Copa América 2016 USA » Gruppe D » Liveticker: Chile - Bolivien 2:1

Fazit:
Ein Last-Second-Elfmeter verhilft Chile zum 2:1-Erfolg gegen tapfer kämpfende Bolivianer. In einem alles andere als hochklassigen Spiel war der Titelverteidiger zwar von Beginn an das überlegene Team, konnte sich gegen die dicht gestaffelte Hintermannscht von "La Verde" aber vor allem in der ersten Halbzeit kaum Torchancen erarbeiten. Mit dem Führungstreffer von Arturo Vidal Sekunden nach Wiederanpfiff wurde das Spiel dann deutlich attraktiver, weil Bolivien gezwungen war, nach vorne zu spielen. Mit einem Weltklasse-Freistoß sorgte der eingewechselte Jhasmani Campos dann auch für den schmeichelhaften Ausgleich. Danach zog sich der Außenseiter wieder tief in die eigenen Hälfte zurück und war bemüht den Punkt mit aller Kraft über die Zeit zu retten. Fast wäre das auch gelungen, hätte Schiri Jair Marrufo in der zehnten (!) Minute der Nachspielzeit nicht noch in einer höchst strittigen Szene auf Handelfmeter entschieden. Arturo Vidal ließ sich nicht bitten und vollstreckte vom Punkt eiskalt zum Doppelpack und gleichzeitigen Sieg von "La Roja". Während Bolivien mit der Pleite so gut wie ausgeschieden ist, kommt es für den amtierenden Champion womöglich zu einem Endspiel um den Einzug ins Viertelfinale gegen Panama. Schönes Wochenende!

Gelbe Karte für Walter Veizaga (Bolivien)
Auch Veizaga kassiert noch Gelb, weil er sich beim Referee vehement über dessen Entscheidung beklagt und ihm mehrfach den Vogel zeigt.

Tooor für Chile, 2:1 durch Arturo Vidal
Wahnsinn, in letzter Sekunde entscheidet Chile das Spiel doch noch für sich! Der Mittelfeld-Abräumer des FC Bayern nagelt die Kugel humorlos halbhoch ins rechte Eck.

Chile wirft natürlich alles nach vorne, ist aber längst im Lucky-Punch-Bereich!

Schiri Marrufo legt acht (!) Minuten Nachspielzeit obendrauf. Vier davon sind wegen der Verletzungspause jedoch schon abgelaufen.

Eduardo Vargas setzt kurz vor der Strafraumgrenze artistisch zum Fallrückzieher an und trifft den dazwischenspringenden Ronald Eguino voll an der Schläfe. Benommen geht der Bolivianer zu Boden. Die Mediziner eilen sofort auf den Rasen. Das sah gar nicht gut aus!

Bleibt es beim Remis? Die klar favorisierten Chilenen werfen alles nach vorne und kommen immer wieder im Strafraum an den Ball. Eigentlich scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis die Kugel entscheidend durchrutscht. Aber noch hält das Bollwerk von "La Verde".

Wieder tritt Alexis Sánchez zum Freistoß an. Wieder hebt er das Spielgerät schön über die Mauer, aber auch genau in die Arme von Carlos Lampe. Keine Gefahr für das bolivianische Tor.

Das Spielgeschehen ähnelt nun wieder dem der ersten Halbzeit. Bolivien steht verdammt tief und versucht die chilenischen Angriffe mit Mann und Maus abzuwehren. Allerdings kommt der Titelverteidger mehrfach in gefährliche Abschlusspositionen, kann aber noch nicht für den erneuten Führungstreffer sorgen.

Pizzi nimmt seinen zweiten Wechsel vor und bringt mit Puch einen Angreifer. Der 29-Jährige, der gerade mal 1,68m misst, soll in der Schlussphase die bolivianische Defensive durcheinanderwirbeln.

Tooor für Bolivien, 1:1 durch Jhasmani Campos
Was für 'ne Wahnsinns-Bude! Der eingewechselte Jhasmani Campos tritt zu einem direkten Freistoß in halbrechter Position ca. 25 Meter vor dem gegnerischen Tor an und packt einen Hammer-Schuss aus. Mit seinem linken Fuß jagt er das Ding wunderschön in den linken Giebel. Claudio Bravo ist zwar noch dran, kann den Ball aber nur noch unter die Latte fausten. Ein Klasse-Tor, auch wenn Claudio Bravo das nicht besonders gut aussah.

Tempodribbler Alexis Sánchez zieht nach einem Doppelpass an der Sechzehnerkante nach innen und geht dann gegen Erwin Saavedra zu Boden. Das sah allerdings ein wenig zu gewollt vom Arsenal-Kicker aus, zumal ein Kontakt auf den ersten Blick nicht erkennbar war. Zurecht lässt Marrufo weiterlaufen.

Bolivien muss seine Mauertaktik hingegen nun über Bord werfen und selbst aktiv werden. Ob die Truppe von Julio Baldivieso aber so einfach den Schalter umlegen kann ist fraglich. Die zaghaften Angriffsversuche in Durchgang eins waren jedenfalls an Harmlosigkeit kaum zu überbieten.

Tooor für Chile, 1:0 durch Arturo Vidal
Auftakt nach Maß! Arturo Vidal leitet seinen Führungstreffer selber ein und chippt das Leder an der Sechzehnerkante in den Lauf von Mauricio Pinilla. Der Angreifer dringt in den Strafraum ein, ehe er die Kugel stark in den Rückraum legt. Dort ist der Bayern-Star zur Stelle und vollstreckt aus 10 Metern mit einem satten Rechtschuss im rechten unteren Toreck.

Marrufo legt drei Minuten Nachspielzeit obendrauf.

Edward Zenteno hält seinem Team die null! Torhüter Carlos Lampe faustet bei einer Flanke von links am Ball vorbei und irrt dann orientierungslos durch den Sechzehner. Alexis Sánchez schnappt sich die Kugel und zieht aus sechs Metern halblinker Position ab. Lampe ist schon geschlagen, doch auf der Linie stehend wehrt Zenteno das Leder mit der Magengrube ab. Schmerzhaft, aber extrem wichtig!

Bolivien bekommt auf der linken Seite mal einen Eckball zugesprochen. Der landet jedoch postwendend wieder in den Reihen von Arturo Vidal und Co. Claudio Bravo bleibt also beschäftigungslos.

Eine knappe halbe Stunde ist absolviert und das Geschehen auf dem Rasen stellt sich so dar, wie man es erwarten konnte. Die überlegenen Chilenen rennen fast pausenlos gegen eine dicht gestaffelte bolivianische Defensive an. Im Strafraum ist einfach kein Durchkommen. Noch nicht einmal musste Keeper Carlos Lampe ernsthaft eingreifen.

Knifflige Szene! Bei einer Sánchez-Flanke geht der bereits gelbverwarnte Eguino mit dem Kopf in Richtung Ball, verschätzt sich aber und berührt das Leder dann mit dem rechten Arm. Ganz natürlich sah diese Bewegung nicht aus, da hätte Schiri Marrufo durchaus auf den Punkt zeigen können. Glück für Eguino, für den die Partie dann vorzeitig beendet gewesen wäre.

Ab und zu kann der letztjährige Copa-Viertelfinalist mal für Entlastungsangriffe sorgen. Mehr als ein harmloser Fernschuss sprang dabei aber noch nicht heraus. Chile-Schlussmann Claudio Bravo verlebt daher bislang einen ruhigen Abend.

Nächste Foul, nächste Freistoß! Erwin Saavedra setzt auf seiner rechten Abwehrseite gegen Jean Beausejour das Tackling an, trifft aber ausschließlich den Fuß des Chilenen.

Der Titelverteidiger reißt das Spiel in der Anfangsphase erwartungsgemäß an sich und befindet sich mit allen Feldspielern in der bolivianischen Hälfte. Da "La Verde" hinten aber mit einer Fünferkette verteidigt, der noch eine Viererkette vorgeschaltet ist, kommen die Chilenen noch nicht entscheidend durch.

Gelbe Karte für Ronald Eguino (Bolivien)
Da ist sie auch schon, die erste Verwarnung! Der Innenverteidiger wagt einen Ausflug ins Mittelfeld und bringt seinen Gegenspieler dann ruppig per Grätsche zu Fall. In den restlichen 85 Minuten darf er sich nun also nur noch wenig erlauben.

Der Ball rollt! Die Chilenen haben vor etwas spärlicher Kulisse angestoßen und spielen in weiß-blau-rot gegen komplett in grün gekleidete Bolivianer.

Die Akteure sind inzwischen auf dem Platz angekommen und lauschen ihren Nationalhymnen. Nach dem obligatorischen Abklatschen und der Platzwahl kann dann mit etwas Verspätung angepfiffen werden.

Gespannt sein darf man auf die taktische Ausrichtung der Mannschaft unter der Regie von Trainer Julio César Baldivieso. Um gegen die Chilenen für eine Überraschung sorgen zu können, ist eine stabile Abwehrleistung Grundvoraussetzung. Doch genau daran hapert es bei "La Verde" – in den vier absolvierten Partien in diesem Jahr kassierte man immer mindestens zwei Gegentreffer und holte deshalb bislang auch keinen einzigen Zähler. Zudem gab beim Auftaktspiel gegen Panama nur Torschütze Juan Arce Schüsse auf den gegnerischen Kasten ab. Es braucht also in allen Bereichen eine deutliche Leistungssteigerung.

Überhaupt würde dem Team von Neu-Nationalcoach Juan Antonio Pizzi ein Erfolgserlebnis guttun, denn auch die beiden Vorbereitungsspiele gegen Panama (1:2) und Mexiko (0:1) hatte "La Roja" verloren. Mit dem Anrainerstaat aus dem Nordosten des Landes scheint nun jedoch genau der richtige Gegner zum richtigen Zeitpunkt zu kommen. Denn bei der letztjährigen Copa traf Chile ebenfalls auf die Bolivianer, fegte sie im finalen Gruppenspiel mit 5:0 vom Platz und sicherte sich damit die Spitzenposition. Gegen ein ähnliches Ergebnis heute, hätten Alexis Sánchez und Co. sicher nichts einzuwenden.

Vom Duell an der Ostküste der USA berichtet Marius Thiemann. Viel Spaß!