09.02.2014 15:51 Uhr

Fredy Montero: Der Spätstarter

Fredy Montero bejubelt einen seiner Treffer für Sporting
Fredy Montero bejubelt einen seiner Treffer für Sporting

Der kolumbianische Stürmer mit dem ungewöhnlichen Werdegang mischt mit Sporting Lissabon die Primeira Liga auf und traf schon 13-mal in 17 Spielen. Nach Falcaos Kreuzbandriss könnte Montero nun auch für sein Heimatland zur WM nach Brasilien fahren.

Wann und wo Fredy Montero von Radamel Falcaos schrecklicher Verletzung erfuhr, ist nicht bekannt. Sicher ist aber, dass der 26-Jährige vom wahrscheinlichen WM-Aus für Kolumbiens Nationalheld schockiert war. Per Twitter übermittelte er dem Kollegen Genesungswünsche: "Mit Kraft und dem Glauben an den allmächtigen Gott wirst du dich hoffentlich schnell erholen! Vamos Falcao!"

Trotz aller Anteilnahme am Schicksal des berühmten Landsmannes, könnte dessen Ausfall nun die große Karrierechance für Montero sein. Dabei hatte den Spätstarter vor dem Wechsel nach Lissabon im vergangenen Sommer kaum ein Experte auf dem Zettel.

Langer Anlauf nach Europa

Als junger Spieler bei seinem Stammverein Deportivo Cali ohne Stammplatzchance und über Jahre an kleinere kolumbianische Klubs verliehen, führte Montero sein wenig geradliniger Karriereweg nämlich erst über Umwege nach Europa. 2009 heuerte er zunächst in der nordamerikanischen MLS an.

Durch 47 Treffer in 129 Ligapartien für die Seattle Sounders konnte der Stürmer nun auch europäische Scouts nachhaltig auf sich aufmerksam machen. Nach einem wiederum nicht sehr erfolgreichen Intermezzo in der Heimat beim Spitzenteam Millionarios zu Beginn des Jahres 2013, zog es ihn ein halbes Jahr später auf Leihbasis zu Sporting Lissabon.

>> Fredy Montero im Profil

Auf Anhieb Leistungsträger

In der portugiesischen Hauptstadt sah man dem Neuzugang skeptisch entgegen: Ein nicht mehr ganz junger Profi, der bisher nur in der international allenfalls zweitklassigen MLS geglänzt hatte, taugte in den Augen der Sporting-Anhänger nicht zum Hoffnungsträger.

Doch Montero widerlegte seine Kritiker schnell: Gleich im ersten Spiel für den neuen Arbeitgeber schnürte er beim 5:1-Erfolg gegen den FC Arouca einen Dreierpack und netzte in den folgenden elf Partien zehn weitere Male ein.

>> Das fulminante Debüt Monteros für Sporting mit Spieldetails

Der vielseitige, spielintelligente Kolumbianer, der in einem Angriffsduo, auf dem Flügel oder hängend als Spielmacher eingesetzt werden kann, hat damit maßgeblichen Anteil am Aufschwung Sportings. Erstmals seit Jahren kämpfen die Löwen in dieser Spielzeit wieder um die portugiesische Meisterschaft.

"Er ist ein sehr torgefährlicher Spieler, der aber auch daran beteiligt ist, Torchancen herauszuspielen und die gegnerischen Verteidiger unter Druck zu setzen", schwärmt sein Trainer Leonardo Jardim in höchsten Tönen von Montero. "Ich freue mich über seine Ambitionen und die Professionalität, mit der er zu Werke geht."

Harter Konkurrenzkampf in der Nationalmannschaft

Trotz seiner Qualitäten und des Durchbruchs im Vereinsdress wurde Montero zuletzt nicht für das kolumbianische Nationalteam nominiert. Seine Aussichten auf die Weltmeisterschaft sind eher vage. Zwar werden die Karten bei den „Cafeteros“ nach Falcaos Verletzung neu gemischt. Doch die Konkurrenz im Sturm ist nach wie vor groß. Logischer Falcao-Ersatzmann ist Jackson Martínez (FC Porto), der sich pikanterweise auch mit Montero um die portugiesische Torjägerkrone streitet und derzeit ebenfalls 13 Ligatreffer auf dem Konto hat.

>> Die Spiele der kolumbianischen Nationalmannschaft im WM-Jahr 2014

Daneben haben bereits in der WM-Qualifikation eingesetzte Angreifer wie Teófilo Gutiérrez (River Plate), Carlos Bacca (FC Sevilla) oder Luís Muriel (Udinese Calcio) ihre Plätze im Kader für Brasilien wohl ebenfalls sicher. Ob Nationalcoach José Pekerman in der knappen Vorbereitungszeit vor dem Turnier noch einen komplett neuen Spieler integrieren will, scheint zumindest fraglich.

Endlich wieder treffen für den Traum

Will Montero doch noch auf den WM-Zug aufspringen, muss er in naher Zukunft zunächst seine seit Anfang Dezember andauernde Torflaute beenden. Die nächste Chance dazu bietet das Stadtderby bei Benfica am Sonntag, das gleichzeitig das Duell Erster gegen Zweiter der Primeira Liga ist (ab 19 Uhr im weltfussball-Liveticker).

In Lissabon fühlt sich der Spätstarter inzwischen pudelwohl und möchte seinem Klub noch lange erhalten bleiben: "Kontinuität ist wichtig, weil man sich dann auf seine Leistung konzentrieren kann. Es wäre schön, die nächsten Jahre hier zu spielen." Der erste Schritt dazu ist getan: Ende Januar hat Sporting Fredy Montero für den Schnäppchenpreis von etwa 2 Millionen Euro bis 2018 fest verpflichtet.

Tobias Knoop