Europa League 2014/2015 » Halbfinale » Liveticker: Dnipro Dnipropetrovsk - SSC Napoli 1:0

Fazit
Die große Überraschung ist perfekt, Dnipro Dnipropetrovsk schlägt die SSC Neapel tatsächlich mit 1:0 und zieht damit ins Finale der diesjährigen Europa League ein, einen herzlichen Glückwunsch auch von dieser Stelle! Mit einer bewundernswerten Kampfesleistung erreichen die Ukrainer damit den größten Triumph der Vereinsgeschichte nach den beiden Meisterschaften in den 1980er Jahren in der Sowjetunion, denn die Ukrainier waren das Team, das zu Beginn des zweiten Abschnitts das Tor suchte und letztlich auch fand, während Neapel seltsam statisch in seinen Offensivaktionen wirkte und kaum etwas von seinen gefährlichen Offensivleuten sehen ließ. Damit verpasst Italien nach dem Finaleinzug Juves den zweiten Europacup-Finalisten, und auch die Träume Süditaliens von einer neuen großen Ära scheinen heute jäh geplatzt. Den Ukrainern wird dieser fast schon sensationelle Finaleinzug nach vielen schwierigen Monaten in der Politik einen vielleicht kleinen Trost bedeuten - es ist ihnen auf jeden Fall zu gönnen! In zwei Wochen folgt das Finale in Warschau zwischen Dnipro und Titelverteidiger Sevilla - mit einer so beherzten Leistung wie heute wird Dnipro auch da nicht chancenlos bleiben!

Gelbe Karte für Denis Boyko (Dnipro Dnipropetrovsk)

Die Fans singen ihr Team bereits ins nicht allzu weit entfernte Warschau, es herrscht eine klasse Stimmung im Olimpiyskyi. Natürlich wird sich jetzt gerne bei jeder Berührung hingelegt.

Und auf der anderen Seite scheitert Kalinić bei einem Konter an Andujar! Es geht jetzt hin und her, das Spiel nimmt in der Schlussphase nochmal alle Spannung der Vorminuten in sich auf!

Gelbe Karte für José Callejón (SSC Napoli)
Der Spanier will, dass sich der Ausgewechselte ein wenige beim Herunterschreiten beeilt, bekommt dafür aber die Gelbe Karte aufgebrummt.

Die Zeit rennt - und Napoli fällt nichts dagegen ein, denn die Angriffsversuche sind nach wie vor nicht so zwingend, wie es sich die Kampanier im Vorfeld vorgestellt haben. Von der stärksten Offensive der Europa League in dieser Spielzeit ist bisher nicht viel zu sehen!

Der Eindruck täuscht: Für den defensiven Mittelfeldmann David López kommt zwar ein Innenverteidiger - doch Henrique ist kopfballstark und soll im gegnerischen Sechzehner nun entscheidende Duelle gewinnen.

Geht da nicht nur der Held des Abends, sondern auch der Held beider Spiele? Denn schon im Hinspiel hatte ja der eingewechselte Seleznev für den Ausgleich und damit für eine komfortable Ausgangsposition der Ukrainier gesorgt.

Es scheint nur noch auf Fernschüsse hinauszulaufen bei der SSC: David López bekommt allerdings keinen Aufsetzer auf den Kasten, sondern schlägt ihn direkt in die linke Ecke, aber ein Mann wie Boyko fängt den im Schlaf.

Gelbe Karte für Evgen Seleznev (Dnipro Dnipropetrovsk)

Probleme für Boyko! Mertens will den nassen Boden nutzen und versucht es seinerseits mit einem Aufsetzer, der eigentlich vorbei gegangen wäre, doch Boyko verschätzt sich ein wenig und lenkt etwas unsicher zur Ecke ab. Diese bringt allerdings nichts ein.

Mit Mertens kommt der zweite Edeljoker der Neapolitaner. Jetzt muss ein Umschwung im Spiel der Gäste her, obwohl sich eigentlich nicht viel geändert hat, denn nach wie vor benötigen die Italiener einen Treffer, der nun aber nur noch zur Verlängerung gereichen würde.

Benítez muss reagieren, denn plötzlich macht Napoli einen erschreckenden Eindruck. Kapitän Hamšík kommt auf Feld für den eher blass gebliebenen Gabbiadini. Der Slowake wird das Spiel eher aus der Tiefe steuern.

Nun ist die Mannschaft vom Fluss Dnjepr wieder am Drücker und geht aggressiver in die Zweikämpfe. Das Spiel ist nach wie vor völlig offen!

Weiter geht's ohne Wechsel in Kiew! Die Entscheidung naht...

Halbzeitfazit
Die Spannung steht im Olimpiyskyi zu Kiew - torlos bleibt die Partie nach 45 Minuten. Es ist das erwartete Kampfspiel bei strömendem Regen, das keines der beiden Teams bisher für sich kippen kann. Zwar hatten die Gäste aus Kampanien die besseren Chancen, scheiterten aber immer wieder am schon im Hinspiel überragenden Boyko im Dnipro-Kasten. Die Ukrainier hingegen versuchen es mehr über Ballbesitz, kommen aber seltener vor das gegnerische Gehäuse - für einen Gegentreffer ist die Abwehr der Partenopei allerdings immer gut. Es bleibt also dabei, Napoli benötigt einen Treffer für das Finale, Benítez wird also das Risiko erhöhen müssen!

Bock vom sonst so sicheren Boyko! Der Keeper verschätzt sich bei einem langen Freistoß und bekommt das Ding nicht richtig weggefaustet - letztlich hat der Tormann aber Glück, dass Insigne dann zu viel Zeit für seine Flanke braucht und Dnjepr die Hereingabe zusätzlich wegköpfen kann.

Seleznev wird einige Augenblicke behandelt und nimmt kurz vor der Pause zusätzlich Zeit für die Ukrainier von der Uhr. Allerdings scheint Napoli derzeit auch nicht sonderlich gefährlich, es wird wohl kaum noch etwas vor dem Pausentee geschehen im weiten Rund.

Es bahnt sich bereits jetzt eine Regenschlacht an, denn beide Teams versuchen auch über ihren Körper ins Spiel zu finden. Der Regen tut sein übriges und scheint bereits die ein oder andere Situation vor dem Tor provoziert zu haben.

Napoli wird langsam aber sicher stärker und schafft es, Dnipro insbesondere über die linke Seite zunehmend zu knacken. Aber es steht ja noch ein Mann wie Boyko zwischen den Pfosten!

Gelbe Karte für Manolo Gabbiadini (SSC Napoli)
Schiri Mazic muss nun allmählich seine zunächst etwas lange Leine stramm ziehen und die ersten Verwarnungen geben, wenn das Spiel nicht ausarten soll. Gabbiadini kommt im Mittelfeld gegen Rotan zu spät.

Gelbe Karte für Léo Matos (Dnipro Dnipropetrovsk)

Kiew macht Lärm und peitscht Dnipro auch im Hinblick auf die politische Einheit der Ukraine bedingungslos nach vorne. Von Stille auf den Rängen kann trotz der Städteentfernung keine Rede sein, vorbildlich!

Dnipro hat anders als im Hinspiel auch viele Ballbesitzphasen und zieht sich nicht so sehr zurück, wie man es teilweise in Italien erwartet hatte. Die Ukrainier wollen nicht nur ein Gegentor verhindern, sondern auch selbst abschließen.

Dickes Ding für Neapel! Inler schickt Higuaín mit einem perfekten Pass in die Schnittstelle der Abwehr, doch der Argentinier scheint erneut an Boyko zu verzweifeln, denn der ukrainische Keeper fischt das Ding beim Eins-gegen-Eins aufs Neue aus dem Eck, ganz stark!

Erster Versuch bereits nach wenigen Augenblicken für die Partenopei: Gabbiadini bringt einen Freistoß von der linken Seite kurz herein, doch Higuaín versucht es dennoch mit dem Kopf, scheitert dann aber deutlich.

Bei den Jungs vom Dnjepr sitzt der Kroate Kalinić zunächst auf der Bank, doch die Stars Rotan, Seleznev und insbesondere Konplyanka sind dabei und müssen von der nicht immer sattelfesten Defensive Napolis in den Griff bekommen werden. Neapel setzt den etatmäßigen Kapitän Hamšík ebenfalls nur auf die Bank - dagegen beginnt Gabbiadini gemeinsam mit Insigne und Callejón, um Sturmtank Higuaín zu füttern.

Umso bitterer das schmerzliche 1:1 zu Hause, dem die Partenopei nun hinterherlaufen müssen: Ein Tor muss mindestens her im Olimpiyskyi zu Kiew. "Es wird hart. Es wird schwierig, aber wir sind zuversichtlich, dass wir, wenn wir Chancen kreieren, Tore schießen werden", so Napolis Trainer Rafael Benitez im Vorfeld, und schob hinterer "wir haben in Wolfsburg 4:1 gewonnen, also glaube ich, dass wir dasselbe schaffen können."

In der Liga ist Dnipro ganz klar die dritte Kraft hinter Dinamo Kiew und Shakhtar Donetsk, konnte den Rückstand auf die beiden Spitzenklubs allerdings zuletzt verringern und liegt nur zwei Punkte hinter dem Klub aus Donetsk. Nach sechs Siegen aus sieben Spielen gab es zuletzt beim 0:2 daheim gegen Lugansk einen Dämpfer, der aber wohl mit der Schonung zahlreicher Leistungsträger zu erklären ist. Ansonsten hat sich Dnipro zuletzt auch international als heimstark erwiesen, als Brügge, Ajax, Olympiakos und Saint-Étienne zu Null geschlagen werden konnten. Napoli wird also wie schon im Hinspiel mit der stabilen Defensive zu kämpfen haben.

In Kiew steigt am heutigen Abend wohl der letzte völlig offene Showdown dieser Saison im europäischen Wettbewerb vor den beiden Finalspielen in Berlin und Warschau. Während es heute in Florenz scheinbar nur noch um die Goldene Ananas geht, ist in der Ukraine noch alles offen. Dnipro überrasche die Fachwelt mit einem 1:1 auf dem heiligen Rasen des San Paolo und will heute in der Hauptstadt - Dnipropetrowsk selbst liegt ziemlich weit im Osten des Landes und ist nach wie vor nicht bereit für internationalen Fußball - den erstmaligen Einzug in ein Europacupfinale perfekt machen.