30.08.2013 09:48 Uhr

Bundesligisten im Supercup: Dabei sein ist alles!

Hasan Salihamidžić (l.) verlor 2001 das Finale mit den Bayern gegen Liverpool mit Markus Babbel
Hasan Salihamidžić (l.) verlor 2001 das Finale mit den Bayern gegen Liverpool mit Markus Babbel

Anfang der 1970er Jahren war der niederländische Fußball europaweit der Maßstab. Da drängte sich einem heimischen Journalisten die offensichtliche Frage auf: Wie können wir das nutzen und noch mehr Trophäen absahnen? Die Antwort war so simpel wie folgenschwer: Man rufe einfach einen neuen Wettbewerb ins Leben. Der Supercup war geboren.

weltfussball wirft einen Blick auf die Geschichte des Wettbewerbs, den die deutschen Mannschaften am liebsten aus dem Gedächtnis streichen würden. Sieben Mal stand ein Bundesligist bisher im Endspiel, kein einziges Mal stemmte man am Ende den Pokal in die Höhe.

Die 1970er: englische Dominanz, deutsches Scheitern

Nachdem Ajax Amsterdam die ersten beiden Austragungen (1972, 1973) für sich entschied trat in den Folgejahren der FC Bayern auf die Bühne. 1974 fand man für die Partie gegen den FC Magdeburg keinen passenden Termin und sagte sie kurzerhand ab. Doch die Münchener bekamen 1975 und 1976 zwei weitere Chancen – und versagten kläglich.

Gegen Dynamo Kiew, angeführt von Superstar Oleg Blokhin, unterlagen Gerd Müller, Franz Beckenbauer und Co. in der Endabrechnung mit 0:3. Blokhin schoss die „Roten“ im Alleingang ab und erzielte alle drei Treffer für die Ukrainer. Ein Jahr später sollte sich der RSC Anderlecht als eine Nummer zu groß erweisen. Im Hinspiel dank zwei Müller-Toren noch mit 2:1 erfolgreich, ging der FC Bayern in Belgien mit 1:4 baden.

1977 schaffte der Hamburger SV zum ersten Mal den Sprung ins Supercup-Endspiel. Das 1:1 im Volksparkstadion war noch ein erträgliches Resultat, an der Anfield Road kassierten Manfred Kaltz, Kevin Keegan und Felix Magath dann aber eine böse 0:6-Klatsche. Terry McDermott war der Mann des Spiels und avancierte mit einem Hattrick zum Matchwinner. Liverpools Triumph war der Beginn einer Ära: Von 1977 bis 1982 stand in jedem Jahr ein Team von der Insel im Endspiel. Nottingham (1979) und Aston Villa (1982) trugen sich in dieser Zeit in die Siegerliste ein.

Die 1980er: Ferguson und das Wunder von Mechelen

Am 25. Mai 1983 schoss der damals 29-jährige Felix Magath den Hamburger SV gegen Juventus Turin zum Titel im Landesmeisterwettbewerb. Sechs Monate später trafen die „Rothosen“ im Supercup-Finale auf die schottischen Fußballzwerge aus Aberdeen. Deren größter Star war damals noch keiner, sollte sich später aber ein eigenes Denkmal verdienen: Alex Ferguson. Die Trainer-Legende hatte gegen Ernst Happels Team das richtige Rezept parat, luchste dem Favoriten im Volksparkstadion ein 0:0 ab und holte mit dem Club aus dem Nordosten Schottlands dank eines 2:0-Erfolgs im Rückspiel den Pokal. Wieder einmal ging der Bundesligist leer aus.

Drei Jahre später versuchte die UEFA erstmals intensiver, dem Wettbewerb neuen Glanz zu verleihen. Der Modus mit Hin- und Rückspiel wurde gekippt und das Finale ins Stade Louis II nach Monaco verlegt. Es sollte eine Ausnahme bleiben. Bis 1998 kehrte man schließlich zum bewährten Austragungsmodus zurück.

1988 spielte der europäische Fußball verrückt. Der PSV Eindhoven gewann den Pokal der Landesmeister und der KV Mechelen triumphierte im Pokalsiegerwettbewerb. Im Supercup-Finale trafen somit zwei Mannschaften aufeinander, die keiner dort erwartet hatte. Und es kam noch doller: Nicht der große PSV mit Ronald Koemann oder Romário stemmte die Trophäe in die Höhe, sondern der kleine KVM aus Belgiens Süden. Mit 3:1 fegten sie die geliebten Nachbarn nach Hin- und Rückspiel vom Platz. Bis heute die vielleicht größte Überraschung des Supercups.

Die 1990er: Bella Italia, Stolperstein Barcelona

Die 90er Jahre standen ganz im Zeichen der Serie-A-Teams. Berauscht von der Weltmeisterschaft im eigenen Land und der neuen Anziehungskraft der Liga, setzten sie zu einem wahren Höhenflug an. Der AC Mailand (1989, 1990, 1994), Parma (1993), Juventus Turin (1996) und Lazio Rom (1999) zeigten eindrucksvoll, dass die Serie A in diesen Jahren das Nonplusultra im Weltfußball war.

Die Bundesliga setzte ihre schwarze Serie dagegen fort. Werder Bremen (1992) und Borussia Dortmund (1998) zogen jeweils gegen den FC Barcelona den Kürzeren. Der SVW holte dank Klaus Allofs im heimischen Weserstadion ein 1:1, unterlag im Rückspiel aber mit 1:2, nachdem Oliver Reck schon nach 30 Minuten mit Rot vom Feld geschickt wurde. Der verwandelte Strafstoß von Wynton Rufer zum zwischenzeitlichen 1:1 reichte den Bremern am Ende nicht.

Der BVB war in seinen Duellen gegen die Katalanen chancenlos. Schon im Camp Nou kassierte die Elf von Ottmar Hitzfeld eine 0:2-Niederlage. Im Westfalenstadion war das Tor von Jörg Heinrich zu wenig. Die Partie endete 1:1 und der Pokal ging wieder mal an den Bundesligisten vorüber.

Die 2000er: Viva España

Mit dem Jahrtausendwechsel begann auch im Supercup eine neue Zeitrechnung. Es verging kaum ein Jahr, in dem der Titel nicht auf die iberische Halbinsel wanderte. Real Madrid (2002), Valencia (2004), Sevilla (2006), Barcelona (2009, 2011) und Atletico Madrid (2010, 2012) schoben sich die Trophäe gegenseitig zu und stellten sieben der letzten elf Gewinner.

Und natürlich darf auch in diesem Jahrzehnt kein deutscher Misserfolg fehlen. Der FC Bayern hatte das Trauma gegen Manchester überwunden und sich gegen den FC Valencia endlich den so lang ersehnten Titel in der Champions League geschnappt. Im anschließenden Supercup-Finale gegen Liverpool gingen die Münchener jedoch schon wieder leer aus.

Ottmar Hitzfelds Truppe lag nach 46 Minuten bereits mit 0:3 zurück. Hasan Salihamidžić und Carsten Jancker betrieben mit ihren Treffern nur noch Ergebniskosmetik. Überragender Mann auf den Platz war ein gewisser Michael Owen, über den Hitzfeld später sagte: „Er ist ein Weltklassespieler und wir konnten ihn einfach nicht in den Griff bekommen.“ Ein Tor, eine Torvorlage und reihenweise gefährliche Aktionen – Michael Owen verwehrte dem FCB den letzten Vereinspokal, der dem Rekordmeister in seiner Sammlung noch fehlt.

Gegen den FC Chelsea bekommen die Münchener ihre nächste Chance, den letzten freien Platz in der Vitrine zu besetzen und die 41-jährige Durststrecke der Bundesligisten endlich zu beenden.

 

Christian Schenzel