04.06.2005 23:30 Uhr

Ballack beim 4:1 mit zehn Mann überragend

Belfast (dpa) - Dank eines überragenden Michael Ballack und großartiger Moral hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die erhoffte Aufbruchstimmung für den Confederations Cup erzeugt.

Elf Tage vor Beginn der WM-Generalprobe im eigenen Land gewann die Elf von Bundestrainer Jürgen Klinsmann trotz 75-minütiger Unterzahl mit 4:1 (1:1) in Belfast gegen Nordirland. Nach dem frühen Rückstand durch einen von David Healy verwandelten Handelfmeter (15.) und dem schnellen Ausgleich durch Gerald Asamoah (17.) wurde Ballack vor 14 000 Zuschauern im Windsor-Park mit seinem Doppelschlag (62./66.-Foulelfmeter) zum gefeierten Matchwinner. Der Kölner Lukas Podolski rundete den siebten Sieg im zehnten Spiel unter Klinsmann mit seinem vierten Länderspiel-Tor in der 81. Minute ab.

In der 14. Minute hatte Robert Huth wegen Handspiels die Rote Karte gesehen und musste als erster Nationalspieler seit Christian Wörns am 11. Oktober 2002 beim 1:1 gegen Bosnien-Herzegowina vorzeitig vom Platz. Weil der Feldverweis in einem Freundschaftsspiel verhängt wurde, wird der Deutsche Fußball-Bund (DFB) über die Sanktion entscheiden. Der Abwehrspieler wird demnach für die Partie in Mönchengladbach gegen Russland gesperrt, darf aber beim Turnier um den Confederations Cup vom 15. Juni an wieder mitwirken.

«Wir können sehr zufrieden sein, wie die Mannschaft das Spiel in Unterzahl noch gekippt hat. Ich bin auch sehr zufrieden damit, wie Ballack die Mannschaft geführt hat, wie er Zeichen gesetzt hat», sagte Klinsmann, der die Partie gegen Russland für weitere Tests nutzen will. «Dieses Resultat ist für die Moral ganz wichtig. Das war heute ein guter Auftakt für die nächsten Wochen», hofft Ballack nach dem Sieg von Belfast auf eine Signalwirkung.

Dabei schien die frühe Rote Karte Klinsmanns taktisches Konzept und alle guten Vorsätze der deutschen Mannschaft, die vier Tage nach dem völlig missglückten Trainingsspiel gegen den FC Bayern spielerische Fortschritte nachweisen wollte, über den Haufen zu werfen. Doch mit der Rückkehr von Ballack in die Schaltzentrale kam wieder der zuletzt vermisste Schwung in die Aktionen. Allerdings wusste der Münchner als Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld seinen Freiraum erst in der 63. Minute entscheidend zu nutzen, als er die Mannschaft per Kopf auf die Siegerstraße brachte. Per Elfmeter gelang ihm wenig später sein 24. Länderspiel-Tor.

Klinsmann gewann gegen die seit vier Jahren zu Hause sieglosen Nordiren allerdings auch die Erkenntnis, dass vor dem ersten Turnierspiel am 15. Juni gegen Australien noch viele Mängel zu beheben sind. Das galt vor allem für die Abwehr, in der sich Patrick Owomoyela und Thomas Hitzslperger auf den Außenpositionen als Sicherheitsrisiko entpuppten. Beide verloren zahlreiche Zweikämpfe und leisteten sich viele Ballverluste. Allein Per Mertesacker genügte im Defensivverbund höheren Ansprüchen. Jens Lehmann gelang mit einer fehlerlosen Partie die Rehabilitierung für seine Aussetzer in der Allianz-Arena. Gegen die Russen soll allerdings wieder Oliver Kahn, der in Belfast wegen eines eingeklemmten Nervs im Lendenbereich zum Zuschauen verurteilt war, zwischen den Pfosten stehen.

In der Partie aus Anlass des 125-jährigen Bestehens des nordirischen Verbandes diktierte die deutsche Mannschaft zunächst klar das Geschehen. In der 6. Minute prüfte Ballack den in Deutschland geborenen Torhüter Maik Taylor mit einem Aufsetzer aus 20 Metern. Zwei Minuten später verhinderte Gillespie mit seiner Rettung auf der Linie bei einem Kopfball von Kuranyi den drohenden Rückstand. Um so überraschender ging der 114. der Weltrangliste nach einer Viertelstunde in Führung. Als Huth einen Heber von Gillespie in Torwart-Manier parierte, musste der Abwehrspieler des FC Chelsea vom Platz und Healy nutzte die Chance zum 1:0.

Doch mitten in den nordirischen Jubel hinein platzte der Ausgleich für die deutsche Mannschaft. Asamoah ließ eine Flanke von Ballack von der Brust abtropfen und schoss volley zum 1:1 ein. Doch in Unterzahl konnte die deutsche Elf die Partie gegen überraschend offensiv eingestellte Nordiren allenfalls noch ausgeglichen gestalten. In der 29. Minute drohte die Klinsmann-Elf sogar erneut ins Hintertreffen zu geraten, als Owomoyela den Ball im Zweikampf gegen Stuart Elliott verlor und Davis bei der anschließenden Flanke völlig frei zum Kopfball kam. Wenig später scheiterte Jones völlig frei vor Lehmann (34.).

Die nächste gute Chance für Ballack (50.) leitete die zweite Hälfte ein, in der mit Sebastian Deisler und Bastian Schweinsteiger zwei weitere Bayern-Spieler an Stelle von Asamoah und Bernd Schneider für die erhofften zusätzlichen Impulse sorgten. 13 Minuten später war Deisler mit seiner Freistoß-Vorlage Ausgangspunkt des 2:1. Wenig später krönte Ballack seine überragende Vorstellung im Windsor-Park mit einem Elfmeter-Tor, nachdem Gillespie Schweinsteiger zu Fall gebracht hatte.