21.11.2013 12:27 Uhr

"The Chief" will Leeds United wachküssen

Bei der WM 1998 und bei der WM 2002 war Lucas Radebe Südafrikas Kapitän
Bei der WM 1998 und bei der WM 2002 war Lucas Radebe Südafrikas Kapitän

Für Martin Hiden war er bei Leeds United der Kapitän. David Beckham holte sich bei einem WM-Empfang in Südafrika von ihm ein Autogramm und Nelson Mandela sagte über ihn gar: "Das ist mein Held". Lucas "The Chief" Radebe kickte von 1994 bis 2005 an der Elland Road und will nun zurückkehren. Der Südafrikaner möchte mithilfe eines Konsortiums den finanzmaroden Klub kaufen.

Kaum ein Verein hat in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren dermaßen abgebaut wie Leeds United. 2001 standen die "Whites" noch im Halbfinale der Champions League und ein Jahr davor im Halbfinale des UEFA-Cups. Haarsträubend schlechte Kalkulationen bzw. zu hohe Kredite und daraus resultierende Notverkäufe wie jene der Innenverteidiger Rio Ferdinand (2002 zu Manchester United) und Jonathan Woodgate (2003 zu Newcastle United) leiteten den Untergang ein.

2004 stieg Leeds nach 14 Jahren aus der höchsten englischen Liga ab (zwischenzeitlich sogar in die dritte Leistungsstufe) und seither nicht wieder dorthin auf. Ein wenig Hoffnung keimt beim Tabellenachten des Championships nicht nur aus sportlichen Gründen wieder auf. Lucas Radebe möchte nämlich wieder an Bord gehen.

Angebote von ManU, Milan und Roma abgelehnt

Jener Verteidiger, der den "Whites" selbst nach dem Abstieg noch eine Saison lang treu geblieben ist, zuvor Angebote von Manchester United, Milan und Roma ausgeschlagen hatte, und von 1994 bis 2005 über 200 Pflichtspiele für sie absolvierte. 1998/99 und 1999/2000 – also in genau jenen Jahren, in denen auch der ehemalige ÖFB-Teamspieler Martin Hiden mit ihm für die "Whites" verteidigte - war Radebe Kapitän. "The Chief" haben sie ihn immer gerufen, auch deswegen, weil er von den südafrikanischen Kaizer Chiefs gekommen war.

Nach lang anhaltenden Gerüchten hat "The Chief" nun auf seiner Website bestätigt, Teil eines Konsortiums zu sein, dass den Klub kaufen möchte. Das erste Angebot von kolportierten sieben Millionen Pfund hat der derzeitge Eigentümer "GFH Capital", eine Investmentbank aus Dubai, abgelehnt. Weitere Treffen sind anberaumt. "Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass wir einen Weg finden", schreibt Radebe, "Leeds hat einen ganz speziellen Platz in meinem Herzen. Seit meinem Rücktritt träume ich davon, den Klub irgendwann in irgendeiner Form wieder unterstützen zu können."

Beim Abschied mehr Zuschauer als bei den Pflichtspielen der "Whites"

Dass Radebe nicht bloß ein Träumer ist, sondern auch was auf dem Kerbholz hat, hat er schon des öfteren bewiesen. Zu seinem "testimonial match" (eine Art Abschiedsspiel, das verdienstvolle Kicker auf der Insel nach zehn oder mehr Jahren Vereinstreue geschenkt bekommen und meist mitorganisieren, Anm.) kamen 2005 fast 38.000 Zuschauer an die Elland Road, mehr als zu jedem Pflichtspiel der "Whites" in diesem Jahr.

Die knapp 500.000 Pfund Einnahmen spendete der während der Apartheid in einem Slum aufgewachsene Radebe für diverse Wohltätigkeitsorganisationen für benachteiligte Kinder und Jugendliche in England und in Südafrika.

Dass er ein großes Herz für seine Mitmenschen hat, hatte Radebe auch schon zuvor immer wieder bewiesen. Sein Herz ging ihm dafür am 30. April 2001 auf. Da wurde anlässlich des Sieben-Jahr-Jubiläums des Endes der Apartheid Nelson Mandela in Leeds geehrt. Als Südafrikas ehemaliger Präsident während seiner Dankesrede den Kapitän der südafrikanischen Nationalmannschaft erblickte, hielt er kurz inne. Dann deutete er auf Radebe und sagte: "Das ist mein Held." Wenige Tage später ist Leeds im Champions-League-Halbfinale gegen Valencia ausgeschieden. Nicht wenige meinen, weil Radebe verletzungsbedingt gefehlt hat.

>> Investmentbank aus Dubai übernimmt Leeds United

Thomas Schöpf