zum Aufstieg. Mit der erstmaligen Teilnahme an der europäischen Königsklasse ging für Klub, Spieler und Fans endlich ein Traum in Erfüllung.

Fünf Anläufe hat es benötigt bis sich der FK Austria Wien für die 1992 eingeführte Champions League qualifizieren konnte. Anders als zuvor gegen Club Brugge, den FC Barcelona, Olympique Marseille und Benfica war gegen Dinamo Zagreb diesmal aber nicht Endstation. Den Spielern musste die Dimension ihres Erfolges selbstverständlich niemand erklären. "Für jeden Spieler am Platz ist ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. Alles was jetzt kommt ist nur noch Zusatz", sprach Heinz Lindner stellvertretend für seine Teamkollegen nach der Partie in die Mikrofone.

Für den Austria-Tormann war es ein besonders arbeitsintensiver Abend. Die rollenden Angriffe der im Vergleich zum Hinspiel wie ausgewechselten Kroaten nötigten dem 23-Jährigen etliche Glanzparaden ab. Drei Mal musste Lindner trotzdem hinter sich greifen. "Beim 1:3 habe ich mir schon gedacht, dass das jetzt blöd gelaufen ist. Aber ich war sicher, dass wir auch noch die Chance haben werden, noch eines zu schießen", so der Schlussmann.

Ein Joker-Tor ist rund zehn Millionen Euro wert

In der Tat bewiesen die "Veilchen" Moral und entrissen Dinamo Zagreb das Ticket in die Champions League wieder. Roman Kienast erzielte in der 82. Minute mit seinem ersten Ballkontakt im Spiel ein Goldtor, das diesen Namen wahrlich verdient. An die zehn Millionen fließen nämlich durch den Aufstieg in die Klubkasse der Austria. "Es ist unglaublich. Du kommst rein und bekommst so einen Ball, den du nur über die Linie drücken musst", freute sich Kienast, der sich als erster Spieler über eine Champions League-Teilnahme mit beiden Wiener Großklubs freuen darf. 2005 durfte er während der letzten vier Minuten an der 1:3-Heimniederlage von Rapid gegen Juventus mitwirken.

Die Austria-Partie gegen Dinamo hatte eigentlich mit einem Blitzstart der Hausherren begonnen. Erst dann kamen die Gäste auf Touren und erarbeiteten sich zwischenzeitlich beinahe 70 Prozent Ballbesitz. Florian Mader, dessen Freistoß zum 1:0 von Dinamo-Kapitän Josip Simunić leicht ins eigene Tor abgefälscht wurde, glaubte sich dennoch in einer angenehmeren Situation als die Fans in der mit 10.500 Zuschauern ausverkauften Austria-Arena: "Ich glaube als Zuseher stirbt man mehr Tode als als Spieler. Am Feld kommt man gar nicht so zum Nachdenken."

Philipp Hosiner stimmte dem zu: "Während dem Spiel geht einem nicht viel durch den Kopf. Wir haben 180 Minuten toll gekämpft und phasenweise sehr guten Fußball gezeigt. Deswegen sind wir auch aufgrund der Leidenschaft und des Kampfgeistes verdient in die Champions League eingezogen." Austrias Torjäger von Dienst war beim 2:3 der Vorbereiter. "Ich kenne den Roman schon länger, ich habe spekuliert, dass er auf der zweiten Stange steht. Ich wollte den Ball mit dem Kopf drüber heben – das hat genau gepasst, er hat ihn super verwertet", so Hosiner.

Mannschaft besiegt Einzelkönner

Austria-Trainer Nenad Bjelica war ebenfalls überglücklich: "Es war ein sehr spannendes Spiel für jeden, der im Stadion war. Natürlich mit dem glücklichen Ende für uns. In den 180 Minuten wurde sehr hart gearbeitet um weiter zu kommen. Am Schluss haben wir, glaube ich, den Aufstieg verdient geschafft."

Dem Gegner attestierte Bjelica ebenso wie seine Spieler durchwegs hohe Qualität. "Ich habe gewusst, dass unsere einzige Chance ist, dass Dinamo Zagreb uns unterschätzt. Das haben wir im ersten Spiel ausgenützt", so der Kroate. Im Rückspiel war das augenscheinlich nicht mehr der Fall. "Wir hatten einen Gegner, der vielleicht von den Einzelspielern besser war, aber wir haben in 180 Minuten bewiesen, dass wir mehr Mannschaft sind als Dinamo Zagreb", so Bjelica.

In der Stunde des historischen Erfolges bedankte sich der erst seit Juni bei der Austria engagierte Trainer bei allen Beteiligten: "Auch beim ehemaligen Trainer und seinem Co-Trainer, die den Titel gewonnen haben." Dass er das letzte Steinchen im Mosaik durch die Einwechslung von Kienast selbst hinzugefügt hätte, wollte Bjelica so nicht wahrhaben: "Das goldene Händchen vom Trainer ist nur Bla-Bla-Bla. Nein, das war Glück." Trotzdem hatte der erst in der Vorwoche 42 Jahre alt gewordene Bjelica eine Erklärung für diese Entscheidung parat: "Er hat eine hervorragende Statistik. In der letzten Saison brauchte er etwas mehr als 700 Minuten für sieben Tore. Er ist ein Goalgetter. Das hat er in Wolfsberg gezeigt. Daher habe ich mich für ihn entschieden in diesem Moment."

Dinamo verspielte Aufstieg im Hinspiel

Dinamo-Trainer Zoran Mamić trauerte vor allem dem vergeigten Heimspiel in Zagreb nach: "Wir hätten auch im ersten Spiel gerne dieses Gesicht gezeigt. Das ist uns nicht gelungen." Wie versprochen hatte sich seine Mannschaft diesmal anders präsentiert. "Uns war vor dem Spiel bewusst, dass wir 0:2 zurück lagen und von Anfang an Gas geben müssen. Das taten wir und waren mit einem Bein in der Champions League. Doch dann haben wir dieses Tor kassiert", so Interimscoach Mamić, der Dinamo voraussichtlich nur noch am kommenden Wochenende betreuen und dann seinem Nachfolger Platz machen wird.

Kapitän Josip Šimunić konnte an der Leistung im Rückspiel ebenfalls nur wenig aussetzen: "Wir haben das gemacht, was wir uns vorgestellt haben. Leider haben wir das zweite Gegentor bekommen. Das ist der Unterschied zwischen Champions League und Europa League. Mehr oder weniger haben wir den Aufstieg in Zagreb verspielt. So ist Fußball, so ist das Leben. Man muss mit dem Positiven und Negativen umgehen."

Als fairer Sportsmann gratulierte Šimunić der Austria: "Für die Austria wird es auf jeden Fall schwierig. Aber sie sind eine gute Mannschaft. Großes Kompliment an das Team und Nenad Bjelica. Respekt. Ich hoffe, dass sie so gut wie möglich sein werden und ein paar gute Ergebnisse schaffen."

Traumgegner

In der Gruppenphase warten auf die Wiener nun "31 hochqualitative Mannschaften", wie es Nenad Bjelica formulierte. "Jeder Gegner wird ein Feiertag." Welche drei es sein werden, erfahren die Veilchen am Donnerstagnachmittag bei der Gruppenauslosung ab 17 Uhr 45. Persönlich wünschte sich Bjelica einen der ganz Großen – Real, Barcelona, Bayern, Chelsea.

Seine Spieler hielten sich mit dem Nennen von Wunschlosen zurück. Der Name Real Madrid war zwar manchmal zu hören, aber niemals so entschlossen, wie bei Marko Stanković: "Ich werde die Auslosung genießen, aber ich will unbedingt Real haben. Das war immer schon mein Lieblingsklub und ich wollte immer schon einmal im Bernabeu spielen."

Die Champions League sei das Größte, was er in seinem fußballerischen Leben bisher erreicht habe. "Jetzt spielen wir in der creme de la creme der Fußballwelt mit.", freute sich Stanković. Eine sei aber auch klar: "Wir sind in jedem Spiel der Underdog."

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Sebastian Kelterer