13.06.2016 10:39 Uhr

Nach Copa-Schmach: Dunga vor dem Seleção-Aus

Carlos Dunga steht in der Nationalmannschaft vor dem Aus
Carlos Dunga steht in der Nationalmannschaft vor dem Aus

Für die brasilianische Nationalmannschaft ist bereits in der Vorrunde der Copa América Schicht im Schacht. Einen Sündenbock haben die Medien bereits gefunden: Carlos Dunga. Der Trainer steht vor dem erneuten Aus.

In der Stunde seiner peinlichsten Niederlage als Nationaltrainer Brasiliens suchte Dunga die Schuld beim Schiedsrichter, witterte ein Komplott hinter den Kulissen und bat um mehr Geduld. Doch die zweite Ära unter dem Weltmeister-Kapitän von 1994 läuft nach der 0:1-Niederlage gegen Peru und dem damit verbundenen Vorrunden-Aus bei der Copa America in den USA dem Ende zu.

"Es gibt nur eine Sache, die ich fürchte: den Tod", entgegnete der 52-Jährige trotzig auf einen möglichen Rauswurf angesprochen. Daheim spekulierten renommierte Tageszeitungen wie die "Folha" und "Estadão" aus São Paulo sowie "O Globo" aus Rio de Janeiro in ihren Online-Portalen schon kurz nach Abpfiff der Partie in Foxborough über eine Ablösung des als Sturkopf kritisierten Trainers noch in dieser Woche.

Tore nur gegen Haiti

Eine schwere Entscheidung für den Verband CBF, dessen Präsident Marco Polo Del Nero wegen einer möglichen Verhaftung im Zusammenhang mit dem FIFA-Korruptionsskandals auf die Reise in die USA verzichtet hatte. Schließlich steht am 29. Juni bereits die Nominierung des Olympiakaders für die Sommerspiele in knapp zwei Monaten in Rio an.

"Ohne Zweifel gibt es wegen der Goldmedaille Druck, weil Brasilien noch nie Olympiasieger war", bekannte auch Dunga, gab aber zu Bedenken: "Wir versuchen einen Neuaufbau nach der WM. Wir haben Deutschland gelobt, das 14 Jahre auf den WM-Titel hin gearbeitet hat, und wir sollen Ergebnisse in nur zwei Jahren liefern."

Fakt ist aber, dass Brasilien erstmals seit 1987 in der Vorrunde einer Copa America gescheitert ist. Dass in den Gruppenspielen nach der Auftakt-Nullnummer gegen Ecuador nur gegen beim 7:1-Sieg gegen Haiti Treffer gelangen. Dass Südamerikas einstiger Fußball-Gigant in den laufenden Eliminatorias zur WM-Endrunde 2018 als derzeit Sechster die Weltmeisterschaft in Russland verpassen würde.

Dunga wittert Verschwörung

Dunga, dessen erste Amtszeit als Seleção-Coach im WM-Viertelfinale 2010 endete, suchte die Schuld für das dritte vorzeitige Scheitern in Folge beim Schiedsrichter. Der hatte den Peruanern in der 75. Minute ein Handtor von Raúl Ruidíaz zugesprochen. Sein Team hingegen habe sich Chancen herausgespielt und sei nicht Schuld am Ausscheiden.

Trotz minutenlanger Rücksprache über Funk zeigte der uruguayische Schiedsrichter Andres Cunha, der in der ersten Hälfte dem Außenseiter noch einen klaren Foulelfmeter verweigert hatte, dennoch auf den Mittelpunkt. "Sie haben sich beraten, mit irgendwem gesprochen. Das ist schon seltsam", orakelte Dunga, der zudem kursierende Gerüchte über eine Bevorzugung Mexikos beim Centenario-Turnier ansprach.

"Alle haben es gesehen. Was soll man machen?", sagte der frühere Stuttgarter Bundesliga-Profi resigniert. Diese Frage wird sich in den nächsten Tagen auch die CBF-Führungsspitze stellen.