27.09.2015 10:37 Uhr

Werder rüstet sich für den Abstiegskampf

Werder Bremen kassierte gegen Leverkusen die dritte Liga-Pleite in Serie
Werder Bremen kassierte gegen Leverkusen die dritte Liga-Pleite in Serie

So sauer war Viktor Skripnik noch nie nach einer Niederlage von Werder Bremen. Nach dem 0:3 gegen Bayer Leverkusen riss sich der Trainer extrem zusammen und wollte lieber eine Nacht verstreichen lassen, um sich seine Mannschaft bei einer Krisensitzung kräftig zur Brust zu nehmen.

"Das war eine Katastrophe, so schwach habe ich meine Mannschaft noch nicht gesehen", sagte der Werder-Coach, der mit seiner Strafpredigt die Wende einleiten will. "Ich bin nicht ratlos, ich habe alles erlebt im Fußball, wir schmeißen kein weißes Handtuch", beteuerte Skripnik.

Der zutiefst frustrierte Übungsleiter schüttelte immer wieder den Kopf und war über die dritte Niederlage in acht Tagen mächtig erzürnt. So eine Niederlagen-Serie erlebten die Bremer zuletzt vor einem Jahr unter Vorgänger Robin Dutt. Besonders die Leistung der Führungsspieler enttäuschte den Ukrainer. "Jeder kann sich denken, wie sauer wir sind", sagte auch Kapitän Clemens Fritz.

Mit nur sieben Punkten aus sieben Spielen müssen sich die Norddeutschen erneut auf den Kampf um den Klassenverbleib einstellen. "Wir haben hundert Prozent genug Qualität gegen den Abstieg", versicherte Skripnik, der im Gegensatz zur bestens besetzten Bayer-Bank nach Ausfall und Sperre von vier Profis nur junge Spieler ohne Bundesliga-Erfahrung als Ersatz zur Verfügung hatte.

Einstellung ruft viel Unverständnis hervor

So waren Marcel Hilßner und Luca-Milan Zander nach ihren Einwechslungen komplett überfordert. Er bereue es nicht, sie ins kalte Wasser geschmissen zu haben, beteuerte Skripnik. Das sei der "Werder-Weg" mit jungen Leuten, für die der nur mit kleinen Mitteln ausgestattete Verein stehe.

Auch Geschäftsführer Thomas Eichin, der seinen Vertrag gerade bis 2018 verlängerte hat, äußerte Unverständnis über die kämpferische Einstellung: "Ich verstehe nicht, wie man so aus dem Tritt kommen kann", meinte er zur desolaten zweiten Halbzeit: "Nach der Pause war es, als hätte man den Stecker gezogen oder uns Schlafmittel in das Getränk gemischt." Wie ein Hühnerhaufen verteidigte die Werder-Hintermannschaft und musste sich am Ende bei Torhüter Felix Wiedwald bedanken, dass nur Admir Mehmedi (41.), Julian Brandt (58.) und Kevin Kampl (65.) an ihm vorbeigekommen waren.

Der Champions-League-Teilnehmer war drei Tage vor dem Auftritt in Barcelona viel abgezockter. Viel bedenklicher waren aber die unnötigen Niederlagen gegen die Aufsteiger Ingolstadt (0:1) und Darmstadt (1:2). Trotzdem behalten Skripnik und Eichin an der Weser die Ruhe. "Wir müssen am Samstag ein unangenehmer Gegner sein. Wir wissen, was auf uns zukommt. Hannover wird auch um die Punkte kämpfen", sagte Eichin zur nächsten Aufgabe. Von euphorischen Ankündigungen wie Claudio Pizarros internationalen Träumen nach seiner Verpflichtung hat sich nun aber jeder verabschiedet.

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dpa