06.01.2014 10:53 Uhr

Horror-Show im Theatre of Dreams

Das erste halbe Jahr lief überhaupt nicht gut für David Moyes
Das erste halbe Jahr lief überhaupt nicht gut für David Moyes

Den erfolgsverwöhnten Fans von Manchester United steht eine harte Saison bevor. Nachdem der Titelverteidiger in der englischen Premier League angesichts von elf Punkten Rückstand und Platz sieben bereits so gut wie entthront ist, platzten am Sonntag auch die Träume von einem Sieg im FA-Cup. Eine 1:2-Heimniederlage gegen Swansea City machte vor 73.190 Zuschauern in Old Trafford alle Probleme der "Red Devils" deutlich. weltfussball.at machte sich vor Ort auf Spurensuche für die aktuelle Misere.

Vor dem Sir Alex Ferguson Stand steht die Statue jenes legendären Erfolgstrainers, der von 1986 bis 2013 das sportliche Sagen bei United hatte. In dieser Zeit machte der Schotte den Verein zur Nummer eins des Landes: Mit 38 Trophäen wurde alles abgeräumt, was auf der Insel sowie in Europa nicht niet- und nagelfest ist. Dazu wurde Liverpool der Titel als Rekordmeister abgejagt und eine globale Marke geschaffen. Doch der Schatten von Sir Alex lastet tonnenschwer auf seinem Nachfolger.

Landsmann David Moyes wurde dafür auserkoren. Eine Entscheidung, die mittlerweile mehr als nur kritisch gesehen wird. Dem Ex-Everton-Manager ist Manchester United einfach ein paar Schuhnummern zu groß. So die gerade noch druckreifen Begründungen der Fans. Kurz nach dem entscheidenden zweiten Gegentor durch Wilfried Bony verließen erzürnte Anhänger in Scharen die Tribünen und warteten nicht einmal mehr das Ende der Nachspielzeit ab.

Wie lange erhält Moyes (s)eine Chance?

Zwar gab es am Ende kein wütendes Pfeifkonzert oder aggressive Sprechchöre gegen den bisher mehr als nur glücklosen United-Coach, doch die Stille machte den Abgang von Moyes in die Kabine nur noch gespenstischer. Die Fernseh-Kameras wussten ohnehin, welche Stunde es geschlagen hat. Während seine Spieler wie begossene Pudel im Dauerregen auf dem Spielfeld zurückblieben, flüchtete der 50-Jährige auf jedem Schritt unter strenger TV-Beobachtung in den Stadioninnenraum.

Bei der Pressekonferenz hatte sich Moyes wieder gesammelt, aber die Enttäuschung war hör- und sichtbar. Die fünfte Heimpleite der laufenden Saison hatte ihre Spuren hinterlassen. Der Ausschluss des Brasilianers Fábio (81./nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung) wurde zum verbalen Rettungsanker als "Wendepunkt" des Spiels, doch die Wahrheit klang wenig später ebenso durch.

"Jeder Verein hat es schwer, wenn man verliert. Aber bei Manchester United werden die Probleme noch größer, doch so ist der Job und damit müssen wir klarkommen", so der Schotte. Das verletzungsbedingte Fehlen von Robin van Persie, Wayne Rooney, Ashley Young, Nani und Phil Jones sowie der freiwillige Verzicht auf David de Gea, Patrice Evra, Nemanja Vidic und Michael Carrick war "keine Entschuldigung. Wir hatten eine sehr starke Mannschaft auf dem Platz."

“Es waren fast durchwegs Nationalspieler, vielleicht wenn man von Alexander Büttner absieht“, erklärte der angezählt wirkende Chefcoach, der wohl bereits das Rauschen im Blätterwald und die niederschmetternde Kritik (“Horror-Show“) in den englischen Zeitungen vorausahnte. Die Frage, wie lange Moyes noch Zeit erhält, blieb als große Unbekannte in der Zeitrechnung Manchester United zu Beginn des Jahres 2014 zurück.

"Wir brauchen dringend Verstärkungen"

Alex Ferguson sah selbst im Stadion, wie es United unter seinem Erbfolger an Qualität mangelte. Zu wenig Druck, keine Ideen und verwundbar in der Defensive. Eine Mischung, die den Meistermacher geschockt die Heimreise antreten ließ. Kein Wunder, dass längst die Suche nach frischen Kräften begonnen hat.

Bis auf den ebenfalls verletzten Marouane Fellaini (kam gemeinsam mit dem Coach von Everton) waren namhafte Neuzugänge in der Sommerpause ausgeblieben. Eine fehlende Blutauffrischung, die nun so schnell wie möglich erfolgen soll. "Es gibt eine Dringlichkeit für neue Spieler, aber bekommen wir diese nun im Jänner? Spieler, die wir gerne hätten, könnten möglicherweise jetzt nicht zur Verfügung stehen", so der skeptische Ausblick von Moyes für die Transferzeit.

Es passte zur aktuellen Notlage, dass Routinier Rio Ferdinand verletzt vom Platz humpelte und der nächste Ausfall droht.

Stand by your man?

Auch die Macher des Match-Programms der “United Review“ hatten wohl eine Vorahnung und erinnerten bei ihren magischen Momenten der Vereinsgeschichte im FA-Cup an den 7. Jänner 1990. An diesem Tag stand ein gewisser Alex Ferguson bei der Partie gegen Cup-Spezialist Nottingham Forest vor dem Rauswurf.

"Don't crucify him. Stand by him. Fergie must stay", stand damals auf einem Transparent der mitgereisten United-Fans. Mit einem 1:0-Sieg und dem Aufstieg in die nächste Runde zog der abschussbereite Coach den Kopf aus der Schlinge und blieb in Amt und Würden.

24 Jahre später droht dem nächsten Schotten in Manchester das ausgesprochene Vertrauen durch die United-Führung. Transparente mit "Stand by him. Moyes must stay", waren diesmal jedoch weit und breit nicht zu sehen.

>> FA-Cup: Swansea blamiert Manchester United

Christian Tragschitz, weltfussball.at aus Old Trafford