02.04.2018 08:53 Uhr

Bowyer vs. Dyer: Faustkampf unter Kollegen

Lee Bowyer (2.v.l.) und Kieron Dyer (3.v.l.) gehen aufeinander los
Lee Bowyer (2.v.l.) und Kieron Dyer (3.v.l.) gehen aufeinander los

Der 02. April 2005: Newcastle United liegt im heimischen St James' Park hoffnungslos mit 0:3 gegen Aston Villa zurück, da brennen den beiden Magpies-Profis Lee Bowyer und Kieron Dyer die Sicherungen durch. Die zwei Teamkollegen geraten heftig aneinander - und tauschen bei ihrem Tête-à-tête nicht nur Argumente aus. Dabei war der Auslöser des Ganzen relativ harmlos.

Während der Ball noch rollte, flogen plötzlich die Fäuste. Bowyer, der später als Initiator der Auseinandersetzung identifiziert wurde, schlug Dyer mehrfach ins Gesicht. Dieser ließ sich nicht lumpen, wehrte sich und haute ebenfalls ordentlich zurück. 

Die beiden Streithähne mussten von mehreren Mitspielern sowie Villa-Angreifer Gareth Barry getrennt werden. Schiedsrichter Barry Knight hatte keine Wahl, zückte die Rote Karte und schickte die beiden Boxer zum Abkühlen frühzeitig unter die Dusche.

Auf dem Weg in die Kabine ging die Auseinandersetzung weiter. So erzählte Dyer später, dass die Kämpfer nur von zwei kantigen Team-Masseuren von einer Fortsetzung des Schlagabtausches abgehalten werden konnten. Beide wurden nach der Partie vom englischen Verband gesperrt. Bowyer für vier, Dyer für drei Spiele. Zusätzlich musste Bowyer mehr als 200.000 Pfund Geldstrafe berappen.

Zwei Enfants Terribles

Die Schlägerei mit Dyer war nicht die einzige Verfehlung des Mittelfeldspielers. Bowyer war für seine harte Spielweise bekannt und hielt lange den Rekord für die meisten gesammelten Gelben Karten in der Geschichte der Premier League. Doch auch neben dem Platz sorgte er für Schlagzeilen. So wurde er beim Drogenkonsum erwischt und fiel durch rassistische Äußerungen negativ auf.

Zudem wurde Bowyer nach einer Massenschlägerei in einem Nachtklub der schweren Körperverletzung beschuldigt. Das Gerichtsverfahren endete zwar mit einem Freispruch und einer Vergleichszahlung des Profis, doch ein fader Beigeschmack blieb.

Dyer war ebenfalls kein Kind von Traurigkeit: 2004 handelte er sich eine Verwarnung von der Vereinsführung ein, nachdem ein Video aufgetaucht war, das ihn beim Urinieren in der Öffentlichkeit zeigte. Außerdem trat er mehrfach zu stark auf das Gaspedal, musste die ein oder andere Geldstrafe zahlen und setzte seinen Ferrari im Zentrum von Newcastle gegen einen Brückenpfeiler.

Das Kriegsbeil begraben

Die Vita der beiden Streithähne ist natürlich noch keine alleinige Erklärung für den Faustkampf unter Mannschaftskameraden. Sie hilft allerdings dabei, die hitzigen Reaktionen der beiden Kontrahenten zu verstehen.

Der Auslöser war nämlich letztendlich vergleichsweise harmlos: Dyer erklärte, Bowyer habe sich mehrfach darüber beschwert, dass er ihm den Ball nicht zugespielt habe. Irgendwann wurde Dyer seinem Mitspieler gegenüber ausfallend, woraufhin Bowyer endgültig der Kragen platzte und er auf seinen Kollegen losging.

Bowyer erklärte gar später gegenüber dem "Evening Chronicle": "Wenn du Fußball spielst, musst du so sein. Du muss gewinnen wollen. Manchmal geht man dabei zu weit."

Nachdem sich die Gemüter der beiden Kämpfer abgekühlt hatten, begruben sie das Kriegsbeil auch schnell wieder. "Ich bin sicher: Hätten wir 3:0 geführt, wäre das alles nicht passiert", so Bowyers Rechtfertigung. 

Thomas Eßer