04.12.2013 13:21 Uhr

Aus dem Rampenlicht: Derbytore gegen den Frust

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf Derbyhelden in Dänemark, Bulgarien und der Türkei.

Istanbul steht Kopf: Derbytime! Tabellenführer Fenerbahçe trifft im Spitzenspiel der Süper Lig auf Verfolger Beşiktaş. Die favorisierten Gastgeber sind überlegen, drängen 90 Minuten aufs Tor und erzielen drei Tore. Dass es doch nicht zu einem Sieg reicht, liegt vor allem an einem Mann bei Beşiktaş: Hugo Almeida.

Der Ex-Bremer erwischt einen Sahnetag und stemmt sich alleine gegen die gelb-blaue Offensivpower. Zwei sehenswerte Tore und eine grandiose Vorlage retten den Adlern einen Punkt und erheben den Portugiesen zum König des Stadtviertels Beşiktaş. Dabei sah es für ihn zunächst nicht rosig aus in Istanbul.

Trotz einer guten Hinrunde 2010/2011 verließ er Werder Bremen in der Winterpause, weil er seinen Vertrag in der Hansestadt nicht verlängern wollte. Beşiktaş lockte mit sattem Gehalt, doch Almeida blieb lange hinter den Erwartungen zurück. Wie in Bremen war er eher Teilzeit-Torjäger. In dieser Saison scheint der 29-jährige jedoch seinen Rhythmus gefunden zu haben: Acht Tore aus zwölf Spielen wecken die Hoffnungen auf eine Rekordsaison, denn mehr als elf Treffer sind ihm in einer Spielzeit noch nie gelungen. Hugo – wenn nicht jetzt, wann dann?

>>> Zum weltfussball-Liveticker der Partie Fenerbahçe - Beşiktaş

Hasani als Hoffnungsträger

Dass auch besonnene Dänen hitzig sein können, beweist das dreimal im Jahr ausgetragene Derby in Kopenhagen zwischen Ex-Serienmeister Brøndby IF und Neu-Serienmeister FC Kopenhagen (gewaltätige Ausschreitungen vor dem Spiel). Mit dabei waren mit Thomas Kahlenberg, Ferhan Hasani (beide Brøndby) und Nikolai Jørgensen auch drei ehemalige Bundesliga-Akteure.

Die beiden Letztgenannten konnten sich beim 3:1-Auswärtssieg des FC in die Torschützenliste eintragen und sich damit in die Herzen der Fans spielen.

Besonders Hasani schießt sich momentan den ganzen Frust von der Seele, nachdem er eineinhalb Jahre beim VfL Wolfsburg seinen Stammplatz lediglich auf der Tribüne innehatte. Das einstige mazedonische Riesentalent trägt derzeit als Außenbahn-Wirbelwind erheblich dazu bei, dass der Ex-Champions-League-Stolperstein des FC Bayern (2:1-Sieg 1998/1999) nach Fast-Abstieg und Insolvenzsorgen letztes Jahr nun wieder oben mitspielt.

>>> Zum Spiel Brøndby IF - FC Kopenhagen

In der Heimat ist’s am schönsten

An einen anderen Ex-Wolfsburger Linksaußen wird sich die Liga schon eher erinnern: Martin Petrov verzückte mit seinem unwiderstehlichen Antritt und kraftvollen Abschlüssen vor knapp zehn Jahren nicht nur grün-weiße Fans. In England und Spanien konnte er danach nie wieder an die Form anknüpfen, die ihn einst in Deutschland auszeichnete. Vertragslos stand der 34-jährige in diesem Sommer kurz vorm Karriereende.

Bis Ende Oktober: ZSKA Sofia holte den Bulgaren zurück in seine Heimat, zurück zu dem Verein, bei dem er Ende der 90er erstmals auf sich aufmerksam machen konnte. Und plötzlich ist er wieder zu bestaunen, der scharfe Schuss des in den letzten Jahren so torarmen Technikers. Beim Sofia-Derby gegen den kleinen Lokalrivalen Lokomotiv spielte Petrov zum zweiten Mal von Beginn an und erzielte dabei seine Tore zwei und drei. Wenn er nicht schon am Ende seiner Karriere wäre, könnten doch glatt Bundesligaspäher auf ihn aufmerksam werden.

>>> Zum Spiel ZSKA Sofia - Lokomotiv Sofia

Johann Mai