23.02.2016 16:48 Uhr

Erste Liga: Das höfliche Rennen um den Titel

Klaus Schmidt, Karl Daxbacher und Oliver Glasner jagen den Meisterteller
Klaus Schmidt, Karl Daxbacher und Oliver Glasner jagen den Meisterteller

Drei Vereine rittern um den Meistertitel der Ersten Liga. Wacker Innsbruck, der SKN St. Pölten und der LASK liegen denkbar knapp beisammen. Am Freitag geht die Jagd nach dem Teller weiter, ein martialisches "Mögen die Spiele beginnen" hört man aber nicht. Alle Beteiligten üben sich im Understatement.

weltfussball fragte bei den Trainern nach, wo denn die Kampfansagen bleiben. "Das wäre überheblich", meinte LASK-Coach Oliver Glasner. "In der Tabelle sind nach 19 Runden zwei Mannschaften punktgleich an der Spitze, der Dritte liegt zwei Zähler dahinter. Wenn man da herausposaunt 'Wir sind besser', dann entspricht es nicht der Realität."

"Der LASK bleibt Favorit. Mit Wacker und uns gibt es aber zwei starke Herausforderer", erklärte SKN-Betreuer Karl Daxbacher. "Wir versuchen uns so wenig Druck wie möglich zu machen, wir möchten die Spieler so locker wie möglich halten."

Auch Winterkönig Wacker Innsbruck sieht sich als Erstplatzierter eher in der Außenseiterrolle. Warum eigentlich? "Die Mannschaft hat sich sehr schnell entwickelt. Als Verein haben wir die Vision 2020, der einen Aufstieg bis 2017 mit sich führen sollte. Das Ganze sollten wir step by step angehen. Wenn es heuer nichts wird, möchten wir uns nicht zu sehr unter Druck setzen", sprach Klaus Schmidt, der Trainer der Tiroler.

Vorteile auf jeder Seite

Aufsteigen will jeder der drei Vereine, auch ohne Kampfansagen. In welcher Hinsicht sind die jeweiligen Mannschaften laut ihren Trainern stärker als die Konkurrenz?

"In der Kaderdichte haben wir Vorteile. Wir haben – was die Gegentore betrifft – die beste Defensive im Herbst gestellt. Aber in der Vorbereitung haben wir meines Erachtens zu viele Tore bekommen", meinte Glasner, der mit Philipp Huspek und Dimitry Imbongo zwei absolute Verstärkungen bekommen hat.
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"Wir haben kaum Verletzte, das ist ein Pluspunkt", erklärte SKN-Coach Daxbacher. Auch sieht "Sir Karl" bei seiner Mannschaft großes Entwicklungspotenzial. Als Trainer hat der St. Pöltner im Gegensatz zu seinen direkten Konkurrenten schon einmal den Aufstieg in die Bundesliga geschafft. "Es ist schon ein Vorteil. Da bringt man vielleicht eine gewisse Ruhe und Gelassenheit in die Situation." Damals, 2007 mit dem LASK, war die Aufgabe aber eine ganz andere: "Der Aufstieg war ein Muss. Wenn es jetzt gelingt, wäre es ein größerer Erfolg", sagte Daxbacher, der mit Bernd Gschweidl und Cheikhou Dieng ebenfalls zwei wichtige Neuzugänge erhielt.
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Was spricht für Wacker Innsbruck? "Wir haben eine routinierte Mannschaft, die wir gut verstärkt haben. Inwiefern wir besser sind, kann ich nicht beurteilen, denn die Karten sind im Winter neu gemischt worden", glaubt Wacker-Betreuer Schmidt.

Den Steirer plagen momentan Verletzungssorgen. Armin Hamzic, Alex Hauser, Alex Riemann, Christoph Freitag und Simon Pirkl fallen aus. "Solche Unserien hat wahrscheinlich jede Mannschaft irgendwann einmal. Da gibt es kein Klagen und kein Jammern, da muss man durch", zeigte sich der Trainer der Tiroler zuversichtlich. Mit Henrik Ojamaa, einem Teamstürmer aus Estland, und Abwehrspieler Christoph Kobleder erhielt auch er zwei Neue.
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Unterschiede daheim

In der Heimtabelle liegt Wacker Innsbruck mit nur drei gewonnenen Spielen auf dem sechsten Platz. "Auswärts müssen wir nicht immer das Spiel machen. Das Kontern kommt unseren schnellen Spielern entgegen. Aber ja, unsere Heimbilanz muss besser werden", so Schmidt.

Im Gegensatz zu den zwei traditionsbewussten Konkurrenten bleibt die Unterstützung im eigenen Stadion in St. Pölten wieder einmal hinter den Erwartungen. "Das war im Herbst schon ein bisschen enttäuschend. Wir hoffen, dass die St. Pöltner in der entscheidenden Phase da sein werden", nahm Daxbacher die SKN-Fans in die Pflicht.

Zum Frühjahrs-Auftakt müssen alle drei Titelanwärter auswärts antreten. Der LASK muss am Freitag (ab 18:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) zum SC Wiener Neustadt, St. Pölten gastiert in Grödig beim FC Liefering (ebenfalls ab 18:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) und Wacker Innsbruck fordert im Abendspiel (ab 20:30 Uhr im weltfussball-Liveticker) auswärts den Floridsdorfer AC.

Drei durchaus unangenehme Aufgaben. "Die Karten wurden neu gemischt", stellte ja schon Klaus Schmidt fest. Mögen die Spiele beginnen.  

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Johannes Sturm