29.01.2014 14:46 Uhr

Rampenlicht: Ex-Wolf entscheidet Supercláscio

Klein und schmächtig hat man ihn in Erinnerung: Juan Menseguez (r.)
Klein und schmächtig hat man ihn in Erinnerung: Juan Menseguez (r.)

Viele bekannte Gesichter spielen weitgehend unbeachtet von der deutschen Presse im Ausland. Heute blickt weltfussball auf einen ehemaligen Hänfling, einen leidenden Serben und ein "Enfant terrible", das sein Glück bei einem türkischen Underdog gefunden hat.

Es ist das größte Derby des fußballverrückten Südamerika und eines der brisantesten Spiele der Welt: Der Superclásico zwischen den Boca Juniors und River Plate spaltet nicht nur Buenos Aires in zwei Lager. Während die Arbeiterschicht traditionell zum Verein aus dem ärmlichen Hafenviertel La Boca hält, repräsentiert River das bürgerliche Lager.

Jedoch ist es nicht nur die politische Brisanz, die das Derby am Leben hält. In den letzten Jahren befanden sich die beiden mit Abstand erfolgreichsten Vereine Argentiniens in einem sportlichen Auf und Ab. River stieg 2011 erstmals nach 80 Jahren aus der ersten Liga ab, während Boca seit Jahren im Mittelfeld herumdümpelt – mit Ausnahme der Apertura 2011/2012, in der die Juniors den Titel holten.

Der Kraftraum macht’s – vom brotlosen Dribbler zum Vollstrecker

Im direkten Aufeinandertreffen der Klubs werden die Sorgen jedoch schnell vergessen, es zählt nur der Sieg über den ewigen Rivalen. In einem bedeutenden Vorbereitungsturnier des im Februar beginnenden Torneo Final behielt am Wochenende River mit 2:0 die Oberhand. Torschütze des zweiten Tores war ein alter Bekannter: Juan Carlos Menseguez.

Der Rechtsaußen wechselte 2003 von River Plate zum VfL Wolfsburg und wurde in seinen vier Jahren in der VW-Stadt eher als langhaariges Fliegengewicht belächelt, das zwar schnell laufen konnte, aber im Strafraum kein Scheunentor traf.

Nun hat sich der einst sensibel wirkende 29-jährige die Haare abgeschnitten, einen Bart wachsen lassen und körperlich zugelegt. Souverän wie ein betagter Mittelstürmer verwandelte Menseguez eine Flanke von rechts im Sturmzentrum. Aus dem fragilen Flügelflitzer ist nach Jahren des Reifens anscheinend ein eiskalter Torjäger geworden, der nun wohl auch in Europa nicht mehr nur belächelt werden würde.

Kuzmanovic: Stammspieler beim Krisenklub

Gering geschätzt wurde einst auch Zdravko Kuzmanovic beim VfB Stuttgart. Man hatte sich 2009 mehr versprochen vom 8-Millionen-Einkauf aus Florenz, der im zentralen Mittelfeld nie die ihm zugedachte Führungsrolle übernehmen konnte. Inter griff im letzten Winter zu und integrierte den Serben, der in Italien noch einen guten Ruf besaß, in seine Stammelf.

Viel zu lachen hat der 26-jährige seither jedoch auch nicht. Nach einer katastrophalen letzten Rückrunde steckt der Champions-League-Sieger von 2010 erneut tief in der Krise und hat in diesem Jahr noch keines seiner fünf Begegnungen gewonnen. Am Wochenende kam man daheim gegen den Tabellenletzten Catania nicht über ein torloses Remis hinaus. Kuzmanovic wurde bereits zur Halbzeit ausgewechselt. Ausgerechnet jetzt steigt am Sonntag das Derby d’Italia bei Tabellenführer Juventus Turin. Trübe Aussichten in Mailand.

Babel: Stammspieler beim Überraschungsteam

Weitaus besser läuft es momentan für einen anderen Ex-Millionenflop. Ryan Babel mischt mit Kasımpaşa SK die türkische SüperLig auf und war bis zu diesem Wochenende noch Tabellendritter, ehe ein 0:0 gegen Karabükspor das Team aus Istanbul um einen Platz zurückfallen ließ.

Dennoch: Der Ex-Hoffenheimer spielt eine Hauptrolle bei den Blau-Weißen und war mit Ausnahme einer Sperre in jedem Spiel von Anfang an mit dabei. In diese Rolle würde gerne auch sein neuer Teamkollege Tunay Torun hineinwachsen, der in der kürzlich vom VfB Stuttgart zum Überraschungsteam wechselte und gegen Karabükspor nach einer Einwechslung sein SüperLig-Debüt feiern durfte.

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Johann Mai