12.09.2013 12:43 Uhr

Afghanistan feiert historischen Fußball-Sieg

Afghanen feiern auf den Straßen den sportlichen Triumph
Afghanen feiern auf den Straßen den sportlichen Triumph

Stundenlang hallten Schüsse durch die Kabuler Nacht, doch das Gewehrfeuer aus den Kalaschnikows nichts mit dem Krieg in Afghanistan zu tun. "Das sind keine Bürgerkriegs-Schüsse und nicht die Taliban, die Menschen hinrichten", schrieb Menschenrechtsaktivist Ahmad Schudscha auf Twitter.

Und erklärte dann: "Das sind Freudenschüsse." Anlass für den in dem kriegsgeplagten Land seltenen Ausbruch der Euphorie: Erstmals hat die Fußball-Nationalmannschaft am Mittwochabend einen internationalen Pokal gewonnen.

Im Finale der Meisterschaft des Südasiatischen Fußballverbandes (SAFF) in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu bezwang Afghanistan Indien mit 2:0. Dass das Kricket-begeisterte Südasien keine echte Fußballregion ist - Afghanistan bekleidet in der FIFA-Weltrangliste Platz 139 und liegt damit sogar noch sechs Ränge vor Indien - tat der Begeisterung am Hindukusch keinen Abbruch. Nach dem Schlusspfiff strömten Menschenmengen in die Parks und auf die Straßen Kabuls.

Autofahrer hupten und drehten ihre Stereoanlagen auf, in manchen Stadtteilen kam der Verkehr zum Erliegen. Der zentrale Schar-e-Nau-Park, wo das Match auf einer Großbildleinwand öffentlich übertragen wurde, wurde zur Tanzfläche. Einige Restaurants am Park verschenkten vor lauter Begeisterung Essen und Trinken. In manchen Stadtteilen tanzten Männer und Frauen gemeinsam in der Öffentlichkeit - im extrem konservativen Afghanistan fast undenkbar.

Spieler des Tages war der afghanische Torhüter Mansur Faqiryar vom Regionalligisten VfB Oldenburg, der im Finale etliche gefährliche Bälle hielt. "Er ist ein Supermann", sagte der Kommentator des privaten Senders Tolo bei der Live-Übertragung. Ein 21-jähriger Fan namens Fasl Ahmad meinte: "Faqiryar ist unser Nationalheld. Er war der Hauptgrund für unseren Sieg. Aber der Sieg ist nicht nur für das afghanische Team, sondern für ganz Afghanistan."

Dann rief Ahmad seinen Freunden zu: "Erstmals ist in Afghanistan etwas Gutes passiert. Lasst uns alle feiern gehen!" Ein anderer Fan namens Nasrullah Baraksai sagte: "Ich hätte nie gedacht, dass die afghanische Fußballmannschaft eines Tages ein internationales Match gewinnen würde. Das zeigt, dass es für das Land noch Hoffnung gibt."

Der afghanische Präsident Hamid Karsai war so begeistert, dass er ein Flugzeug nach Kathmandu schickte, um die Mannschaft abzuholen. Karsai persönlich nahm das Team am Donnerstag am Kabuler Flughafen in Empfang. Von dort zogen die Spieler und Tausende Fans zum Ghasi-Stadion in der Hauptstadt, wo gefeiert wurde. Das Ghasi-Stadion ist ein symbolträchtiger Ort: Während ihrer Herrschaft ließen die Taliban dort Menschen öffentlich hinrichten - auch in den Halbzeitpausen von Fußballspielen.

dpa