10.06.2016 12:06 Uhr

Xhaka will Xhaka im "Derby" nicht "umfräsen"

Granit Xhaka (re.) trifft zum Auftakt der EM auf seinen Bruder Taulant Xhaka (li.)
Granit Xhaka (re.) trifft zum Auftakt der EM auf seinen Bruder Taulant Xhaka (li.)

 Granit Xhaka hat für das kuriose wie brisante EM-Duell mit seinem Bruder Taulant ein ganz simples Rezept. "Am besten fliegen wir beide nach zwei Minuten vom Platz, dann geht es einfacher", sagte der Schweizer Nationalspieler vor dem Match am Samstag in Lens gegen Albanien.

"Ich muss schon aufpassen, dass ich ihn nicht umfräse", erklärte Taulant Xhaka, der der EM-Premiere von Albanien entgegenfiebert: "Das ist schon sehr speziell."

Was im Boxen zwischen den Klitschko-Brüdern undenkbar wäre, könnte am Samstag auf dem Fußballplatz in der Tat passieren: Ein direktes Duell ohne Rücksicht aufeinander. Die Mittelfeldspieler Xhaka gelten beide als Heißsporne und langen auf dem Platz schon mal heftig hin. "Da müssen wir versuchen, für 90 Minuten beide Augen zuzumachen", kündigte der bisherige Gladbacher Granit Xhaka bereits an.

Brüderduell kein Einzelfall

Dass zwei Brüder für zwei verschiedene Nationen gegeneinander spielen, gab es bei einer Europameisterschaft bislang noch nie. Nur bei den WM-Turnieren 2010 und 2014 traten Deutschlands Jérôme Boateng und der Ghanaer Kevin-Prince Boateng gegeneinander an, allerdings haben die Halbbrüder unterschiedliche Mütter. "Es ist ehrlich gesagt ein Scheißgefühl", bekannte der jüngere Xhaka-Bruder Granit (23) zum Familienduell: "Das ist das letzte, was wir uns gewünscht haben."

Beide wurden als Kinder albanischer Eltern in Basel geboren. Beide durchliefen Schweizer Jugend-Nationalteams, aber nur Granit startete später auch in der "Nati", dem A-Team der Schweiz, durch. Überhaupt scheint Granits Karriere glanzvoller zu werden. Mit 19 ging er für 18 Millionen Euro vom FC Basel nach Mönchengladbach, nun legte der FC Arsenal 45 Millionen Euro auf den Tisch.

"Gattuso von Albanien"

Der nicht minder aggressive und zweikampfstarke Taulant ist noch immer beim Schweizer Spitzenklub FC Basel und erspielte sich dort den Spitznamen "Gattuso von Albanien". So taufte ihn der italienische Nationalcoach Albaniens, Gianni De Biasi, in Anlehnung an den früheren Weltklassespieler der Squadra Azzurra, Gennaro Gattuso.

De Biasi nahm den älteren Xhaka-Bruder gerne auf. "Ich habe mit der Zusage alles richtig gemacht", sagte Taulant. Ein Jahr nach seinem ersten Spiel für Albanien war die erste EM-Qualifikation überhaupt für den Fußballzwerg perfekt.

"Wir haben Respekt, weil Albanien wohl das Team sein wird, das mit der größten Leidenschaft ins Turnier geht", unkte Granit Xhaka im Interview der "Sportbild". Die favorisierten Schweizer stehen vor ihrem ersten EM-Spiel in Frankreich vor einer undankbaren Aufgabe.

"Wie ein Derby"

Zumal es neben dem kuriosen Bruderduell auch zum Treffen alter Weggefährten kommt. Albaniens Amir Abrashi vom Bundesliga-Aufsteiger SC Freiburg spielte einst Seite an Seite mit Schweizer Nationalspielern in den Jugendteams der Eidgenossen: "Die gemeinsame Zeit war riesig, das macht die Sache außergewöhnlich".

Auch dem Schweizer Trainer Vladimir Petković ist bewusst, dass das Spiel für Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri und Co. etwas Besonderes ist. "Die Partie gegen Albanien ist wie ein Derby. Viele Schweizer Nationalspieler haben albanische Wurzeln, viele Spieler im albanischen Team sind in der Schweiz hervorragend ausgebildet worden, leben und spielen in der Schweiz. Darum werden auch viele Emotionen mitspielen", prophezeite Petkovic.