22.11.2013 15:03 Uhr

Derbi sevillano: "Nur ein Sieg zählt!"

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Das "Derbi sevillano" verspricht einmal mehr zur magischen Nacht zu werden

Das "Spiel des Jahres" versetzt ganz Sevilla in Ausnahmezustand: Der FC empfängt Real Betis. Zwei bekannte Namen aus der Europa League - doch in der Liga könnten die Vorzeichen nicht unterschiedlicher sein.

"Ich erinnere mich noch an letztes Jahr. Damals konnte ich keine Siesta halten, da man die Fans, die vor dem Hotel ausharrten, die ganz Zeit hörte. Man braucht nicht zu erwähnen, dass dich das extra motiviert. Wie die Anhänger des FC Sevilla dieses Derby leben, ist in der ganzen Welt einzigartig." Ivan Rakitić weiß genau wovon er spricht. Der Kroate bestreitet am Sonntag bereits sein fünftes "Derbi sevillano" (21 Uhr im weltfussball-Liveticker) und machte dabei meistens eine gute Figur.

Denn Rakitić trug sich auch beim letzten Mal, als der FC Sevilla aus dem Geschäftsviertel Nervión und Real Betis aus dem Arbeiterviertel Heliópolis im Ramón Sánchez-Pizjuán aufeinandertrafen, in die Torschützenliste ein. Der Endstand lautete vor rund einem Jahr 5:1. Eine Schmach für die grün-weißen "Béticos". Damals trafen die beiden Erzrivalen noch als direkte Tabellennachbarn aufeinander und am Ende der Saison stand sowohl der FC als auch Betis Sevilla als Europa-League-Teilnehmer fest. Die Diskrepanz zum Vorjahr könnte an diesem Wochenende jedoch kaum größer sein.

Betis grüßt mit der roten Laterne vom Tabellenende

Betis steht in der Liga mit neun Punkten auf dem letzten Tabellenplatz. Sie konnten nur ein einziges Pünktchen aus den letzten fünf Ligaspielen ergattern und sind ausgerechnet im Derby zum Siegen verdammt. Wie ernst man in Heliópolis das Stadtduell nimmt, zeigt, dass Cheftrainer Pepe Mel die Mannschaft in den Tagen vor dem Spiel hermetisch von der Presse abriegelt. Betis bereitet sich von Donnerstag bis Samstag im rund 90 Kilometer entfernten Montecastillo unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf den Showdown vor.

Der FC Sevilla entschied, sich auf dem heimischen Trainingsgelände auf das Derby vorzubereiten. Die Spieler können so zu Hause wohnen und vor allem die vielen Neuen – 14 Neuzugänge zu Saisonbeginn – sollen so die Derbystimmung in der Stadt bereits in den Tagen vor dem Spiel aufsaugen. Einer der drei möglichen deutschen Derbyteilnehmer kennt die Vorfreude und Spannung, die in der Stadt herrscht, aus eigener Erfahrung.

Bayrische Bratwürste als Derby-Vorspeise

"In Sevilla ist es nicht unüblich, dass in ein und derselben Familie einer Betis- und der andere Sevilla-Fan ist", weiß Piotr Trochowski, der bereits seit Sommer 2011 für die Weiß-Roten kickt. Der ehemalige deutsche Nationalspieler wohnt im Stadtzentrum, wo man, wie er gegenüber dem Radiosender seines Klubs beteuert, die Derbystimmung am besten mitbekommt: "Die Leute sprechen dich bereits Wochen vor dem Spiel darauf an: Wir wollen, dass ihr gewinnt. Oder eben, dass ihr verliert", erzählt er weiter.

Markus Steinhöfer, deutscher Neuzugang bei Betis Sevilla, kennt das "Derbi sevillano" derweil nur aus Erzählungen und dem Internet: "Ich habe mir ein paar Videos auf Youtube angeschaut und meine Mannschaftskollegen haben mir erzählt, dass es ein ganz besonderes Spiel ist. Ich glaube, es wird ein Spektakel." Auch Steinhöfer wohnt zentral, da er sich so am schnellsten akklimatisiere. Da liegt es natürlich nahe, dass die beiden Deutschen - beide kennen sich aus ihrer gemeinsamen Zeit beim FC Bayern - sich gelegentlich auch privat sehen. Wie der weiß-rote Trochowski verriet, hat er den grün-weißen Steinhöfer erst neulich zum Grillen eingeladen.

Trochowski gegen Steinhöfer? Marin nicht im Kader

Der zweite Deutsche beim FC Sevilla heißt Marko Marin, der für ein Jahr vom FC Chelsea nach Andalusien ausgeliehen ist. Das Derby wird er jedoch nur von der Tribüne aus erleben, wie sein Trainer Unia Emery auf einer Pressekonferenz am Freitag erklärte. Marin und Trochowski konnten nach längeren Verletzungspausen am Donnerstag noch nicht am Mannschaftstraining teilnehmen. Der ehemalige Hamburger steht sehr wahrscheinlich im Kader und würde sich über einen Einsatz gegen seinen alten Kumpel Markus Steinhöfer sicherlich freuen.

Der hat bei Betis gute Chancen auf einen Platz in der ersten Elf, nachdem er gegen den FC Barcelona ein ordentliches Debüt von Beginn an ablieferte. Dabei ist Steinhöfer sich durchaus der Bedeutung des Stadtduells bewusst: "Natürlich wäre ich zufrieden, wenn ich spiele. Aber in diesem Spiel zählt nur der Sieg. Wir müssen aufgrund der Situation in der Liga und der Stadt einfach gewinnen."

Thomas Malzacher