11.11.2013 16:48 Uhr

Ligen-Check: Absteiger Fellaini, Überflieger Southampton

Ein Underdog sorgt seit Wochen für Furore, die Etablierten geben sich auf den hinteren Plätzen die Klinke in die Hand und ganz vorne bestimmen zwei Traditionsklubs die Musik. In der Länderspielpause geht weltfussball auf einen Streifzug durch Europas Topligen und wirft einen Blick auf die größten Überraschungen und herbsten Enttäuschungen. Heute an der Reihe: die englische Premier League.

Nach elf Spieltagen ist der Kampf um die Spitzenplätze spannend wie selten und das Feld dicht beisammen. Zwar steht der Arsenal FC schon seit einigen Wochen an der Spitze des Tableaus, nach der 0:1-Niederlage am Sonntag im Old Trafford sind die Verfolger aber wieder auf Tuchfühlung.

Der FC Liverpool meldete sich nach dem 0:2 im Emirates am Wochenende mit einem souveränen 4:0-Erfolg gegen Fulham zurück. Manchester United hat sich nach einem schwachen Saisonstart spätestens mit dem 1:0-Heimsieg gegen Arsenal endgültig gefangen und richtet den Blick ebenfalls wieder nach oben. Dass man den FC Chelsea nie abschreiben darf, weiß man nicht erst seit dem "Finale dahoam". Und auch der FC Everton klopft nach nur einer Niederlage in den ersten elf Spielen bei den Arrivierten an. Längst in diesen Kreis eingezogen ist das Überraschungs-Team aus Southampton.

Im Tabellenkeller sind die üblichen Verdächtigen zu finden. Aufsteiger Crystal Palace hat es schon mit einem Trainerwechsel versucht, gezündet hat das allerdings nicht. Sunderland schrammte bereits in der Vorsaison nur knapp am Abstieg vorbei und steht auch jetzt wieder tief unten drin.

Die Überflieger der Saison: Southampton FC

Das Team aus dem Süden Englands stellt die Kräfteverhältnisse in der Premier League auf den Kopf. Mit 22 Zählern stehen die "Saints" in der Tabelle noch vor Chelsea, Tottenham und Manchester auf Platz drei. Ihre fünf Gegentore werden in Europas Top-Ligen nur noch vom AS Rom (3) und dem OSC Lille (4) getoppt. Im heimischen St. Mary´s Stadium ist die Mannschaft von Trainer Mauricio Pochettino noch ungeschlagen (vier Siege, zwei Remis), sechs Mal blieb sie bisher ohne Gegentor.

Das Erfolgsrezept des argentinischen Chef-Trainers ist dabei denkbar einfach: Verteidigen, was das Zeug hält und auf Bewährtes setzen. Sieben Spieler sind fester Bestandteil der Stammelf und standen in jeder Partie von Beginn an auf dem Platz. Rickie Lambert, Adam Lallana und Jay Rodriguez wurden jetzt für ihre starken Auftritte belohnt und von Nationaltrainer Roy Hodgson für die kommenden Länderspiele gegen Chile und Deutschland nominiert. Bis zum Ende der Spielzeit werden die "Saints" vermutlich nicht ganz oben mitmischen, zumindest bis zu diesem Zeitpunkt sind sie aber die mit Abstand größte Überraschung der Saison. Fortsetzung nicht ausgeschlossen.

Die Tiefflieger der Saison: Manchester City

Neuer Trainer, neue Stars im Wert von über 100 Millionen Euro und dennoch, so richtig rund laufen will es für das Star-Ensemble von Manchester City nicht. Mit vier Niederlagen haben die "Citizens" schon mehr Pleiten als jede andere Mannschaft in der oberen Tabellenhälfte kassiert. Nach dem 0:1 am Wochenende im Stadium of Light gab Manuel Pellegrini zu Protokoll: "Ich mache mir Sorgen, weil wir auswärts zu viele Punkte verlieren. So wird es sehr schwer, um den Titel zu spielen." Ein einziger Sieg in sechs Auswärtsspielen sind eines Meisterschafts-Favoriten auf jeden Fall nicht würdig.

Zwar stehen die Himmelblauen in der Champions League vor dem lang ersehnten Einzug in die K.o.-Runde, dafür verlor die Elf des chilenischen Trainers in der Premier League gegen die individuell klar unterlegenen Teams aus Cardiff, Aston Villa und Sunderland. Man wird den Eindruck nicht los, dass sich die Mannschaft ausschließlich zu Höherem berufen fühlt und die lästige Pflicht dabei hin und wieder sträflich vernachlässigt.

Die Granaten: Luis Suárez/Daniel Sturridge

Nach seiner Beiß-Attacke, dem unsäglichen Wechsel-Hick-Hack in der Sommerpause und der abgesessenen Zehn-Spiele-Sperre kehrte Luis Suárez erst am 6. Spieltag in den Kader der "Reds" zurück. Sechs Spiele später führt er die Torschützenliste der Premier League mit acht Treffern schon wieder an.

Der 26-Jährige bildet gemeinsam mit Daniel Sturridge das gefährlichste Sturmduo auf der Insel. Seitdem die beiden wieder zusammen auf dem Platz stehen, haben sie in nur sechs Spielen sensationelle zwölf Tore erzielt. Die Paarung Suárez/Sturridge gehört derzeit zweifellos zum Besten, was Europas Vereinsfußball zu bieten und hat und ist der entscheidende Grund für den Höhenflug des Liverpool FC.

Die Rohrkrepierer: die Königs-Transfers

Mehr als 85 Millionen Euro haben sich Manchester United, die Tottenham Hotspurs und Manchester City die Dienste von Marouane Fellaini, Roberto Soldado und Stevan Jovetic im Sommer 2013 kosten lassen. Das Resultat: Fellaini ist unter Ex-Coach David Moyes zum Bankdrücker geworden und hat lediglich ein einziges Spiel über 90 Minuten absolviert – das ging sang- und klanglos mit 1:4 gegen den blauen Stadtrivalen verloren.

Soldado erzielte an den ersten beiden Spieltagen jeweils das Siegtor für die "Spurs", brauchte anschließend aber neun Spiele, um sein Konto auf vier Treffer zu erhöhen. Mittlerweile ist der Spanier Teil einer der schwächsten Angriffsreihen der gesamten Liga. Für den Montenigriner Stevan Jovetic hat das Kapitel Premier League dagegen noch gar nicht richtig angefangen. Erst Anfang des nächsten Monats rechnet man beim Meister von 2012 mit seiner Rückkehr.

Christian Schenzel