07.12.2005 23:45 Uhr

Stress nur für Hoeneß vor Spiel gegen Juve

Brügge (dpa) - Es geht noch um den Gruppensieg und 321 000 Euro Siegprämie, doch die letzte Champions-League-Reise des Jahres hat für den FC Bayern München trotzdem den Charakter eines Betriebsausflugs.

Das Wettschießen mit Juventus Turin um Platz 1 in Gruppe A wurde für den bereits für das Achtelfinale qualifizierten deutschen Meister schon auf der Reise zur letzten Vorrunden-Partie beim FC Brügge von Personalien für die Zukunft in den Hintergrund gedrängt.

Den meisten Stress haben nicht die Spieler, sondern Uli Hoeneß: Der Manager stieg auf dem Münchner Flughafen aus Südamerika kommend direkt ins nächste Flugzeug. Im Bayern-Airbus informierte er auf dem kurzen Trip nach Belgien Vorstandskollege Karl-Heinz Rummenigge und Trainer Felix Magath über die Qualitäten des Paraguayers Juli dos Santos. Der 22 Jahre alte Landsmann des verletzten Bayern-Stürmers Roque Santa Cruz ist offensiver Mittelfeldspieler und wegen seiner Kopfballstärke und Torgefahr eine Option als möglicher Nachfolger für Nationalspieler Michael Ballack.

«Wir hatten gesagt, dass wir uns umsehen. Das ist einer der Spieler, die von Interesse sind», erklärte Rummenigge. Hoeneß, der den Offensivspieler von Cerra Portena am Wochenende beim 3:1-Sieg gegen Olimpia Asuncion beobachtet hatte, wies Spekulationen über eine bevorstehende Verpflichtung des Profis allerdings brüsk zurück. «Ich habe weder mit dem Spieler noch dem Verein verhandelt», versicherte er nach der Ankunft der Bayern in Belgien. «Er ist ein Spieler, den wir im Auge haben. Wir werden in Ruhe beraten», betonte Hoeneß.

Im Flieger nach Belgien saß auch Willy Sagnol, obwohl der Abwehrspieler gegen Brügge nach drei gelben Karten gesperrt ist. «Ich habe keinen Stress mit dem Spiel, die Reise ist ein bisschen Urlaub für mich», verkündete der Franzose froh gelaunt. Anders als Ballack, der erst im Januar die Entscheidung über seine Zukunft bekannt geben will, wird sich Sagnol in Brügge den Bayern-Bossen offenbaren.

«Ich habe mich schon entschieden», sagte Sagnol. Wie, wollte er nicht verraten. Vieles deutet auf einen Wechsel zu Juventus Turin hin. «Warum immer Turin, Turin, Turin? Europa ist groß», entgegnete Sagnol. Rummenigge hofft sogar, dass der 28-Jährige doch noch bei Bayern bis 2010 verlängert: «Ich bin da nicht so pessimistisch.»

Zumindest in Brügge, das als Gruppendritter im UEFA-Pokal weiter spielen darf, wird Sagnol den Bayern nicht großartig fehlen. Der Kampf um Platz 1 sei schließlich nicht «überlebenswichtig» betonte Nationalspieler Sebastian Deisler. Er würde den Bayern jedoch im Achtelfinale einen Gruppenzweiten als Gegner bescheren würde. Noch höher bewertet wird, dass das Rückspiel in der heimischen Allianz Arena stattfände. «Da stehen 66 000 Fans hinter uns wie eine Wand. Das wäre schon ein Vorteil», bemerkte Deisler, der trotz seiner Bundesliga-Sperre in der Champions League mitspielen darf.

Im Vergleich mit Juve, das beim sieglosen Tabellenletzten Rapid Wien antreten muss, liegen die Münchner bei Punktgleichheit in der entscheidenden Tordifferenz gegenüber den Italienern hauchdünn um ein Tor in Front. «Es wird für uns alles andere als ein lockeres Spiel», versprach Kapitän Oliver Kahn vollen Ehrgeiz im Fernduell mit Juve.

Magath muss in der Abwehr neben Sagnol, für den Nationalspieler Philipp Lahm auf der rechten Seite spielen könnte, auch erneut den am Knie verletzten Weltmeister Lucio ersetzen. Mehmet Scholl musste ebenfalls kurzfristig passen. Bei dem Mittelfeldspieler ist eine Oberschenkelzerrung erneut aufgebrochen.