28.05.2009 21:00 Uhr

"Sein oder Nichtsein" im Ost-West-Gipfel

Nach 18 Jahren Pause darf sich der neutrale Fußballfan wieder auf Relegationsspiele zur 1. und 2. Bundesliga freuen. Was für die daran nicht beteiligten Fans nochmal ein Höhepunkt zum Saisonabschluss wird, wird für die an der Relegation beteiligten Mannschaften und Fans zu einer echten Nervenprobe. Der einzige Ost-Fußballklub in der Bundesliga, Energie Cottbus, und der Traditionsverein aus dem Westen, 1. FC. Nürnberg kämpfen heute um den Verbleib beziehungsweise den Aufstieg in die 1. Fußballbundesliga. Vor allem in Sachen Finanzen ist die 1. Liga für beide Vereine enorm wichtig. Bei einem Abstieg müssten die Lausitzer ihren Etat von 24 auf 13 Millionen reduzieren. Und auch bei den Franken müsste bei einem weiteren Jahr 2. Liga Geld eingespart werden. "Wir können nicht noch ein Jahr auf diesem finanziellen Niveau fahren", sagte Manager Martin Bader. "Dann müssten wir auf jeden Fall reduzieren."


Mit kalkuliertem Risiko zum Erfolg

Nach einem Kraftakt am letzten Spieltag gegen Bayer Leverkusen (>> Spieldetail) schaffte die Cottbuser doch noch den nicht mehr für möglich gehaltenen Sprung auf den Relegationsplatz. "Der Sieg gegen Leverkusen nach einem Wahnsinnsspiel hat uns gezeigt, was in der Mannschaft steckt. Das gibt uns einen Schub. Die Relegation ist ein Geschenk, das müssen wir nutzen", fordert Energie-Keeper Gerhard Tremmel. Und in der Tat scheint nach dem 3:0 Erfolg gegen die Werkself sich neuer Optimismus in der Lausitz ausgebreitet zu haben. "Wir werden die Nürnberger schon wegbrezeln", verkündete Kapitän Timo Rost voller Selbstbewußsein vor dem Relegationsspiel. Solch einen Enthusiasmus sieht Trainer Bojan Prasnikar bei seiner Mannschaft natürlich gerne. Allerdings mahnt der alte Haudegen auch seine Jungs dazu an, nicht gleich im ersten Spiel alles auf eine Karte zu setzen. Denn aufgrund der Auswärtstorregel, die in der Relegation gilt, kommt es vor allem darauf an, erstmal hinten sicher zu stehen und wenn möglich keinen Gegentreffer zu kassieren. "Wir müssen Geduld haben. Dass wir in der Lage sind Tore zu schießen, haben wir gegen Leverkusen gezeigt", so Prasnikar vor dem Spiel. Wie schon gegen Leverkusen haben die Lausitzer auch gegen die Nürnberger große personelle Probleme in der Offensive. Branko Jelic wird definitiv ausfallen und auch bei Dimitar Rangelov wird nach einem langen Gespräch auf einen Einsatz verzichtet, damit der Bulgare vielleicht im wichtigen Rückspiel eingreifen kann. Dafür meldet sich aber der zuletzt starke Ivica Iliev wieder zurück. Sollte er zu 100" fit sein, wird der Serbe von Beginn an auflaufen. Und ansonsten gibt es ja auch noch den "Not-Sturm" mit Jula, Rivic und Shao, die machten ihre Sache gegen Leverkusen schließlich ausgezeichnet.


Club mit Respekt, aber ohne Angst

Die anfängliche Enttäuschung darüber, dass es am letzten Spieltag doch nicht mehr zum direkten Aufstieg in die Bundesliga reichte, verflog bei den Franken schnell. Schließlich ist die Chance dazu immer noch da. Nach Nürnbergs Abwehrspieler Javier Pinola stehen die Aufstiegschancen seiner Mannschaft bei 50:50. Dem entspricht auch der direkte Vergleich. Bislang gab es 14 Duelle zwischen Nürnberg und Cottbus. Beide Mannschaften siegten jeweils dreimal, achtmal trennten sie sich Unentschieden. Eine Tatsache dürfte aber die Chance des Clubs leicht anheben. Da die Nürnberger als erstes auswärts antreten müssen, haben sie es im entscheidenden Rückspiel in der eigenen Hand. Diesen Vorteil hat auch Trainer Michael Oenning erkannt. "Natürlich, das ist ein enges Stadion, da sind 22 000 Zuschauer, da wird es brennen. Aber wir sind auf alles vorbereitet. Zu Hause haben wir dann viele Argumente, wie wir es schaffen können", so Oenning vor der Partie. Im Gegensatz zu seinem Gegenüber Prasnikar hat Oenning auch keine allzu großen Verletzungssorgen. Außer Andreas Wolf und Dominic Maroh sind alle Spieler an Bord und auch das "Torphantom" Marek Mintal hat rechtzeitig zu den Relegationsspielen seinen Torriecher wiedergefunden. Nur die gelben Karten dürften Michael Oenning etwas Kopfschmerzen bereiten. Denn mit Keeper Raphael Schäfer und Abwehspieler Javier Pinola wären zwei wichtige Spieler bei der nächsten gelben Karte gesperrt.